Hochrisiko-Häftling spurlos verschwunden: „Handlanger“ muss jetzt büßen
Nach wie vor keine Spur gibt es von Islam Y., einem Hochrisiko-Häftling der Justizanstalt Krems-Stein, der am 14. November 2023 eine MRT-Untersuchung zur Flucht genutzt hat. Jetzt wurde jedoch sein "Handlanger" geschnappt.
Wo sich der 35-Jährige am Abend des 21. November befunden hat, ist mittlerweile bekannt: Er passte den Mann seiner Cousine in Wien-Favoriten ab und schlug den 31-Jährigen spitalsreif. Der „Handlanger“, der ihm das Opfer zugeführt hatte, ist am Freitagnachmittag am Wiener Landesgericht verurteilt worden.
Europaweit gesucht – brutal verprügelt
Für den Mann setzte es als Beitragstäter zur schweren Körperverletzung 20 Monate unbedingt. Er hatte das Opfer angerufen und unter der Vorgabe, mit ihm etwas besprechen zu müssen, aus seiner Wohnung gelockt. Auf der Straße wurde der 31-Jährige dann von dem auf der Flucht befindlichen, mit europäischem Haftbefehl gesuchten Islam Y. in Empfang genommen. Er versetzte ihm zunächst fünf Faustschläge gegen den Kopf und den Oberkörper, worauf der 31-Jährige zu Boden stürzte. Dort kassierte er sechs Fußtritte gegen Kopf und Körper und weitere elf Faustschläge ins Gesicht. Islam Y. – wie der mutmaßliche Beitragstäter und das Opfer der Gewalttat tschetschenischer Herkunft – war vor seiner Inhaftierung Mixed-Martial-Arts-Kämpfer. Er saß in der JA Stein eine elfjährige Freiheitsstrafe ab, die unter anderem wegen Raubes ausgesprochen worden war.
„Egokomplex“ führte ins Gefängnis
Der Mann, der den 31-Jährigen in die Falle gelockt hatte, filmte die Gewalttat mit seinem Handy. Das Video machte anschließend in der tschetschenischen Community die Runde – es sollte offenbar der Wiederherstellung der Ehre dienen, in der sich Islam Y. verletzt erachtete. Der Ehemann habe sich gegenüber seiner Cousine negativ über ihn geäußert. Dieser erlitt infolge der Schläge und Tritte Brüche des Jochbeins und des Oberkiefers sowie ein Galeahämatom links über dem Ohr. Wo sich Islam Y. jetzt aufhält, ist nicht klar. Sowohl der Angeklagte als auch der als Zeuge vernommene Verprügelte betonten in der Verhandlung, sie hätten keine Ahnung, wo sich der 35-Jährige jetzt befinde. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Flüchtigen führen, sind 5.000 Euro ausgelobt. (APA/red.16.2.24)