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/ ©Pexels.com
Bild auf 5min.at zeigt einen Wolf.

Kärnten will jeden Wolf mehrmals schießen: „Das wird Millionen kosten“

Weihnachtsfriede in Kärntens Wäldern sieht anders aus: Bis 8. Jänner dürfen gleich drei "Risikowölfe" in Villach, den Bezirken Spittal und Hermagor abgeschossen werden. Nun kam eine scharfe Reaktion vom World Wildlife Fund (WWF).

von Manfred Wrussnig
3 Minuten Lesezeit(691 Wörter)

„Das wird Österreich Millionen Euro an Strafen kosten“, so ein Sprecher des  WWF. Vom WWF wurden jetzt, exklusiv für 5 Minuten, fast unglaubliche Zahlen veröffentlich: „Bis Mitte November gab es heuer allein in Kärnten 88 Abschussverordnungen, für gezählte 26 Wölfe. Das heißt, jeder Wolf wurde statistisch gesehen 2023 mehrmals zum Abschuss freigegeben. Bis Ende Dezember haben wir dann wohl den Hunderter voll“, so der Sprecher. 

„88 Risikowölfe ist nicht nachvollziehbar“

Acht Risikowölfe wurden abgeschossen, kein einziger Schadwolf dabei, der Vieh gerissen hat. „Jaja bei Schadwolf kommt der dafür verantwortliche Politiker, Landeshauptmann-Stellvertreter Martin Gruber (ÖVP) nicht durch, im Winter sowieso nicht, weil kein Vieh auf der Alm ist, ist das mit Schäden ja nicht begründbar. Bei der Bezeichnung „Risiko“ gibt es Spielraum, die Verordnung zu begründen, aber 88 Risikowölfe ist freilich wiederum nicht nachvollziehbar“, stellt man beim WWF fest.

„Gebissen oder bedroht wurde noch niemand“

Im Land wieder stützt man sich bei den Abschussverordnungen auf das von der EU 1992 herausgegebenen „Fauna, Flora Habitat“ (FFH) und dort auf den Artikel 16 in dem es unter anderem heißt, wann Abschüsse temporär möglich sind: „Im Interesse der Volksgesundheit und der öffentlichen Sicherheit oder aus anderen zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art oder positiver Folgen für die Umwelt.“ Im Klartext: Wird ein neugieriger Wolf in der Nähe eines Hauses zwei Mal gesehen und durch Rufe oder Schüsse nicht vergrämt, darf er erlegt werden, weil er eine Bedrohung für die öffentliche Sicherheit ist. Aber wie man sieht, klappte das nur bei 10 Prozent der Verordnungen. Oder er tauchte an dem Ort nicht mehr auf, wurde also doch erfolgreich vergrämt und darf trotzdem vier Wochen lang gejagt werden. Und: „Gebissen oder bedroht wurde noch niemand.“

WWF ortet „Missbrauch“ der Freiräume

„Die Staaten sollen die Freiräume in der FFH-Richtlinie nutzen, um den Wolf zu regulieren“, hieß es auch seitens der EU. „Nützen ja, aber nicht missbrauchen“, hält man beim WWF entgegen. Man darf deshalb gespannt sein, wie das eingeleitete Strafverfahren enden wird.  Der WWF wieder geht davon aus, dass kein Wolf in Kärnten, der zum Abschuss frei war, jemals einen Menschen konkret gefährdet hat. „Aber da erfahren wir ja auch nichts, selbst die Art und Weise, was da genau bei der Vergrämung passierte, wird vom Land geheim gehalten“, wird kritisiert. 

26 oder doch 70 Wölfe in Kärnten?

Diskutiert wird auch über die Anzahl der Wölfe in Kärnten. „Das Land geht von 26 durch DNA in Kotproben nachgewiesenen verschiedenen Wölfen aus. Mario Deutschmann von der Kärntner Jägerschaft sprach in einem Interview in einer Wochenzeitung wiederum von mindestens 70 Wölfen, die in Kärnten unterwegs wären.

„Die Bauern müssen sich ordentlich gepflanzt vorkommen“

Kärnten hat leider in Brüssel kein Geld für einen Herdenschutz angefordert, jetzt gibt es auch keines die nächsten Jahre. Auch dafür hat der WWF eine Erklärung. „Die haben angenommen,  alle Wölfe abschießen zu können, also wurde erst gar nicht um Geld für den Herdenschutz angefordert. Die Rechnung ging halt nur nicht auf, wie man jetzt sieht. Abgeschossen wurden gerade ein Mal zehn Prozent und dazu heimste man sich auch noch ein Strafverfahren aus Brüssel ein. Die Millionen an Strafen, die nun wegen aller illegalen Abschussverordnungen  auf Österreich zukommen, hätte man lieber den Bauern für Herdenschutz geben sollen, dann würde es auf den Almen auch keine Schafrisse mehr geben. Die Bauern müssen sich ja ordentlich gepflanzt vorkommen, denn die Schafrisse wären durch Geld von der EU zu verhindern gewesen. Schafe unbeaufsichtigt in ein von Wölfen kontrolliertes Almgebiet zu treiben, das geht halt jetzt nicht mehr, das ist fahrlässig. Im Grunde eine Tierquälerei“, so der WWF Sprecher.

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