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/ ©LPD Kärnten/Kuess
Symbolfoto
Ein Bild auf 5min.at zeigt zwei Männer, nämlich Landeshauptmann Peter Kaiser und ÖGfE-Generalsekretär Paul Schmidt, welche die ausgedruckten Umfrageergebnisse in den Händen halten.
Österreichs 30-jährige EU-Mitgliedschaft wird mehrheitlich positiv bewertet, doch Sorgen und Skepsis prägen das aktuelle Stimmungsbild.

30 Jahre EU-Mitgliedschaft Österreichs: Zwischen Zustimmung und Skepsis

Am 1. Jänner 2024 feiert Österreich 30 Jahre EU-Mitgliedschaft. Während die Mehrheit die Vorteile der Integration anerkennt und die Identifikation mit Europa wächst, zeigen Umfragen auch Sorgen und Unzufriedenheit.

von Jessica Pichelkastner
3 Minuten Lesezeit(600 Wörter)

Am 1. Jänner 2025 jährt sich die Mitgliedschaft Österreichs in der Europäischen Union zum 30. Mal. „Die Mitgliedschaft selbst ist in den 30 Jahren zur unbestrittenen Konstante geworden, die wichtigsten Integrationsschritte werden positiv bewertet und auch die Identifizierung mit Europa ist gestiegen. Allerdings sind die Sichtweisen durchaus differenziert. Denn nicht alle Bevölkerungsgruppen sehen sich als Gewinner der Integration und in die Beurteilung der derzeitigen Situation der EU mischen sich Sorgen und Unzufriedenheit“, analysiert Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), die Ergebnisse einer aktuellen ÖGfE-Umfrage.

6 von 10 Befragten für die EU

Die Umfrage, die zwischen 2. und 5. Dezember 2024 durchgeführt wurde, zeigt, dass im Schnitt 70 Prozent der Österreicher in den letzten 30 Jahren die EU-Mitgliedschaft befürworteten, während 22 Prozent einen Austritt präferierten. Derzeit sprechen sich 6 von 10 Befragten für den Verbleib in der EU aus, ein Viertel wünscht einen Austritt, und 15 Prozent sind unsicher oder geben keine Antwort. „Die Vielzahl an Problemen und damit einhergehende Verunsicherung machen auch vor der heimischen EU-Stimmung nicht halt“, so Schmidt. Trotzdem bleibe die Mitgliedschaft für die Mehrheit ein stabiler Anker: „Ein Trend, der sich – trotz temporärer Schwankungen im Meinungsbild und punktuellen Ausschlägen – über die gesamten letzten 30 Jahre der EU-Mitgliedschaft Österreichs durchgehend gehalten hat.“

Wandel der Selbstwahrnehmung

Die Umfrage zeigt eine wachsende Identifikation mit Europa. Aktuell sehen sich 47 Prozent sowohl als „Österreicher und Europäer“, während 43 Prozent sich „nur als Österreicher“ und 5 Prozent „nur als Europäer“ definieren. Schmidt betont: „In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl jener, die sich sowohl als Österreicher als auch Europäer sehen, um 13 Prozentpunkte gewachsen. Diese Entwicklung sollte nicht verwundern, denn gerade seit 2019 sind mit Pandemie, Wirtschaftskrise, dem Angriffskrieg Russlands und zuletzt der Wiederwahl von Donald Trump einschneidende Ereignisse aufeinandergefolgt, die zusammenschweißen und deutlich machen, dass Österreich alleine hier nur wenig ausrichten kann.“

Euro und Schengen als positive Errungenschaften

Fast drei Viertel der Befragten bewerten die Einführung des Euro als „sehr positiv“ (37 Prozent) oder „eher positiv“ (36 Prozent). Ein knappes Viertel sieht die Währung kritisch, wobei die Zahlen der Extrempositionen sowohl positiv als auch negativ gestiegen sind. Ähnlich positiv wird das Ende der Pass- und Grenzkontrollen innerhalb der Union gesehen. 7 von 10 Befragten empfinden diese Entwicklung als vorteilhaft. Schmidt unterstreicht die Bedeutung: „Wie keine andere Maßnahme hat die Einführung des Euro als identitätsstiftend für das gemeinsame Europa gewirkt.“

EU-Erweiterungen und Differenzen zwischen Bevölkerungsgruppen

Die Erweiterung der EU wird von 52 Prozent als positiv bewertet, während 42 Prozent sie kritisch sehen. Vor allem die Meinung zu den jüngsten Erweiterungen hat sich in den letzten fünf Jahren polarisiert. Schmidt erinnert daran, dass Österreich 2004 besonders von der Aufnahme neuer Mitglieder betroffen war: „Heute ist die Mitgliedschaft unserer Nachbarn längst Realität und Alltag.“ Die Einschätzung, wer von der EU-Mitgliedschaft profitiert hat, fällt unterschiedlich aus: Große Unternehmen und junge Menschen gelten als die Gewinner, während Landwirt:innen und Pensionist:innen am wenigsten Vorteile wahrgenommen haben.

Zukunft der EU: Skepsis überwiegt

Trotz der positiven Bewertungen in einigen Bereichen bleibt das Zukunftsvertrauen in die EU gering: 55 Prozent äußern sich pessimistisch, während nur 39 Prozent optimistisch sind. Kritikpunkte sind vor allem das Demokratieverständnis und die soziale Ausrichtung der Union. „Zur 30-jährigen Wiederkehr des österreichischen EU-Beitritts am 1. Jänner ist das aktuelle Stimmungsbild durchwachsen. Um dies wieder zum Besseren zu wenden, brauchen wir eine Zukunftserzählung, die Zuversicht vermittelt und Vertrauen schafft sowie ein Europa, das diese im Sinne der Menschen, zur Steigerung von Sicherheit und Wohlstand, angehen und umsetzen kann“, resümiert Schmidt.

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