Gösting ohne Pächter: Graz zieht sich aus Burgruinen-Pacht zurück
Graz beendet die Pacht für die Burgruine Gösting aufgrund finanzieller Engpässe und geringen Interesses an Führungen. Der langfristige Vertrag wird mit einer einjährigen Kündigungsfrist bis November 2024 aufgelöst.
Die Stadt Graz hat aufgrund von finanziellen Herausforderungen, festen Investitionsverpflichtungen im Pachtvertrag und einem begrenzten Interesse an Führungen beschlossen, den Pachtvertrag für die Burgruine Gösting bis zum 30. November 2023 zu beenden.
Finanzielle Verpflichtungen und Sanierungskosten
Der 50-jährige Vertrag, der unmittelbar nach der Gemeinderatswahl 2021 zwischen dem Eigentümer der Burgruine und dem ehemaligen Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl unterzeichnet wurde, sah eine jährliche Pacht von 40.000 Euro (netto) vor, die 2023 auf 46.700 Euro indexiert wurde. Zusätzlich dazu hatte die Stadt die Verpflichtung, bis spätestens Ende 2026 eine Sanierung für mindestens 850.000 Euro durchzuführen und die Burgruine an die öffentlichen Versorgungsnetze anzuschließen. Die Kosten allein für diese Anschlüsse wurden auf rund 2 Millionen Euro geschätzt.
Wegen Finanzen und geringem Besucherinteresse
Aufgrund dieser finanziellen Belastungen und des geringen Interesses an Führungen hat die Grazer Rathauskoalition beschlossen, den Pachtvertrag unter Einhaltung einer einjährigen Kündigungsfrist zum 30. November 2024 zu kündigen. Baupolizeiliche Verfahren gegen den Liegenschaftseigentümer wegen mangelnder Instandhaltungspflicht und die daraus resultierenden Sicherungsmaßnahmen seitens der Stadt, die etwa 150.000 Euro kosteten, waren ein weiterer Grund für die Kündigung. Zudem blieb das Angebot von Führungen durch die GrazGuides im letzten Jahr ungenutzt, was ebenfalls zur Entscheidung beitrug.
Finanzielle Verantwortung überwiegt
Manfred Eber, der Liegenschaftsstadtrat, betonte, dass die Entscheidung schwer fiel und viele Grazer und er selbst eine emotionale Bindung zur Burgruine haben. Jedoch könne man aus finanziellen Gründen und aufgrund der gegenwärtig schwierigen Haushaltslage nicht an dem bestehenden Vertrag festhalten, den man unter anderen Umständen nicht abgeschlossen hätte. Trotz konstruktiver Gespräche mit der Eigentümerfamilie konnte keine zufriedenstellende Lösung gefunden werden.
Pascuttini erfreut über Pachtvertragsende
Der Klubobmann des KFG, Mag. Alexis Pascuttini, äußerte seine Freude über die aktuelle Entwicklung: Seit zwei Jahren setzt er sich beharrlich für die Öffnung des beliebten Ausflugsziels ein. Seine fortlaufenden Bemühungen, darunter mehrere Initiativen im Gemeinderat und persönliche Nachfragen beim Finanzstadtrat Manfred Eber, trugen dazu bei, dass seine Hauptforderung – der Ausstieg der Stadt Graz aus dem undurchsichtigen Pachtvertrag – nun endlich umgesetzt wurde. Pascuttini zeigt sich erfreut über diesen Schritt und hofft, dass die Ruine Gösting bald wieder für Besucher zugänglich sein wird, wodurch ihr langjähriger Dornröschenschlaf enden könnte.