
Drei Kinder missbraucht? Plötzliche Wende bei Prozess in Klagenfurt
Zu einer Kehrtwende kam es am heutigen Freitag, den 17. Jänner 2025 beim Missbrauchsprozess in Klagenfurt. Die Zeugen änderten ihre Aussagen ab.
Am Landesgericht Klagenfurt ist am Freitag ein Missbrauchsprozess gegen einen 38-jährigen schwedischen Staatsbürger fortgesetzt worden. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, drei seiner vier Kinder missbraucht und misshandelt zu haben. Die Zeugen widersprachen dem Vorwurf am Freitag jedoch entschieden – und auch bereits gehörte Zeugen änderten ihre Aussage grundlegend. Die Verhandlung wurde vertagt.
Angeklagter soll Tochter mehrmals im Monat geschlagen haben
Der Angeklagte hat vier Kinder – seine Frau zog nach der Trennung von ihm mit einem Sohn nach Schweden, drei Kinder blieben jedoch beim Angeklagten in Österreich. Eine neue Lebensgefährtin zog bei ihm ein. Als eine Tochter sechs Jahre alt war, soll der Angeklagte begonnen haben, sie mehrmals im Monat zu schlagen – mit der Hand, einem Kochlöffel oder einem Nudelholz. Im Mai 2024 fand laut Anklage der letzte Angriff statt, bei dem die damalige Lebensgefährtin dazwischenging. Auch gegen die anderen zwei Geschwister soll der Angeklagte Gewalt ausgeübt haben.
Angeklagter soll „unbeobachtete Momente“ genutzt haben
In mehreren Fällen habe der Mann laut Anklage unbeobachtete Momente genutzt, um seine Tochter zu missbrauchen. Er habe sie dabei an Armen und Beinen gefesselt. In sechs Fällen wurde auch ihr Mund überklebt, so die Vorwürfe. Laut Staatsanwaltschaft war das Mädchen bei ihrer Einvernahme glaubwürdig, direkt nach der Festnahme des Vaters hatte sie Striemen an ihren Handgelenken.
Zeugen änderten Aussagen ab
In der Befragung gaben am Freitag jedoch die laut Anklage hauptbetroffene Tochter sowie die Mutter der gemeinsamen Kinder an, dass sie im Prozessverlauf falsch ausgesagt hätten. Demnach seien die Vorwürfe gegen den 38-Jährigen erfunden, weil die Tochter wütend auf ihn war, weil er ihr das Handy weggenommen hatte. Die damalige Lebensgefährtin des Angeklagten, die auch Anzeige gegen ihren Partner erstattete, habe demnach die Aussagen des Mädchens diktiert. Die Striemen am Handgelenk der Tochter seien laut ihrer Aussage in der Schule entstanden.
Tochter nannte Angeklagten heute „guten Vater“
Staatsanwältin Sarah Ofner war anderer Ansicht. Sie forderte ein aussagepsychologisches Gutachten der Tochter, die bei der Polizei und bei der ersten Gerichtseinvernahme den Vater beschuldigt hatte, ihn in der Verhandlung am Freitag jedoch von allen Vorwürfen entlastete und einen guten Vater nannte. „Wir fordern dieses Gutachten zum Beweis, dass die Betroffene bei der Einvernahme bei der Polizei und beim ersten Gerichtstermin aussagefähig war und keinen suggestiven Einflüssen ausgesetzt war“, so die Staatsanwältin.
Gutachten wird erstellt
Verteidiger Martin Winter sprach sich ebenfalls für das Gutachten aus. Er geht davon aus, dass die damalige Lebensgefährtin des Angeklagten die treibende Kraft hinter den Vorwürfen sei. So soll der Sohn des Angeklagten, der ebenfalls als Betroffener bei der Polizei ausgesagt hatte, angegeben haben, dass der Angeklagte unschuldig sei und dass die damalige Lebensgefährtin die Anschuldigungen ins Leben gerufen hätte. Zeugen der Verteidigung bestätigten dies.
Verhandlung vertagt
Richter Gernot Kugi und der Schöffensenat kamen dem Antrag der Staatsanwaltschaft nach, das Gutachten wird in Auftrag gegeben. Die Verhandlung wurde vertagt, der Angeklagte befindet sich weiterhin in Untersuchungshaft. Im Falle eines Schuldspruches drohen ihm mehrere Jahre Haft. (APA/red, 17.1.25)
Hilfe rund um die Uhr
Solltest du selbst von sexualisierter Gewalt betroffen sein oder Betroffene im Umfeld haben, kannst du dich an den „Bund Autonome Frauenberatungsstellen bei sexueller Gewalt“ wenden. Die Fachstelle in deiner Nähe findest du unter https://www.sexuellegewalt.at/. In Kärnten kann man sich an die Frauenberatung Belladonna wenden, Tel.: 0463/511248