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/ ©APA/HANS PUNZ
Ein Bild auf 5min.at zeigt Hannes Androsch.
Der ehemalige SPÖ-Finanzminister und Industrielle Hannes Androsch ist im Alter von 86 Jahren überraschend verstorben. Als einstiger "Thronfolger" von Bruno Kreisky prägte er die österreichische Politik, bevor er eine erfolgreiche Karriere in der Industrie startete.

Politik-Pionier Hannes Androsch im Alter von 86 Jahren verstorben

Hannes Androsch, eine der prägendsten Figuren der österreichischen Nachkriegszeit, ist im Alter von 86 Jahren verstorben. Der langjährige Finanzminister und Wirtschaftspolitiker hinterlässt eine bleibende Spur.

von Eva Taumberger
3 Minuten Lesezeit(717 Wörter)

Der ehemalige SPÖ-Spitzenpolitiker und Industrielle Hannes Androsch ist am Mittwoch im Alter von 86 Jahren unerwartet verstorben, wie die Androsch Privatstiftung der APA mitteilte. „Unsere Gedanken sind bei seinen trauernden Angehörigen“, so die Stiftung. Androsch, einst Finanzminister der SPÖ und als „Thronfolger“ von Kanzler Bruno Kreisky gehandelt, geriet später in Ungnade und startete eine zweite Karriere in der Industrie. Hannes Androsch, geboren 1938 in Wien, erlangte bereits in jungen Jahren Einfluss in der SPÖ. Mit nur 32 Jahren wurde er Finanzminister und entwickelte sich rasch zu einer führenden Persönlichkeit im österreichischen Wirtschaftsleben.

Wirtschaftsvisionär Androsch: Erfolgreiche Reformen mit Herausforderungen

In seiner Amtszeit zwischen 1970 und 1981 prägte er die Wirtschaftspolitik und setzte sich für die Modernisierung von Infrastruktur und Forschung ein. Viele seiner Reformen, vor allem im Bildungs- und Gesundheitswesen, hinterließen nachhaltige Spuren in der Gesellschaft. Androsch war bekannt für seine klare Haltung zur Wirtschaft und seine Rolle als Brückenbauer zwischen der Sozialdemokratie und der Wirtschaftselite, was ihm breite Anerkennung verschaffte. Doch der Erfolg kam nicht ohne Widerstand, und Androschs Karriere war nicht ohne Höhen und Tiefen.

Konflikte und Wendepunkte

Die Zusammenarbeit mit SPÖ-Bundeskanzler Bruno Kreisky galt lange als ein ideales Team, doch es kam zunehmend zu Spannungen. In den 1970er Jahren entwickelten sich die politischen Differenzen zwischen den beiden, besonders hinsichtlich der Wirtschaftspolitik. Androsch favorisierte eine Hartwährungspolitik und setzte sich dafür ein, den Schilling an die D-Mark zu binden, während Kreisky eine Abwertung des Schillings zur Förderung der Exporte befürwortete. Diese Unstimmigkeiten führten schließlich zu seinem Rücktritt im Jahr 1981. Trotz des frühen Rückzugs aus der Politik blieb Androsch eine einflussreiche Figur im öffentlichen Leben und ein geschätzter Berater in Wirtschaftsfragen.

Der Weg in die Privatwirtschaft

Nach seiner politischen Karriere wechselte Androsch in die Privatwirtschaft und wurde zu einem erfolgreichen Unternehmer. Besonders bemerkenswert war sein Engagement im Bereich Technologie, wo er maßgeblich zum Wachstum der steirischen Firma AT&S beitrug. Außerdem kaufte er mit Unterstützung der Raiffeisen-Bank die Salinen AG und baute in Altaussee ein umstrittenes Kurhotel. Auch in den letzten Jahren seines Lebens setzte er sich für Bildung und Innovation ein und initiierte beispielsweise ein Volksbegehren zur Bildungsreform. Androschs unternehmerisches Geschick sorgte dafür, dass er auch in der Wirtschaft weiterhin eine respektierte Stimme blieb.

Politische Bedeutung und Vermächtnis

Trotz seiner späteren Unternehmerkarriere blieb Androsch ein einflussreicher politischer Berater. Er kritisierte regelmäßig die Entwicklung der österreichischen Politik und warnte vor den Gefahren von Symbolpolitik und einer möglichen „Orbánisierung“ des Landes. Besonders gegenüber der türkis-blauen Regierung unter Kanzler Sebastian Kurz zeigte er sich skeptisch. Androsch war ein Politiker, der trotz seiner persönlichen Fehler als einer der Architekten der modernen Sozialdemokratie in Österreich gilt. Sein politisches Erbe lebt in den Reformen und der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes weiter, die er maßgeblich mitgestaltete.

Kärntens SPÖ-Vorsitzender Peter Kaiser würdigt Androsch als Visionär für soziale Gerechtigkeit

Die Reaktionen auf den Tod von Hannes Androsch sind von tiefem Bedauern geprägt. Kärntens SPÖ-Vorsitzender Peter Kaiser würdigte Androsch als „eine der herausragendsten Persönlichkeiten seiner politischen und wirtschaftlichen Geschichte“ und hob hervor, dass sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit und Bildung unvergessen bleibe. „Sein Erbe wird uns weiterhin leiten und inspirieren“, so Kaiser weiter.

Landeshauptmann Drexler erinnert sich an Androsch als prägende Figur für die Steiermark

Landeshauptmann Christopher Drexler zeigte sich ebenfalls betroffen und erinnerte an Androschs beeindruckende Leistungen in der Steiermark, insbesondere in der Region Ausseerland. „Hannes Androsch war ein ganz großer Österreicher, der als Wahlsteirer unglaublich viel für unser Land getan hat“, betonte Drexler. Er erinnerte sich an viele „freundschaftliche Begegnungen und Gespräche“, die ihm nun fehlen würden.

Max Lercher (SPÖ Steiermark) betont Androschs Rolle als sozialer Ausgleichsmacher in der Politik

Max Lercher, geschäftsführender Landesparteivorsitzender der steirischen SPÖ, bezeichnete Androsch als eine „wirtschaftspolitische Größe“, die eine der erfolgreichsten wirtschaftlichen Epochen Österreichs mitgestaltete. Er würdigte auch Androschs unermüdlichen Einsatz für den sozialen Ausgleich und betonte, wie sehr er dessen Ratschläge geschätzt habe. „Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei seiner Familie und allen Angehörigen“, so Lercher abschließend.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 11.12.2024 um 17:53 Uhr aktualisiert
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