Wölfe bald nicht mehr „streng geschützt“? EU will Schutzstatus absenken
Die EU-Kommission schlägt vor, den Status des Wolfs von "streng geschützt" zu "geschützt" herabzustufen. Die Rückkehr des Wolfs in EU-Regionen habe zu Problemen geführt, begründet die Kommission ihre Entscheidung.
Die Kommission präsentierte am Mittwoch in Brüssel einen Vorschlag, mit dem der Schutzstatus des Wolfs angepasst werden soll. Zur Änderung des Status auf EU-Ebene bedarf es der Zustimmung der EU-Mitgliedstaaten und anderer Vertragsparteien des Berner Übereinkommens.
Wolf ist zu einer Gefahr geworden
„Die Rückkehr des Wolfs ist eine gute Nachricht für die Artenvielfalt in Europa. Die Dichte der Wolfsrudel in einigen europäischen Regionen ist inzwischen jedoch zu einer echten Gefahr geworden, insbesondere für die Nutztierhaltung“, so EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die lokalen Behörden forderten „größere Flexibilität für das aktive Management kritischer Wolfspopulationen“. Dies sollte auf europäischer Ebene erleichtert werden, und der von der Kommission heute eingeleitete Prozess sei ein wichtiger Schritt dahin.
Großer Meilenstein
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) sprach in einer Reaktion gegenüber der APA von einem „ersten großen Meilenstein“. Er forderte nun die Mitgliedsstaaten auf, sich „klar zu positionieren und einer Änderung zuzustimmen.“ Der Minister weiter: „Fakt ist, der Wolf ist in Europa nicht mehr vom Aussterben bedroht und vermehrt sich mittlerweile pro Jahr um bis zu 30 Prozent.“
Landwirtschaft und Tierschutz sollen ernst genommen werden
„Die aktuellen europäischen Regeln zum Schutz von gefährdeten Tieren in der EU sind in unseren Augen ausgewogen. Sie sind ein passender Rahmen für den Erhalt unserer Tierwelt und für eine funktionierende Almwirtschaft. Sie ermöglichen schon jetzt die Entnahme von einzelnen Tieren, wenn andere Maßnahmen nicht wirken“, hieß es aus dem Klimaschutzministerium. Es gehe nun darum, die Bedürfnisse der Landwirtschaft genauso ernst zu nehmen wie den Schutz gefährdeter Arten.
Kritik vom WWF
„Das ist ein populistischer Angriff auf den Artenschutz und widerspricht den wissenschaftlichen Fakten“, kritisiert Artenschutz-Experte Christian Pichler vom WWF Österreich. Der WWF fordert daher alle EU-Mitglieder inklusive der österreichischen Bundesregierung dazu auf, das Vorhaben nicht zu unterstützen. „Wölfe sind ein wichtiger Faktor für gesunde Wälder und unterstützen damit auch das Erreichen der EU-Naturschutz-Ziele“, sagt Pichler. (APA, red 20.12.2023)