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Vergiftung nach Routine-Untersuchung: Steirerin warnt nun vor Folgen
Gadolinium birgt Risiken bei MRT-Untersuchung.

Vergiftung nach Routine-Untersuchung: Steirerin warnt nun vor Folgen

Seit 2021 soll Lena S.* aus Gröbming an den Folgen einer Gadolinium-Toxizität leiden. „Die Beschwerden kamen direkt nach der Untersuchung“, erzählt die Betroffene.

von Jasmin El-Ashi-Pöstinger
4 Minuten Lesezeit(786 Wörter)

Die 36-Jährige berichtet, dass sie zuerst nur verschwommen gesehen habe. Ein paar Tage später folgte eine Migräneattacke: „Ich musste mich übergeben und konnte nicht mehr normal sprechen.“ Es folgten Schmerzen wie bei einem „Muskelkater“, die dazu führten, dass sie kurz darauf nicht mehr Treppensteigen konnte. Ursache dafür soll das Gadolinium im verabreichten Kontrastmittel gewesen sein, vermutet sie.

Was ist „Gadolinium“?

„Gadolinium“ ist ein Schwermetall, das in den Kontrastmitteln enthalten ist, welche bei einer MRT-Untersuchung üblicherweise intravenös verabreicht werden. Durch das Gadolinium werden Organstrukturen im Körper deutlich sichtbar gemacht. In Lenas Fall ginge es darum, ein Hypophysenadenom, also einen gutartigen Tumor an der Hirnanhangsdrüse, auszuschließen. Normalerweise sollte das Gadolinium nach einer MRT-Untersuchung innerhalb weniger Tage vom Körper ausgeschieden werden. Doch dies sei nicht immer der Fall.

Selbsthilfegruppe gab entscheidenden Hinweis

„Durch den zeitlichen Zusammenhang mit dem MRT habe ich meine Symptome gegoogelt und bin schnell auf Informationen zu einer Gadolinium-Vergiftung gestoßen“, so Lena*, die bei ihrer Suche auch mehrere Selbsthilfegruppen von Betroffenen fand. „Als ich dort meine Symptome schilderte, bekam ich den Rat, den Gadolinium-Wert in meinem Blut untersuchen zu lassen, was ich dann auch getan habe.“ Und dieser Wert soll extrem erhöht gewesen sein. Ihre Vermutung war also, dass auch bei ihr so ein Fall vorliegen könnte. „Ich habe daraufhin im MRT-Institut nachgefragt, wurde aber nicht ernst genommen. Ich bekam auch keine Auskunft über die Menge des verabreichten Kontrastmittels“, kritisiert Lena.

Berichte über Beschwerden häufen sich

Es häufen sich die Berichte von Geschädigten, die nach der Gabe eines Kontrastmittels unter neurologischen Störungen, Haut- und Nierenproblemen, Muskelschmerzen und anderen Symptomen leiden. Im Jahr 2017 verklagte zum Beispiel der Action-Star Chuck Norris elf Pharmazie-Firmen, da auch seine Ehefrau an den Folgen der Gadolinium-Toxizität leiden soll. Zahlreiche Experten raten zur Vorsicht. „Mediziner gingen davon aus, dass Gadolinium innerhalb weniger Stunden nach der Aufnahme unverändert über die Nieren ausgeschieden wird. Doch tatsächlich kann Gadolinium noch bis zu anderthalb Jahre nach Verabreichung bei einigen Menschen im Körper nachgewiesen werden – in der Haut, in Knochen und auch im Gehirn“, heißt es zum Beispiel in einem NRD-Beitrag. Demnach sollen Betroffene nach gadoliniumhaltigen Kontrastmittelgaben immer wieder über Muskelschmerzen, Nierenprobleme, Hautveränderungen und neurologische Störungen berichten.

„Therapiekosten müsste ich selbst zahlen.“

Nach der Blutuntersuchung folgte ein „Ärzte-Marathon“ erzählt Lena S.*: „Viele haben mit Unverständnis reagiert. Oder teilweise Unwissen. Es gibt bis heute keine anerkannte Diagnose für eine Gadolinium-Vergiftung.“ Es gäbe zwar die Möglichkeit einer Ausleitungstherapie mit Infusionen, doch bei dieser sei es fraglich, ob das gesamte Schwermetall aus dem Körper entfernt werden könne. Zudem müsste sie auch die Kosten dafür selbst tragen, welche bei mehreren tausend Euro lägen. „Ich helfe mir jetzt mit verschiedenen natürlichen Entgiftungsmitteln wie zum Beispiel Zeolith, Kurkuma und Weihrauch.“ Diese brächten zumindest Erleichterung, so Lena S.

Lenas Highlight

Die Geschädigte leide aber nach wie vor noch an Muskel- und Gelenkschmerzen und an einer „Steifheit“, ähnlich wie bei Rheuma. „Mein persönliches Highlight war 2023. Da konnte ich zum ersten Mal wieder sieben Kilometer am Stück gehen.“ Ein Erfolgserlebnis für Lena S., die in den akuten Phasen ihrer Beschwerden nicht mal den Weg zum Postkasten schaffte. Gleichzeitig betrübt es, wenn sie an früher denke, als Wanderungen mit über 20 Kilometern kein Problem für sie waren. „Ich hoffe einfach, dass die Beschwerden mit den Jahren weniger werden.“

„Untersuchung für viele Menschen wichtig für die Diagnose“

Heute ist es ihr Anliegen, über ihre Geschichte zu sprechen und aufzuklären: „Es gibt auf mehrere Selbsthilfegruppen, bei denen man sich über Studien und Alternativen erkundigen kann. Viele, die dort dabei sind, hatten über Jahre Symptome einer Gadolinium Vergiftung, ohne zu wissen, woher diese kommen.“ Lena S. möchte die Untersuchung nicht verteufeln. Doch sie rät dazu, sich über Alternativen aufklären zu lassen. „Die MRT-Untersuchung ist bei vielen Menschen wichtig für die Diagnose von Krankheiten. Doch viele Ärzte wissen nicht, dass auch Patienten mit normaler Nierenfunktion von Gadolinium krank werden können“, informiert auch ein Radiologieberater und Experte für Gadoliniumtoxizität auf Anfrage von 5 Minuten. Würde man die Symptome frühzeitig erkennen, könne ein Drittel oder sogar die Hälfte der betroffenen Patienten genesen, ohne etwas Besonderes zu tun, so der Experte. „Wir haben festgestellt, dass bei einer Gadolinium-Toxizität – ich bevorzuge dieses Wort, denn Vergiftung suggeriert, dass die Ärzte tatsächlich Patienten verletzen wollen – viele verschiedene Organe betroffen sein können“, erklärt der Medizinier, der sich seit Jahren mit dem Krankheitsbild beschäftigt.

*Name wurde von der Redaktion geändert.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 18.10.2024 um 13:58 Uhr aktualisiert
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