Kritik an Elisabethstraße: „Marode Straßenstücke und fehlende Radwege“
Lange Rot-Phasen bei Ampeln, spärlich Straßenübergänge, fehlende Radfahrstreifen - Anrainer und Studierende gehen mit der Elisabethstraße hart ins Gericht. Wie äußert sich die Verkehrsplanung zu diesen Vorwürfen?
Die Verkehrssituation in der Elisabethstraße bereitet Anrainern und vor allem auch Studierenden Sorgen. Im Hauptfokus steht dabei der Straßenbereich zwischen Tegetthoffplatz und Glacisstraße. Erst im Juni ereignete sich an genau dieser Stelle ein Verkehrsunfall, der einer Studentin das Leben kostete – wir berichteten.
Das zeigt ein Lokalaugenschein
Der derzeitige Stand dort ist wie folgt: Es handelt sich um eine stark befahrene Straße. Auch Rettungswagen nutzen diese Route in besonders hoher Frequenz, da über diese das LKH erreicht wird. Des Weiteren befindet sich die Straße in unmittelbarer Uni-Nähe, auch einige Seminarräume sind dort untergebracht. Leider ist es aber so, dass den Fußgängern das Überqueren der Straße erschwert wird. Es gibt kaum Straßenübergänge und Zebrastreifen. Die Grünphasen der Fußgänger- und Radfahrerampeln sind so kurz, dass eine ältere oder geh-eingeschränkte Person in dieser Zeit nicht die andere Straßenseite erreichen würde. Aus diesem Grund nutzen viele immer wieder den „einfachsten Weg“, nämlich den direkt über die Straße. Nachdem aber die verschiedensten Fahrzeuge die Straße mit teils zu hoher Geschwindigkeit passieren, erweist sich dies als gefährliches Unterfangen.
„Ein fast tägliches Ärgernis“
Zudem ist die Route auch nicht fahrrad-freundlich, da es keinen eigenen Fahrrad-Streifen gibt und die Fahrbahn stellenweise holprig und renovierungsbedürftig ist. Gerade eben für Studenten sind die Verzögerungen, die aufgrund der derzeitigen Verkehrssituation entstehen, zum großen Nachteil, da die Zeit, um zwischen Lehrveranstaltungen die nächste Räumlichkeit aufzusuchen, ohnehin knapp bemessen ist. „Als Anrainer ist die Elisabethstraße ein fast tägliches Ärgernis. Ob der Gang zur Ärztin, zur Apotheke, zum Lebensmittelhandel oder einfach der Spaziergang mit dem Hund, ständig steht man vor der Wahl entweder über die vielbefahrene Straße in einem ruhigen Moment zu laufen, wie von Jung und Alt gefährlich oft praktiziert, oder lange Umwege zu gehen, um einen der wenigen Fußgängerübergänge zu erreichen“, so verleiht ein Anrainer seiner Empörung gegenüber 5 Minuten Ausdruck.
„Grüne Verkehrspolitik ist hier Fehlanzeige“
Aber auch bei Umwegen sollen lange Rotphasen für Wartezeiten sorgen. Als ein solches Beispiel wird die Bushaltestelle Leonhardplatz genannt. „Marode Straßenabschnitte und fehlende Radwege stellen ein Sicherheitsrisiko dar, an den gesetzlichen Abstand beim Überholen denken viele Autos nämlich nicht, was oft brenzlig endet. Im Endeffekt ist es eine Straße für Autos und Bedürfnisse der AnwohnerInnen, ob zu Fuß oder am Rad, werden komplett ignoriert“, so die Kritik. „Es steht leider im krassen Gegensatz zu Versprechungen und Slogans der Stadtregierung. Als Anwohner hatte ich viel Hoffnung, besser wurde aber nichts. In der Elisabethstraße regiert das Auto, eine grüne und anwohner-freundliche Verkehrspolitik ist hier Fehlanzeige“, resümiert der Anrainer.
Stadt Graz nicht dafür verantwortlich, sondern das Land
Laut der Abteilung „Verkehrsplanung“ der Stadt Graz handelt es sich bei der B65, Elisabethstraße um eine Landesstraße, weshalb dort das Land Steiermark Träger der Straßenbaulast und dafür verantwortlich ist. „Wir als Stadt wissen aber, dass das Land eine Sanierung der Straße in Teilabschnitten – vor allem von der Merangasse bis zum Glacis – ab 2024 einplant. Zur besseren Querung für Fußgänger:innen wurde vor ca. fünf Jahren eine neue Vollampel an der Kreuzung mit der Seebachergasse errichtet, um den sicherheitsbedürftigen Verkehrsteilnehmer:innen eine neue Option zur Überquerung anzubieten“, so äußert sich Wolfang Feigl, Abteilungsleiter der Verkehrsplanung Graz, auf Anfrage von 5 Minuten zu dieser Thematik.
Das ist für die Elisabethstraße geplant
Wie das Land nun auf Anfrage von 5 Minuten bekannt gibt, ist bezüglich dieses Bereiches tatsächlich etwas in Planung. Jedoch wird der Fokus auf den Ausbau der Busspur gelegt. „Planerisch betrachten wir die Elisabethstraße vom Glacis bis zum Leonhardplatz (LKH-Kreuzung = Schanzlkreuzung). Der erste Bauabschnitt, der im nächsten Jahr umgesetzt werden soll, reicht vom Glacis bis zur Hartenaugasse. Nachdem die Elisabethstraße die mit Abstand wichtigste Regionalbusachse in Graz in Richtung Weiz, Gleisdorf, Hartberg und Fürstenfeld ist, liegt der Schwerpunkt unter anderem beim Ausbau der Busspur (ÖV), so die Auskunft von Andreas Kreminger von der Abteilung für Verkehr Steiermark. „Die Elisabethstraße stellt in beide Richtungen aufgrund von Staubildung eine wesentliche Quelle für Verspätungen der betroffenen Buslinien dar, sodass nicht nur deutliche Verspätungen auftreten, sondern auch wichtige Anschlüsse in die Region verloren gehen“, führt dieser weiter aus.
Radverkehr soll auf Zinzendorfgasse ausweichen
In der Elisabethstraße soll es künftig zwei Busfahrstreifen geben: Von der Hugo-Wolf-Gasse stadtauswärts bis zur Merangasse, um die hohe Verspätungsanfälligkeit stadtauswärts und die resultierenden Anschlussbrücke in der Region zu verringern, und von der Hugo-Wolf-Gasse stadteinwärts bis zum Glacis, um die Busse stabiler in die Innenstadt führen zu können. Zusätzlich sollen die Gehsteige adaptiert und die Fahrbahn generalsaniert werden. „Wir haben uns mit der Stadt Graz geeinigt, die Zinzendorfgasse (‚grüne Meile‘) und weiterführend bis zum Leonhardplatz als Radroute zu führen“, so wird letztlich seitens der Verkehrsplanung Steiermark auch noch auf den Radverkehr Bezug genommen. Auf die kurzen Grün-Phasen bei den Ampeln wird nicht weiter eingegangen. Auch die rar gesäten Schutzwege werden in dem Statement ausgespart. Diesbezüglich sollen wohl keine Veränderungen geplant sein.