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/ ©Montage: pexels/Screenshot Instagram nusuccess_at
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Heftige Kritik für Kärntner Influencer-Agentur: „Tut mir unfassbar leid“

Heftige Kritik für Kärntner Influencer-Agentur: „Tut mir unfassbar leid“

Das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation kritisierte im Oktober 2023 ein "undurchsichtiges Franchise-System". Gründerin weist Vorwürfe von sich, denn Franchise-Nehmer sollen für Chaos sorgen.

von Yvonne Schmid-Berger
3 Minuten Lesezeit(588 Wörter)

„Bei NuSuccess sind wir eine weltweit renommierte Werbeagentur“, heißt es. Gegründet wurde in Villach Land, im Sommer siedelte man nach Wien. Standorte gäbe es aber auch in Dubai, Wien, Köln, Niederösterreich und München.

Franchise-Agentur landet auf „Watchlist Internet“

Die Internetseite www.watchlist-internet.at setzte sich kritisch mit dem System auseinander. „Bei NuSuccess ´Powered by ´ Jummymum´ bleiben die Beschreibungen aber durchwegs undurchsichtig, sodass nicht klar ist, welche Leistungen die unterschiedlichen Franchise-Pakete enthalten. Auch die Preisgestaltung folgt demselben Muster und ist kaum zu durchschauen. So sind in an uns übermittelten Verträgen unterschiedliche Franchise-Pakete zu finden: Mal kostet das günstigste Franchise-Angebot 3.000 Euro (…) nach oben hin erreichen die Preise bis zu 300.000 Euro“. Auf der Website nusuccess.at ist pauschal von einem Betrag von 25.000 Euro als „unkomplizierte Investition in Ihre Zukunft“ für die Franchise-Lizenz die Rede.

Das Foto zeigt einen Webscreenshot.
©Screenshot

Franchise-System mit vielen offenen Fragen?

„Sämtliche Personen, die sich zu NuSuccess an die Watchlist Internet gewendet haben, berichten von fragwürdigen Versprechungen vor Vertragsabschluss. So sei von hohen Gewinnen binnen kürzester Zeit die Rede – das Risiko für den Kauf der Franchise-Pakete sei daher völlig vernachlässigbar“, heißt es in der Analyse weiter. Geht es nur um die Anwerbung neuer Franchise-Nehmer? Wie sieht die genaue Leistung aus? 5 Minuten Villach fragte bei der Agentur NuSuccess powered by Jummymum nach.

„Das Ganze ist eskaliert, weil ich nicht alles kontrolliert habe. Aus heutiger Sicht wäre es besser gewesen, die Firma stillzulegen, Pause und dann weiter zumachen. Ein großer Fehler meinerseits.“

Agenturchefin & Influencerin „Jummymum“ gegenüber 5 Minuten

Chaos pur: Klagen, Anwälte & Inkassobriefe

„Ich weiß über die Analyse von Watchlist Internet und die Beschwerden Bescheid. Den Vorwurf des Schneeballsystems kann ich nicht nachvollziehen und ich selbst wurde weder von Behörden noch von vermeintlichen Opfern kontaktiert. Ich weiß aber, dass es Probleme gibt,“ stellt die Kärntner Influencerin, bekannt als Jummymum klar. Verträge würden die Leistungen und Preissituation klar regeln. „Nach einem privaten Notfall übernahm eine Partnerin alle leitenden Funktionen.“ Was danach passierte, gleiche einer Katastrophe. Es folgten Inkassobriefe, Klagen an die Standorte und zahlreiche Beschwerdemails. Auch Influencer würden noch auf ihr Geld warten.

Chefin fiel beruflich aus – Franchise-Modell versinkt im Chaos

„Als ich nicht da war, wurde von anderen Mitarbeitern Versprechen abgegeben und nicht gehalten. Kauf ein Franchise-Paket und die Million ist dir bald sicher, soll zum Beispiel einmal zugesichert worden sein. Die vielen Betriebe, die zu schnell eröffnet wurden, haben leider unprofessionelles Chaos herbeigeführt. Das Ganze ist eskaliert, weil ich nicht alles kontrolliert habe“, bedauert sie. Bei NuSucess sind über 500 Freelancer und 34 Standorte tätig.

Wurde die Agentur selbst zum Opfer?

Ein kompliziertes Konstrukt aus verschiedenen Standorten, Franchise-Nehmern, Freelancern und Influencern. Derweilen sieht sie sich und NuSuccess_at selbst als Opfer, denn es sollen auch „Gelder an uns unterschlagen“ worden sein. Schuld wäre demnach nicht das Unternehmen NuSuccess an sich – haften müssen die Franchise-Nehmer selbst, stellt sie klar.

Agenturchefin bittet öffentlich um Entschuldigung

Weltweit renommierte Werbeagentur, dieser Slogan muss wohl von der Website gestrichen werden, denn die Standorte Köln, München, Dubai und Wien wurden in den letzten Tagen geschlossen. Es soll auch keine neuen Standorte mehr geben. „Mir tut alles unfassbar leid“, schreibt die junge Gründerin selbst vor wenigen Tagen auf Instagram und entschuldigt sich für „alle betroffenen Betriebe öffentlich“. Man wolle sich selbst professionell um die verbliebenen Kunden kümmern und das Franchisesystem wurde nun komplett eingestellt.

Häufig gestellte Fragen

Das Franchise-Modell ist eine Art Geschäftspartnerschaft. Dabei erlaubt ein etabliertes Unternehmen (der Franchise-Geber) einer anderen Person oder Gruppe (dem Franchise-Nehmer), seine Marke und sein Geschäftskonzept zu nutzen. Der Franchise-Nehmer zahlt dafür in der Regel Gebühren und erhält im Gegenzug das Recht, Produkte oder Dienstleistungen unter dem Markennamen des Franchise-Gebers zu verkaufen. Zusätzlich erhält der Franchise-Nehmer oft auch Unterstützung in Form von Training, Marketing und Geschäftsführung. Ein bekanntes Beispiel für ein Franchise-Geschäft sind Fast-Food-Ketten wie McDonald’s oder Subway.

Die Seite Watchlist Internet beschreibt sich selbst als eine unabhängige Informationsplattform zum Thema Internetbetrug. „Wir informieren Privatpersonen und Unternehmen zu aktuellen Betrugsfällen im Internet und geben Tipps, um sich vor Internetbetrug zu schützen“, lautet die offizielle Erklärung. Die Arbeiterkammer ist Kooperationspartner der unabhängigen Informationsplattform Watchlist Internet, diese veröffentlicht seit 2013 Suchmaschinen-optimierte Warnmeldungen und launchte kürzlich eine App.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 22.11.2023 um 19:40 Uhr aktualisiert
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