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Symbolfoto zu einem Beitrag von 5min.at: Zwei Hände in Handschellen tippen auf einer Tastatur
Innenminister präsentierte Anzeigenzahlen von 2023

Jünger und professioneller: Immer mehr Kriminelle „fühlen sich im Netz wohl“

Die Kriminalität in Österreich hat im vergangenen Jahr leicht zugenommen, wie Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Montag bekanntgab. Im Vergleich zum Jahr 2022 gab es um acht Prozent bzw. um 39.061 mehr Anzeigen.

von Janine Ploner Janine Ploner 5 Minuten Online Redaktion
3 Minuten Lesezeit(657 Wörter)

Hauptverantwortlich für den Anstieg sind vor allem Eigentumsdelikte wie Einbrüche, Wirtschafts- sowie Internetkriminalität. Deutlich zeigte sich, dass rund 12,5 Prozent aller Delikte bereits im Netz stattfinden.

Internetkriminalität deutlich gestiegen

Das bedeutet, dass neben klassischen Wirtschaftsdelikten wie Betrug auch klassische Gewaltdelikte wie gefährliche Drohung oder Erpressung über das Internet durchgeführt werden. 34.069 wurden Betrüger im Netz angezeigt. Unter anderem wurden 3.891 Erpressungen und 2.245 bildliche Darstellungen von Kindesmissbrauch oder sexualbezogene Darstellungen von Minderjährigen zur Anzeige gebracht. „Der Trend bei der Internetkriminalität setzt sich fort“, betonte Karner. Insgesamt verzeichnete die Polizei 2023 eine Steigerung von mehr als neun Prozent bei Internetkriminalität.

Weniger Schlepper und Bankräuber unterwegs

Ebenfalls zugenommen haben auch „klassische Delikte“ wie Ladendiebstahl oder die Diebstähle mit gestohlenen Bankomatkarten. Karner appellierte in diesem Zusammenhang an die Bevölkerung ein besonderes Auge auf Kredit- und NFC-Karten zu werfen. Banküberfälle wurden im Jahr 2023 kaum noch verübt, im vergangenen Jahr wurden neun Coups durchgeführt. „Vor zehn Jahren gab es noch 80 Überfälle pro Jahr“, betonte Karner. Einen Rückgang gab es 2023 auch bei der Schlepperkriminalität, was das Innenministerium auf den Einsatz verschiedenster Maßnahmen wie etwa die „Operation Fox“ zurückführt. Bei der Aktion waren österreichische Polizisten in Ungarn in Kooperation mit den dortigen Behörden im Einsatz. Mit 4.704 Anzeigen wegen Schlepperei im Jahr 2023 ist die Zahl im Vergleich zu 9.186 Anzeigen im Jahr 2022 fast um die Hälfte zurückgegangen.

Delikte im Überblick:

Die größten Bereiche in der Kriminalitätsstatistik 2023 teilen sich in fünf Felder auf: Am häufigsten wurden 2023 wegen Eigentumsdelikten Anzeige erstattet, nämlich 162.242 Mal. Danach folgt schon die Wirtschaftskriminalität mit 103.330 Delikte. Gewaltdelikte wurden im vergangenen Jahr 85.374 Mal angezeigt. Die Internetkriminalität hat 65.864 Anzeigen nach sich geführt und die organisierte Kriminalität 40.333 Anzeigen.

„Mehr als jeder zweite Fall wurde aufgeklärt“

Insgesamt gab es laut Karner im Jahr 2023 528.010 polizeiliche Anzeigen, die Kriminalität ist damit auf ein etwas höheres Niveau geklettert als im Jahr 2019 vor Beginn der Pandemie. Damals registrierte die Polizei insgesamt 488.912 Anzeigen. Die Aufklärungsquote lag 2022 bei rund 52,3 Prozent (276.043 Anzeigen). „Mehr als jeder zweite Fall wurde aufgeklärt“, so Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit Franz Ruf.

