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/ ©Pexels / Polina Tankilevitch
Symbolfoto
Ein Bild zeigt Frauenhände, die ein Fieberthermometer halten.
Muss man bei Fieber bald Urlaub nehmen? Die Debatte um den Krankenstand ist ins Österreich eröffnet.

Urlaub statt Krankenstand: Ist das bald die neue Realität in Österreich?

Sollten Arbeitnehmer für Kurz-Krankenstände künftig Urlaub nehmen müssen? Ein drastischer Vorschlag von Kärntens Gastro-Obmann Stefan Sternad entfacht eine hitzige Debatte.

von Stefan Putz
2 Minuten Lesezeit(335 Wörter)

Kurzfristige Krankenstände könnten künftig entfallen – stattdessen soll Urlaub oder Zeitausgleich in Anspruch genommen werden. Das fordert Stefan Sternad, Gastro-Obmann der Kärntner Wirtschaftskammer. „Kurzzeitkrankenstände sind ein Problem, das sich Betriebe nicht mehr leisten können“, argumentiert er. Sternad schlägt vor, dass erst ab dem vierten Tag im Krankenstand die Sozialversicherung einspringt. Rückwirkende oder telefonische Krankmeldungen kritisiert er ebenfalls scharf und betont: „Das ist den Menschen zumutbar. Vor allem den braven Steuerzahlern und Hacklern!“

©Stefan Sternad | Das sagt der Gastro-Obmann der Kärntner Wirtschaftskammer

Arbeitspsychologen für flexiblere Lösungen

Während Sternads Vorschlag drastisch anmutet, plädiert Arbeitspsychologe Andreas Hermann für mehr Flexibilität bei Krankenständen. Er bringt gestaffelte Lösungen ins Spiel, wie „25 Prozent, 50 Prozent oder 75 Prozent Krankenstände“. An einem Beispiel erklärt er: „Eine Bankangestellte, die nach einer Schulteroperation teilweise arbeitsfähig ist, könnte stundenweise oder halbtags arbeiten.“ Auch bei Erkältungen sei ein „Online-Arbeitsmodus“ denkbar, solange dies individuell abgestimmt werde.

Hast du schon einmal krank gearbeitet?

Ja, schon oft.
Ja, aber nur in Ausnahmefällen.
Nein, wenn ich krank bin, bin ich krank.
Früher ja, aber jetzt nicht mehr.
Abgestimmt: Mal

Kritik an Sternads Vorstoß

Besonders in der Gastronomie, wo Hygiene oberste Priorität hat, sorgt der Vorschlag für Empörung. Ursula Heitzer, Vizepräsidentin der Arbeiterkammer, nennt die Idee einen „Wahnsinn“. „Angesichts der Herausforderungen im Gastgewerbe ist es unverantwortlich, kranke Mitarbeitende unter Druck zu setzen. Es geht um den Schutz der Gesundheit – sowohl der Arbeitnehmer als auch der Gäste“, betont Heitzer. Unterstützung erhält sie von der Gewerkschaft vida, die eine solche Regelung strikt ablehnt.

Ein Bild zeigt einen Mann im Pyjama, der auf der Bettkante sitzt und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Kopf fasst.
©Pexels / Andrea Piacquadio
Der Vorschlag sieht vor, dass ab dem vierten Tag die Sozialversicherung einspringt.

Finanzdruck auf Unternehmen wächst

Die Hintergründe für die Diskussion sind die hohen Kosten, die Krankenstände verursachen. Allein 2022 beliefen sich diese laut Wirtschaftskammer auf 5,3 Milliarden Euro. Besonders in Zeiten von Personalmangel und wirtschaftlichem Druck suchen Unternehmen nach Möglichkeiten, Ausfälle zu minimieren.

Was sagen die Arbeitnehmer?

Viele Beschäftigte befürchten, dass die Abschaffung von Kurz-Krankenständen ihre Gesundheit gefährden könnte. Gerade in Berufen mit körperlicher Belastung oder engem Kundenkontakt sehen sie eine Gefahr, krank zur Arbeit zu erscheinen und dadurch Kollegen oder Kunden anzustecken.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 19.01.2025 um 12:44 Uhr aktualisiert
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