Und plötzlich ist der Strom weg: Was wir aus dem 1. Adventwochenende lernen
Aufgrund der heftigen Schneefälle mussten über 20.000 Haushalte im Murtal am ersten Dezemberwochenende ohne Strom auskommen. Nun soll an einem steirischen Maßnahmenplan gearbeitet werden, um sich auf den Extremfall vorzubereiten.
Seit längerem wird von den österreichischen Behörden, in der Steiermark besonders von der Fachabteilung für Katastrophenschutz in Zusammenarbeit mit dem Zivilschutzverband Steiermark, über Vorsorge und Verhaltensweisen für den Fall längerer Stromausfälle (insbesondere „Blackout“) informiert. Am Wochenende vom 2. auf den 3. Dezember ist es durch einen erheblichen Schaden einer Hochspannungsleitung zu einem länger andauernden Stromausfall in weiten Teilen der Bezirke Murau und Murtal gekommen – wir berichteten. Aus dem Schadensfall und der Bewältigung dessen konnten bereits erste Erkenntnisse gewonnen werden, weitere Analysen folgen. Im Rahmen eines Pressegesprächs in der Landeswarnzentrale Steiermark wurden am Montag, den 11. Dezember seitens der Verantwortlichen erste Ergebnisse präsentiert.
Eigenvorsorge soll ernst genommen werden
„Ich möchte allen, die an der Behebung der Schadensereignisse Anfang Dezember mitgewirkt haben, ein großes Danke sagen. Wir haben gesehen, wie wichtig es ist, einschlägige Übungen durchzuführen und damit den möglichst reibungslosen Ablauf der Einsatzorganisationen zu gewährleisten. Gerade in der Bezirkshauptmannschaft Murtal konnte festgestellt werden, dass die Abläufe nach einer durchgeführten Blackout-Übung exzellent funktioniert haben. Außerdem appelliere ich an alle, die Eigenvorsorge ernst zu nehmen und für den Fall eines längerfristigen Stromausfalles Vorsorgemaßnahmen zu treffen“, betont Landeshauptmann Christopher Drexler. Ein wesentlicher Baustein sei dabei ein detaillierter gesamtsteirischer Maßnahmenplan, an dem intensiv gearbeitet wird und der in der ersten Jahreshälfte 2024 in einer ersten Version vorliegen soll, kündigt der Landeshauptmann an.
Verkehrswege müssen benutzbar sein
Im Rahmen des Gesprächs wurde auch auf das Verkehrsnetz thematisiert. „Seitens des Landes ist es mir auch ein Anliegen, auf die Wichtigkeit des Straßenerhaltungsdienstes hinzuweisen – gerade im Winter ist es ein ganz entscheidendes Thema, dass die Verkehrswege durchgehend benutzbar sind, um die Möglichkeit zu haben, im Notfall Dinge dorthin zu bringen, wo man sie braucht“, so der Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang.
Radio wichtigster Informationsträger
Auch Harald Eitner, Leiter der Fachabteilung Katastrophenschutz und Landesverteidigung, äußert sich zu dem Vorfall: „Wir haben umgehend mit der Evaluierung des Einsatzes begonnen, auch mit Blick auf das Blackout-Szenario. Wobei wichtig ist zu differenzieren: Beim Ereignis am ersten Dezember-Wochenende hat es sich um einen regionalen Stromausfall gehandelt, im Falle eines Blackouts sprechen wir von ganz anderen Dimensionen. Einige wertvolle Erkenntnisse konnten wir jedenfalls gewinnen: Vorbereitung und Übungen sind unerlässlich, das hat sich bei den Abläufen in den Bezirksverwaltungsbehörden gezeigt. Dass nur vier Tage zuvor mit der BH Murtal eine Kommunikations-Übung im Blackout-Fall abgehalten wurde, hat sich als ausgesprochen wertvoll erwiesen. Neben dem Funkkontakt zwischen Behörden und Einsatzorganisationen ist auch das Radio für die Information der Bevölkerung ein wichtiger Baustein der Kommunikation. Dieses Service gilt es durch technische Adaptionen durch die zuständigen Stellen zu verbessern. Auch bei den Pflegeheimen haben wir gesehen, dass es Handlungsbedarf im Hinblick auf Notstromversorgung gibt. Diese Punkte und vieles mehr wird Teil unseres Blackout-Maßnahmenplans sein, der im kommenden Jahr veröffentlicht werden wird. Wobei zu sagen ist, dass dieser Plan per se keine Probleme löst, sondern aufzeigt, in welchen Bereichen wir wie aufgestellt sind.“
„Einzigartige Herausforderung“
Franz Strempfl, Geschäftsführer der Energienetze Steiermark GmbH betont, dass es sich bei diesem Stromausfall, um ein noch nie dagewesenes Szenario handelte – die Situation war ein echter Extremfall. „Dass ein Hochspannungsmast vollständig zu Boden geht, ist so in den vergangenen Jahrzehnten noch nie passiert und war daher eine einzigartige Herausforderung. Die schnelle und reibungslose Zusammenarbeit mit dem Straßenerhaltungsdienst, den erforderlichen Firmen, Behörden und Gemeinden, den Freiwilligen Feuerwehren und örtlichen Landwirten hat dazu geführt, dass unsere Techniker und Monteure in einem herausragenden Kraftakt durch den Aufbau eines Ersatzgestänges die Stromversorgung innerhalb von 28 Stunden wieder herstellen konnten. Dieser Fall war eine Einzelstörung, im Gegensatz zum Blackout-Szenario lag es also in unseren Händen, das Problem zu beseitigen und die Funktionalität des Netzes wieder herzustellen“, sagt Strempfl.
Was tun, wenn der Strom weg ist?
Worauf es im Fall eines Blackouts ankommt, weiß Heribert Uhl, Landesgeschäftsführer des Zivilschutzverbandes Steiermark: „Vor allem auf die Vorbereitung – alle Bürgerinnen und Bürger können für sich den Selbstcheck machen, wie gut sie vorbereitet sind: Schalten Sie bei sich zu Hause probeweise den Strom ab und überlegen Sie dann, wie lange Sie ohne Elektrizität auskommen. Wie lange reichen die Vorräte an Nahrungsmitteln und Trinkwasser? Habe ich ausreichend Kerzen, ein hand- oder batteriebetriebenes Radio? Diese und ähnliche Fragen und die Antworten darauf zeigen, ob man ausreichend vorgesorgt hat oder nicht“, so Uhl. „Das Wichtigste für den Fall eines langanhaltenden Stromausfalls ist das, was man vorher getan hat. Die Eigenvorsorge und das Wissen aller Bürgerinnen und Bürger, wie man sich verhalten soll, ist der Kern der Bewältigung eines solchen Ereignisses“, so Drexler und Lang.