„70 Diebstäle pro Tag“

Bundeskriminalamts-Direktor Andreas Holzer betonte, dass Eigentumskriminalität „in den letzten 20 Jahren einen steten Rückgang“ verzeichnete. Vor allem im Bereich der Wohnraum-Einbrüche habe man die Zahlen drastisch reduzieren können. Holzer führte das auf Präventionsarbeit aber auch auf technische Entwicklungen zurück. „Die Bevölkerung ist nachgezogen, im Bereich der Sperrvorrichtungen, Fenster und Türen, aber auch Alarmanlagen wurden verbessert“, so der leitende Beamte. Die größte Zunahme im Eigentumsbereich wurde dagegen bei Diebstählen mit rund 12.000 Delikten 2023 registriert. Er verwies auf reisende Tätergruppen, „die nach der Pandemie zurückgekehrt sind und noch professioneller vorgehen“. Er sprach in diesem Zusammenhang von etwa „70 Fällen pro Tag“.

Trickbetrüger und „Falsche Polizisten“

Bei Wirtschaftskriminalität entfallen laut Polizei rund 64.000 Anzeigen auf Betrugsdelikte. Holzer nannte hier unter anderem Trickbetrügereien. Dabei seien die Anzeigen bei Trickbetrug gesunken hieß es, so Holzer. Er verwies unter anderem auf erfolgreiche Ermittlungen im Bereich „Falsche Polizisten“. Bei Gewaltkriminalität sind die Delikte im vergangenen Jahr um 8,3 Prozent angestiegen. Auch hier stelle man eine Verlagerung ins Internet fest, so Holzer. Holzer nannte zudem 72 angezeigte Mordfälle.

Kriminalität wird immer „jünger“

Eine Zunahme gab es auch bei der Identifizierung der Tatverdächtigen: 2023 wurden 329.991 mutmaßliche Täter von der Polizei ausgeforscht. Das ist ein Plus gegenüber dem Vorjahr von rund zehn Prozent. 77 Prozent waren Männer. 13,4 Prozent waren unter 18 Jahre. Etwas mehr als die Hälfte der Tatverdächtigen waren Österreicher. Auf annähernd konstantem Niveau sind laut Innenministerium die Anzeigen im Bereich der Jugendkriminalität geblieben. Die Polizei verzeichnete insgesamt eine leichte Abnahme. Franz Ruf hob jedoch den Anstieg der Anzeigen gegen unter 14-Jährigen um 1,7 Prozent im Vergleich zu 2022 bzw. rund 18 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 vor der Pandemie hervor. Experten verweisen in diesem Zusammenhang jedoch auch auf eine Veränderung bei der Zählweise. Ruf betonte, dass sich auch bei Jugendlichen kriminelle Handlungen in den digitalen Raum verlagerten. „Wir sehen einen Rückgang bei den klassischen Sachverhalten“, sagte der Generaldirektor. (APA/red. 25.3.24)

Fünf-Punkte-Maßnahmenpaket:

Der Innenminister präsentierte ein Fünf-Punkte-Maßnahmenpaket, das sich aus den nun präsentierten Zahlen ableiten lasse. Der erste Punkt betrifft die konsequente Umsetzung der Kriminaldienstreform mit dem Schwerpunkt Cybercrime, die im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben wurde. Das bedeute 38 neue Kriminalassistenzdienstellen in allen Regionen Österreichs mit mehr als 700 zusätzlichen Arbeitsplätzen in den nächsten Jahren, skizzierte Karner. Der Druck auf die Schleppermafia betreffe den zweiten Punkt. Der dritte Punkt betreffe die Jugendkriminalität, wie etwa die Etablierung einer entsprechenden Einsatzgruppe. Bei vierten Punkt Einbruchskriminalität werde es in Zukunft mehr Schwerpunkteinsätze in diesem Bereich geben. Der fünfte Punkt betreffe das Thema Ausländerkriminalität. „Es gibt bestimmte Nationalitäten, die auffällig sind, und es ist auch notwendig hier Schwerpunktmaßnahmen zu setzen“, sagte Karner.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 25.03.2024 um 15:42 Uhr aktualisiert
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