Kinderbetreuung in der Steiermark: Mehr Plätze, aber Personal bleibt knapp
Die Kinderbetreuung in der Steiermark entspannt sich langsam, aber viele Herausforderungen bleiben bestehen. Verbesserungen sind sichtbar, doch Personalmangel und fehlende Plätze machen Familien weiterhin das Leben schwer.
Die Kinderbetreuung in der Steiermark bleibt ein brennendes Thema – auch wenn es im Vergleich zu den Vorjahren eine leichte Entspannung gibt. Der neue Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer (AK) Steiermark zeigt: Es gibt Fortschritte, aber der Personalmangel in den Betreuungseinrichtungen bleibt weiterhin ein großes Problem.
Positiver Trend bei den Betreuungsangeboten
Laut dem 11. AK-Kinderbetreuungsatlas erfüllen aktuell 151 der 286 steirischen Gemeinden die strengen Kriterien für die „Kategorie A“, zwei weniger als im Vorjahr. Diese Gemeinden bieten Betreuungseinrichtungen für Kinder unter drei Jahren, Ganztageskindergärten und Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder.
„Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf“ gestiegen
Die Zahl der Gemeinden, die den sogenannten „Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf“ (VIF) erfüllen, ist leicht gestiegen. Dieser Indikator stellt sicher, dass Betreuungszeiten auch beiden Elternteilen eine Vollzeitbeschäftigung ermöglichen. So verfügen 73 Gemeinden über Betreuungsangebote für Kinder von null bis zehn Jahren, die eine durchgehende Betreuung gewährleisten.
Mehr Krippen, weniger Tageseltern
Eine besonders gute Nachricht: Alle Gemeinden in der Steiermark bieten nun eine Betreuungseinrichtung für Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren an. Zudem ist die Zahl der Gemeinden mit Kinderkrippen, also Betreuungsplätzen für die Kleinsten unter drei Jahren, von 167 auf 178 gestiegen. Ein Minuspunkt: Die Zahl der Tageseltern sinkt weiterhin. Aktuell gibt es 438 Tageseltern in der Steiermark, das sind sechs weniger als noch 2023.
Die Personalfrage bleibt brisant
Trotz der positiven Entwicklungen bleibt der Mangel an qualifiziertem Personal eines der größten Probleme. Besonders der Mangel an Pädagogerschwert den Ausbau der Betreuungsangebote. Zwar hat die Novelle des steirischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes, die höhere Gehälter und kleinere Gruppengrößen vorsieht, bereits für leichte Verbesserungen gesorgt, doch der Druck auf die Einrichtungen bleibt enorm.
Ein Blick nach Wien, Kärnten und ins Burgenland
AK-Präsident Josef Pesserl fordert mehr Unterstützung für die Gemeinden und blickt dabei auch auf andere Bundesländer. Im Burgenland wird ab 2025 der kostenfreie Ganzjahreskindergarten ohne Ferienschließzeiten eingeführt. In Wien und Kärnten ist die Kindergartenbetreuung ebenfalls bereits kostenlos. „Das brauchen wir auch in der Steiermark“, sagt Pesserl.
Forderung nach einem Masterplan
Die Arbeiterkammer Steiermark drängt auf einen umfassenden Masterplan zur Kinderbetreuung. Dieser soll neben einer Erhebung des tatsächlichen Bedarfs an Betreuungsplätzen auch den Ausbau der Betreuungsangebote, mehr Personal und Ausbildungsplätze sowie einen Rechtsanspruch auf kostenfreie Kinderbetreuung umfassen. Die Botschaft der AK ist klar: „Die Politik muss mehr tun, um die Betreuungssituation langfristig zu sichern.“
„Ein zweites Gratis-Kindergartenjahr ist unerlässlich“
Sandra Krautwaschl, Klubobfrau der Grünen, begrüßt den von der AK geforderten Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz, sieht jedoch im Ausbau und einem zweiten verpflichtenden Gratis-Kindergartenjahr den entscheidenden Hebel. „Die Steiermark gehört zu den wenigen Bundesländern, die nach dem verpflichtenden halbtägigen Kindergartenjahr keine weiteren Maßnahmen zur Beitragsfreiheit setzen. Das muss sich ändern. Ein zweites Gratis-Kindergartenjahr ist unerlässlich, um allen Kindern – unabhängig von ihrer Herkunft – die besten Startchancen zu bieten“, betont Krautwaschl. Bereits im Zuge eines grünen Antrags habe die Landesregierung bestätigt, dass die Kosten für ein zweites Gratis-Kindergartenjahr lediglich rund 9 Millionen Euro betragen würden. Krautwaschl unterstreicht: „Das ist etwas mehr als ein Tausendstel des Landesbudgets. Das müssen uns unsere Kinder wert sein!“