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Symbolfoto
Das Bild auf 5min.at zeigt Aids.

Neuer Checkpoint in Kärnten: Sexuell übertragbare Krankheiten nehmen zu

Wenige Tage vor dem Weltaidstag am 1. Dezember wird die Kärntner aidsHilfe neu positioniert.

von Carolina Jakubovic
4 Minuten Lesezeit(817 Wörter)

„Die Zunahme von sexuell übertragbaren Krankheiten ist für uns Anlass und Auftrag, das Angebot der aidsHilfe deutlich auszubauen – neben HIV-Tests, HIV-Beratungen, HIV-Unterstützungsmaßnahmen wird der Leistungsumfang des Vereins auf sämtliche sexuellen Erkrankungen, die in den vergangenen Jahren zum Teil deutlich gestiegen sind, erweitert. Damit sind vor allem Syphilis, Chlamydien, Hepatitis B oder Gonorrhoe gemeint“, informierte heute, Montag, Gesundheitsreferentin LR.in Beate Prettner bei einer Pressekonferenz.

Tests und Therapien

Einer Pressekonferenz, bei der die „neue aidsHilfe“ präsentiert wurde: „Denn mit dem Ausbau des Leistungsumfanges haben wir der aidsHilfe auch einen neuen Namen gegeben, der eben genau für dieses erweiterte Angebot steht: Ab sofort wird der Verein als ‚checkpoint sexuelle Gesundheit‘ firmieren“, so Prettner. Ab 2024 werden im „checkpoint“ nicht nur Tests auf sexuell übertragbare Erkrankungen durchgeführt, sondern „es werden auch die dafür notwendigen Therapien mit einem speziellen fachärztlichen Dienst angeboten“, so Prettner.

Name und Logo geändert

Auch für Günther Nagele, Leiter des nunmehrigen „checkpoint sexuelle Gesundheit / Aidshilfe Kärnten“ ist die Namens- und Logo-Änderung sinnvoll und zwingend: „Wir können mit unserer Unterstützung und Hilfe nur so erfolgreich sein, wie sich Menschen an uns wenden. Das heißt, wir müssen mit dem neuen Auftritt der Bevölkerung klarmachen, dass alle bei uns an der richtigen Adresse sind, die eine sexuelle Erkrankung vermuten, befürchten oder denen eine solche tatsächlich schon diagnostiziert wurde.“

20 Todesfälle pro Jahr

Apropos Diagnose: Wie bei HIV ist auch bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten eine frühestmögliche Diagnose absolut wichtig. „Bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie sind sie sehr gut behandelbar. Vor allem Aids hat dadurch im Laufe der vergangenen Jahrzehnte seinen tödlichen Schrecken verloren“, sagte Nagele. Dennoch sterben pro Jahr in Kärnten rund 20 Menschen an Aids – weil die Erkrankung zu spät erkannt wurde. Wie Landesrätin Prettner mitteilte, gelten in unserem Bundesland rund 400 Menschen als HIV-positiv, was gegenüber dem Vorjahr ein leichtes Plus von rund 20 Betroffenen bedeutet. „300 davon befinden sich in Behandlung. Und das ist ein Plus von 50, was wir als sehr erfolgreich werten. Denn jeder Patient, jede Patientin in Behandlung bedeutet eine rechtzeitige Krankheitsdiagnose“, so Prettner.

Zu späte Diagnose kann zum Problem werden

Betrachtet man die Entwicklung der Neuinfektionen über Jahre, so fällt auf, dass „seit einiger Zeit die Betroffenen immer jünger werden“, betonte Nagele. „Und das ist per se keine schlechte Nachricht, denn auch das bedeutet, dass sich vor allem die Jüngeren und MSM-Männer (Männer, die Sex mit Männern haben) testen lassen.“ Was vice versa allerdings den negativen Rückschluss ergibt: Ältere Menschen gehen zu spät zur Testung. Laut Nagele erfahren rund 42 Prozent der betroffenen Personen von ihrer HIV-Infektion erst in einem fortgeschrittenen Stadium. „Diese späte Diagnose – auch late presentation genannt – kommt vor allem bei Menschen über 50 Jahren sowie bei nicht aus Österreich stammenden Personen vor.“

Formel gegen Aids

In diesem Zusammenhang appellierte Gesundheitsreferentin Prettner: „Nur, wenn man über seine Infektion rechtzeitig Bescheid weiß, kann die Therapie starten. Eine Therapie, die Leben rettet – und zwar das eigene, aber auch das Leben anderer, weil man diese vor einer möglichen Ansteckung schützt. Daher: Lassen Sie sich bitte testen!“ Wie Prettner betonte, sei und bleibe das Ziel im Kampf gegen Aids die internationale Formel 95-95-95-0: „95 Prozent aller Menschen mit HIV kennen ihren Status, 95 Prozent davon sind unter wirksamer Therapie, 95 Prozent davon haben eine Virenlast unter der Nachweisgrenze und können das Virus nicht weitergeben sowie 0 Prozent Vorurteile.“

300 Workshops in allen Schultypen

Der Weg bis dahin sei mühsam – „wir müssen ihn vor allem über die Prävention gehen“, zeigte sich Prettner überzeugt. Deshalb finanziert das Land Kärnten über den Kärntner Gesundheitsfonds auch konkrete Präventionsmaßnahmen in den Kärntner Schulen. Pro Jahr werden mehr als 300 Workshops in allen Schultypen ab der 8. Schulstufe durchgeführt. Prävention sei – wie in allen Gesundheitsbereichen – das Um und Auf. „45.000 Euro stellen wir ausschließlich für diese Workshops zur Verfügung. Dazu kommt die Zweidrittel-Finanzierung der aidsHilfe bzw. des checkpoint: Das Land zahlt über die Gesundheitsabteilung 200.000 Euro, 100.000 Euro kommen vom Bund“, informierte Prettner. Und sie verriet: „Aktuell arbeiten wir daran, diese jährliche Förderung in einen Langzeitvertrag zu gießen. Damit hätte einerseits der Verein Rechtssicherheit, andererseits das Land eine klare Leistungsdefinition, was checkpoint alles im Auftrag des Landes zu erbringen hat.“

Meilenstein in der Geschichte

Für Günther Nagele wäre das Zustandekommen eines Vertrages „ein Meilenstein in unserer 33-jährigen Geschichte. Wenn der Vertrag quasi Hand in Hand mit unserer Erweiterung zum ‚checkpoint‘ passiert, wäre das noch einmal ein Highlight“. Zum neuen Logo erklärte Nagele: „Es stellt den Übergang von der ursprünglichen Aidshilfe zum Checkpoint sexuelle Gesundheit dar, indem Liebe genau Platz findet, wie das Wissen, dass Sexualität ein Teil unserer Gesundheit ist.“

Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 27.11.2023 um 11:06 Uhr aktualisiert
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