
Urlaub statt Krankenstand: Ist das bald die neue Realität in Österreich?
Sollten Arbeitnehmer für Kurz-Krankenstände künftig Urlaub nehmen müssen? Ein drastischer Vorschlag von Kärntens Gastro-Obmann Stefan Sternad entfacht eine hitzige Debatte.
Kurzfristige Krankenstände könnten künftig entfallen – stattdessen soll Urlaub oder Zeitausgleich in Anspruch genommen werden. Das fordert Stefan Sternad, Gastro-Obmann der Kärntner Wirtschaftskammer. „Kurzzeitkrankenstände sind ein Problem, das sich Betriebe nicht mehr leisten können“, argumentiert er. Sternad schlägt vor, dass erst ab dem vierten Tag im Krankenstand die Sozialversicherung einspringt. Rückwirkende oder telefonische Krankmeldungen kritisiert er ebenfalls scharf und betont: „Das ist den Menschen zumutbar. Vor allem den braven Steuerzahlern und Hacklern!“
Arbeitspsychologen für flexiblere Lösungen
Während Sternads Vorschlag drastisch anmutet, plädiert Arbeitspsychologe Andreas Hermann für mehr Flexibilität bei Krankenständen. Er bringt gestaffelte Lösungen ins Spiel, wie „25 Prozent, 50 Prozent oder 75 Prozent Krankenstände“. An einem Beispiel erklärt er: „Eine Bankangestellte, die nach einer Schulteroperation teilweise arbeitsfähig ist, könnte stundenweise oder halbtags arbeiten.“ Auch bei Erkältungen sei ein „Online-Arbeitsmodus“ denkbar, solange dies individuell abgestimmt werde.
Hast du schon einmal krank gearbeitet?
Kritik an Sternads Vorstoß
Besonders in der Gastronomie, wo Hygiene oberste Priorität hat, sorgt der Vorschlag für Empörung. Ursula Heitzer, Vizepräsidentin der Arbeiterkammer, nennt die Idee einen „Wahnsinn“. „Angesichts der Herausforderungen im Gastgewerbe ist es unverantwortlich, kranke Mitarbeitende unter Druck zu setzen. Es geht um den Schutz der Gesundheit – sowohl der Arbeitnehmer als auch der Gäste“, betont Heitzer. Unterstützung erhält sie von der Gewerkschaft vida, die eine solche Regelung strikt ablehnt.
Finanzdruck auf Unternehmen wächst
Die Hintergründe für die Diskussion sind die hohen Kosten, die Krankenstände verursachen. Allein 2022 beliefen sich diese laut Wirtschaftskammer auf 5,3 Milliarden Euro. Besonders in Zeiten von Personalmangel und wirtschaftlichem Druck suchen Unternehmen nach Möglichkeiten, Ausfälle zu minimieren.
Was sagen die Arbeitnehmer?
Viele Beschäftigte befürchten, dass die Abschaffung von Kurz-Krankenständen ihre Gesundheit gefährden könnte. Gerade in Berufen mit körperlicher Belastung oder engem Kundenkontakt sehen sie eine Gefahr, krank zur Arbeit zu erscheinen und dadurch Kollegen oder Kunden anzustecken.