Hinter der Maske: Ein Krampus packt aus
Warum ist der Lauf für einen Krampus oft gefährlicher, als für den Zuschauer? Was sieht man auf der anderen Seite der Absperrung? Wie viel kostet ein Kostüm und was trägt ein Krampus eigentlich darunter?
Andere spielen Fußball oder Tennis, er verbreitet Angst und Schrecken in der Vorweihnachtszeit. „Es ist ein schönes Hobby“, meint Patrick Mailänder, der sich ab November regelmäßig in sein Krampus-Kostüm wirft und als „böser Begleiter des Nikolaus“ sein Unwesen treibt. Seit zwölf Jahren ist er Mitglied der „Gratweiner Quellenteufel“ und erzählt, dass es ihm in Wahrheit auch um die Gemeinschaft im Verein geht: „Wir unternehmen auch unterm Jahr viel gemeinsam und sind eine große Freundesgruppe.“
Tradition und Aggression
Die „Gratweiner Quellenteufel“ feiern nächstes Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum und wollen wieder zurück zur Tradition. Weg von den „Shows“ bei ihren Auftritten, wieder hin zu den traditionellen Läufen. „Wir haben keinen Spaß daran Leute zu schlagen“, schmunzelt Patrick Mailänder. „Es geht nicht um den Aggressionsabbau.“ Viel mehr ginge es um das Erschrecken und darum, die Tradition am Leben zu erhalten, erzählt er weiter. Auch gibt es von den Veranstaltern immer klare Regeln. Eine davon ist das absolute Alkoholverbot für alle Krampusse vor den Läufen.
Was trägt der Krampus unter seinem Kostüm?
Etwa alle zwei Jahre organisiert der Verein neue Kostüme, die oft von anderen Krampus-Vereinen abgekauft werden. Patrick Mailänder verrät: „Ein komplettes Kostüm kostet um die 2000 Euro. Durch den Wiederverkauf untereinander gibt es aber wenig Wertverlust.“ Die Krampus-Masken sind aus Holz geschnitzt. „Eine war einmal so schwer, dass ich nach den Läufen eine Halskrause tragen musste“, erinnert sich Patrick. Im Gegensatz zu Perchten, haben Krampusse immer nur zwei Hörner auf ihrer Maske. Die Fell-Anzüge werden extra gekauft. „Darunter ist es natürlich sehr heiß, deswegen tragen wir unterhalb meist nur Unterwäsche.“
Lebensgefahr beim Krampuslauf
„Es gibt immer wieder Menschen die meinen, wir seien zu aggressiv“, bedauert Kramperl Patrick. Das läge auch daran, dass man mit den Masken ein sehr eingeschränktes Sichtfeld hat. „Wenn Kinder ganz vorne am Zaun stehen, können wir sie oft gar nicht sehen.“ Deswegen rät er dazu, mit den Kleinen nicht in der ersten Reihe zu stehen und vorhandene Kinderzonen zu nutzen. Umgekehrt sind die Krampusse oft selbst in Gefahr: „Es kommt vor, dass am Ende des Laufes Jugendliche auf uns losgehen“, erzählt der Krampus weiter. Dabei werden er und seine Kameraden oft bespuckt, beschimpft oder an den Hörnern gerissen. Letzteres ist lebensgefährlich: „Der Kopf ist in der Maske eingeklemmt. Wen man einmal fest daran reißt, ist das Genick gebrochen.“
„Als Kind hatte ich Angst vor Krampussen.“
„Ich war als Kind bei einem Tanzverein mit meiner kleinen Schwester. Einmal kamen uns dort auch Krampusse besuchen. Meine Schwester und ich hatten so große Angst! Wir sind weinend nach Hause gelaufen und ab diesem Tag nie wieder zum Tanzen gegangen“, erinnert er sich lachend. Erst im Teenager-Alter traute er sich wieder zu den Läufen und war dann auch schnell auf der anderen Seite der Absperrung zu finden: „Damals gab es Vorläufe‘, bei denen die Kinder mit Gummimasken gelaufen sind.“ Patrick fand Gefallen an dieser Rolle, der Keim für seine Karriere als Krampus war gesät.