Vater starb im Rettungsauto: Sohn umarmt Arzt und vergibt ihm
Peters Familie musste eine wahre Tragödie durchleben: Sein Vater starb in einem Rettungsauto unter der Behandlung eines betrunkenen Arztes. Trotz der Umstände schafft es Peter dem Mediziner bei der Verhandlung zu vergeben.
Einen Familienangehörigen zu verlieren, ist wohl das Schmerzlichste, das man erleben kann. So eine Tragödie ist auch Peter widerfahren. Sein Vater ist vor etwa einem Jahr verstorben. Die Umstände rund um den Tod hinterlassen ein schockierendes Bild: Der gebürtige Kroate war nämlich jener Patient, der nach der Behandlung durch einen betrunkenen Arzt verstorben ist – 5 Minuten berichtete.
Vor Gericht schuldig bekannt
Am gestrigen Dienstag, dem 9. April, wurde jener Arzt, ein 34-jähriger Slowene, am Bezirksgericht Villach wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit zu einer Geldstrafe von 600 Euro verurteilt. Vor Gericht bekannte er sich schuldig. Er habe am Vortag sehr viel Alkohol getrunken, während der Fahrt aber nicht, beteuerte er. Der Notarzt war allerdings schon vorab der Meinung, dass der Kroate nicht transportfähig wegen „zu vieler Diagnosen“ gewesen ist. Sein größter Fehler sei darin gelegen, den Patienten überhaupt übernommen zu haben, aber sein Vorgesetzter hätte ihm Druck gemacht – mehr dazu hier.
Vor Gericht vergeben
All diese Worte bekam auch Peter – er ist Theologe in Deutschland – zu hören. Doch anstatt Wut und Hass zu empfinden, bewies er wahre Größe. „Ich habe gemerkt, wie der Arzt Blickkontakt zu mir gesucht hat“, erinnert sich Peter im Gespräch mit 5 Minuten an die Gerichtsverhandlung zurück. Er weiß, dass der Mediziner selbst mit vielen privaten Problemen zu kämpfen hatte. „Genau deswegen war eine Vergebung für uns alle sehr wichtig. Er hat sich sehr schuldig gefühlt. Also habe ich ihn in den Arm genommen und ihm gesagt: ‚Ich verstehe dich, Junge. Aber du bist Arzt und weißt, welche Folgen Alkoholismus haben kann. Es gibt eine Lösung. Ich verzeihe dir‘.“ Die tränenreiche Umarmung sorgte bei allen Anwesenden im Gerichtssaal für Verwunderung.
Viele Fragen, doch kaum Antworten
Peter mag dem jungen Mann, der in den letzten Augenblicken an der Seite seines Vaters war, zwar verziehen haben, aber seine Empörung ist dennoch groß. „Gestern habe ich erfahren, dass es eine Rangelei gab. Mein Vater soll sich gewehrt und auch den Arzt geschlagen haben. Ich frage mich, wieso. War es, weil er sich nicht von einem Betrunkenen behandeln lassen wollte? War es, weil die Medikamente falsch waren? Außerdem, wie kann sein Tod aus ’natürlich‘ beurteilt werden, wenn ihm doch ein Medikament verabreicht wurde, das zu Atemnot und Herzversagen führen kann? Wieso wurde mein Papa überhaupt mit dem Rettungswagen und nicht mit dem Flieger transportiert, mein Papa war ja auch herzkrank?“ Diese und viele mehr sind Fragen, die Peter durch den Kopf schwirren. Er wünscht sich, dass die Wahrheit ans Licht komme.
„Ich habe vertraut“
„Ich habe vertraut, dass mein Papa heil zu uns nach Deutschland kommt. Nie hätte ich gedacht, dass er die Fahrt nicht überleben würde“, zeigt sich der Theologe bestürzt. Den Leichnam seines Vaters konnte er nicht sehen. „Ich konnte mich bis heute nicht verabschieden. Ich kann es auch noch immer nicht glauben, dass mein Papa tot sein soll. Aber vielleicht ist es auch besser so.“
„Mein Papa war so liebevoll“
Ihm bleibt nichts, als die Erinnerung an seinen Vater. Das Haus in Kroatien hat er verkauft, die gemeinsame Wohnung in München auch. „Mein Papa war ein wirklich so liebevoller Mensch. Unser Haus in Kroatien hat er selbst gebaut. All die guten Eigenschaften, die ich habe, die hat er mir gezeigt. Er sagte immer: ‚Tu niemandem etwas, was du nicht willst, dass es dir passiert. Sei freundlich, Peter.‘ Mein Papa und ich hatten ein wirklich gutes Vertrauensverhältnis.“