
SOS-Kinderdorf Österreich ruft Betroffene auf, sich zu melden
SOS-Kinderdorf richtet sich mit einem klaren Aufruf an alle ehemals betreuten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die in der Vergangenheit Unrecht erlebt haben. Betroffene können sich auf unterschiedlichen Wegen melden.
Wie 5 Minuten bereits berichtete, wurden schwere Vorwürfe gegen Betreuer des SOS Kinderdorfs Moosburg laut. Diese sollen zwischen 2008 und 2020 Kinder gequält und geschlagen haben. Auch Nacktfotos sollen entstanden sein. Nun reagiert das Kinderdorf selbst auf die Anschuldigungen. „Wenn der Schutz von Kindern verletzt wird, haben wir unsere Kernaufgabe nicht erfüllt. Das Leid, das Kinder in der Betreuung von SOS-Kinderdorf erfahren haben, macht uns zutiefst betroffen“, hieß es in einer ersten Stellungnahme. Auch an weiteren Standorten in Österreich wurden daraufhin Vorwürfe öffentlich gemacht.
SOS-Kinderdorf-Causa: Das können Betroffene tun
Nachdem die Vorwürfe bekannt wurden, steht nun die Aufarbeitung der Fälle im Fokus. Eine sechsköpfige Kommission unter Ex-OGH-Präsidentin Irmgard Griss soll Strukturen prüfen und Reformpläne erarbeiten. Auch das SOS-Kinderdorf Österreich richtet sich mit einem klaren Aufruf an alle ehemals betreuten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die in der Vergangenheit Unrecht erlebt haben: „Wir hören zu und nehmen jedes Anliegen ernst – unabhängig davon, wie lange es zurückliegt“, sagt Geschäftsführerin Anne Schlack. „Wir stellen uns allen Themen, weil wir Ordnung schaffen und Verantwortung übernehmen wollen: für die Vergangenheit, für die Gegenwart und für die Kinder von morgen.“
Betroffene können sich auf unterschiedlichen Wegen melden:
- Anonym über die Whistleblowing-Plattform von SOS-Kinderdorf (Whistleblowing)
- Persönlich bei einer der sechs unabhängigen Ombudsstellen in Österreich (Ombudsstelle)
- Persönlich bei den regionalen Anlaufstellen für volljährige ehemals Betreute, sogenannten „Care Leaver“ (Anlaufstellen)
- Persönlich oder anonym bei der unabhängigen Reformkommission, die ihre Arbeit am 8. Oktober aufgenommen hat. Die Reformkommission ist unter der E-Mail-Adresse info@reformkommission.at erreichbar. In den kommenden Tagen wird zusätzlich eine Website mit einer anonymen Kontaktmöglichkeit eingerichtet.
Alle Meldungen werden vertraulich behandelt, unabhängig geprüft und – wo angebracht – in das Opferschutzverfahren eingebracht, das Unterstützung, Therapie oder finanzielle Anerkennung ermöglicht. Neben den von SOS-Kinderdorf installierten Stellen können sich ehemalige Betreute, die Gewalt erfahren haben, auch an die Gewaltschutzzentren in den Bundesländern wenden.
Erweiterung der Anlaufstellen für Care Leaver
Die Anlaufstellen von SOS-Kinderdorf sind ein freiwilliges, offenes Angebot für alle volljährigen, ehemals von uns betreuten Menschen („Care Leaver“) in Österreich. Sie bieten niederschwellige, vertrauliche Unterstützung auf Augenhöhe – bei Fragen zu Wohnen, Finanzen, Ausbildung oder persönlichen Themen, unabhängig davon, wie lange die Betreuung zurückliegt. Kontakt ist telefonisch, per E-Mail oder persönlich möglich. Die Gespräche werden von pädagogisch qualifizierten Fachkräften geführt und folgen dem Grundsatz: „Komm einfach vorbei, wenn du etwas brauchst – du entscheidest, worum es geht.“ SOS-Kinderdorf erweitert die Anlaufstellen, um mehr Kapazität für Gespräche und Begleitungen zu schaffen. Die Aufstockung bringt mehr Zeit und mehr Sicherheit für Ehemalige, die sich an SOS-Kinderdorf wenden – insbesondere für jene, die nach Jahren wieder Kontakt aufnehmen möchten.



