
Keuchhusten Boom: Auffrischimpfung für Erwachsene nun alle fünf Jahre
Die Zahl der Keuchhusten-Fälle in Österreich ist stark gestiegen, was das Nationale Impfgremium (NIG) dazu veranlasst hat, eine frühere und häufigere Auffrischungsimpfung gegen Pertussis zu empfehlen.
Wegen der explodierenden Zahl der Keuchhusten-Fälle (Pertussis) empfiehlt das Nationale Impfgremium (NIG) nun eine frühere und häufigere Auffrischungsimpfung. Gemäß dem kürzlich aktualisierten Impfplan sollte die erste Auffrischungsimpfung nach der Grundimmunisierung im Säuglingsalter im Alter von fünf Jahren erfolgen. Alle weiteren Auffrischungen des Impfschutzes sind nun alle fünf Jahre vorgesehen, anstatt alle zehn Jahre. Seit Jänner gab es in Österreich mehr als 12.000 Keuchhusten-Fälle.
12.789 Ansteckungen dieses Jahr
Im gesamten Vorjahr wurden hierzulande 2.791 Ansteckungen mit dieser für Säuglinge lebensbedrohlichen Infektion registriert. Bis zum 10. Oktober dieses Jahres wurden bereits 12.789 Fälle erfasst, teilte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) auf APA-Anfrage mit. Während im Jahr 2015 österreichweit noch 579 Ansteckungen mit Pertussis gemeldet wurden, stiegen die Zahlen bereits vor der Covid-19-Pandemie im Jahr 2019 auf 2.233 Infektionen an. Mit den Corona-Maßnahmen gab es von 2020 bis 2022 nur einen vorübergehenden Einbruch auf 632, 129 und 164 Fälle in den drei Jahren.
Auffrischung im sechsten Lebensjahr
Die Pertussis-Impfung ist im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten und wird mit einem Sechsfach-Vakzins im dritten, fünften und elften bis zwölften Lebensmonat als dreiteilige Grundimmunisierung verabreicht. Die erste Auffrischung mit der Vierfachimpfung gegen Diphtherie-Tetanus-Polio-Pertussis sollte im sechsten Lebensjahr ab dem fünften Geburtstag erfolgen, raten nun die medizinischen Experten im NIG. Bisher war die erste Auffrischung im siebenten bis neunten Lebensjahr empfohlen, am besten jedoch bereits zum Eintritt in die Volksschule. „Bevorzugt sollte die Auffrischungsimpfung noch vor Schuleintritt erfolgen, da es ab dem Alter von sechs Jahren zu einem deutlichen Abfall der Antikörperspiegel (‚waning‘) und steigenden Infektionsraten kommt“, heißt es dazu im Anfang Oktober aktualisierten österreichischen Impfplan.
Alle fünf Jahre soll aufgefrischt werden
„Um das derzeitige Infektionsgeschehen in Hinblick auf Pertussis rasch einzudämmen“, wird eine zweite Auffrischung nach fünf Jahren oder spätestens im Alter von 13 beziehungsweise 14 Jahren vor Ende des Pflichtschulalters empfohlen. Erwachsenen wird zudem neu ebenfalls zu einer Auffrischungsimpfung alle fünf Jahre geraten und zwar mit dem Dreifach-Kombinationsimpfstoff mit Tetanus und Diphtheriekomponente. Bisher galt eine Empfehlung für alle fünf Jahre nur für Personen ab 60 Jahren, darunter wurde ein Zehn-Jahres-Intervall als ausreichend angenommen.
Für jeden empfohlen
Der Impfschutz gegen Pertussis ist für alle Personen empfohlen, jedoch besonders wichtig für Säuglinge und Kleinkinder, Schwangere und Personen im Umfeld eines Neugeborenen. Auch Personal im Gesundheitswesen sowie in Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen beziehungsweise mit häufigen Publikumskontakten sollten auf einen aktuellen Impfschutz achten. Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf sind jene mit Asthma, COPD, chronischen Lungen-, Herz-, Kreislauferkrankungen, Krebs, Immunsuppression und Raucher.
Infektionszahlen wie aus dem Jahr 1959
Pertussis ist meldepflichtig, betonte das NIG. Die heurigen Pertussis-Fälle hätten bereits mehr als das vierfache Niveau des Jahres 2019 erreicht und entsprechen annähernd dem Infektionsgeschehen des Jahres 1959, also vor Einführung des nationalen Impfprogrammes. Bei der Erkrankung können Hustenanfälle monatelang anhalten und bis zum Erbrechen führen. Mögliche Komplikationen sind Atemaussetzer und Sekundärinfektionen wie bakterielle Lungenentzündungen. In rund einem Prozent der Fälle kommt es bei Säuglingen zum Tod. (APA/17.10.2024)