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Bild auf 5min.at zeigt zwei Frauen beim Beratungsgespräch bei der Caritas.
Die dreifache Mutter bei einem Beratungsgespräch bei der Caritas.

„Angst vor der Zukunft“: Geldsorgen treiben Mutter in die Verzweiflung

Bei immer mehr Kärntnern stehen finanzielle Sorgen an der Tagesordnung. So ergeht es auch Bettina, einer dreifachen Mutter. Obwohl sie einst gut um die Runden kam, trieben die Teuerungen sie nun in finanzielle Nöte.

von Sabrina Tischler
3 Minuten Lesezeit(594 Wörter)

Es ist eine Geschichte, die wahrscheinlich viele Kärntner nachempfinden können. Bettina, 41 Jahre alt, aus Kärnten, ist alleinerziehende Mutter. Familie, Haushalt und Job brachte sie ganz einfach unter einen Hut. Mit ihren drei schulpflichtigen Kindern kam sie gut über die Runden. Ein Schicksalsschlag trieb die dreifache Mutter aber fast in den Ruin. Mit dem Konkurs des Arbeitgebers vor zwei Jahren verlor Bettina ihren Job, finanzielle Sorgen standen seitdem auf der Tagesordnung.

Caritas griff unter die Arme

Dazu bekam Bettinas älteste Tochter ein Baby. „Ich habe keine Sekunde gezögert. Meiner Tochter zu helfen, war für mich selbstverständlich“, sagt Bettina – Die Kärntnerin nahm das Baby als Pflegekind auf. Finanzielle Entlastung war aber keine in Sicht. Extreme Teuerungen und hohe Stromkosten machten der Familie, und wie so vielen anderen Kärntnern, nur noch mehr zu schaffen: „Wenn man nicht weiß, wie man die offenen Rechnungen bezahlen soll, erfüllt einen das mit Angst – auch Angst vor der Zukunft.“ An diesem Punkt kam schließlich die Caritas zu Hilfe und griff Bettina bei den Stromkosten und bei der Anschaffung von Schulsachen unter die Arme.

Bild auf 5min.at zeigt zwei Frauen bei der Übergabe von Schulsachen.
©Caritas

Alarmierende Zahlen: Immer mehr Kärntner in finanzieller Not

Bettinas Beispiel ist eines von so vielen. Zahlreiche Kärntner, die früher gut um die Runden kamen, haben nun mit finanziellen Nöten zu kämpfen. Alarmierend sind dazu die offengelegten Zahlen der Caritas: Allein bis Oktober gingen heuer bei der Caritas 3.609 Hilfsanträge ein, 1.827 sind davon heuer neu dazugekommen. „Wir bemerken, dass immer mehr Menschen zu uns kommen, die bisher mit den hohen Lebenserhaltungskosten recht gut zurechtgekommen, deren Rücklagen aber nunmehr aufgebraucht sind. Sie erzählen, dass sie noch nie irgendwo um Hilfe angesucht haben und nie geglaubt hätten, jemals die Unterstützung der Caritas zu brauchen“, hält Christine Ofner, Teamleiterin der Sozialberatung bei der Caritas Kärnten, fest.

Wenn man jeden Euro zweimal umdrehen muss …

Für einige, die schon vor der schwierigen Wirtschaftslage wenig hatten und jeden Euro zweimal umdrehen mussten, verschärfte sich die Situation noch einmal. Das veranschaulichen auch die um rund 16 Prozent gestiegenen 16.575 Beratungskontakte von Jänner bis Oktober 2023 im Vergleich zu 2022 (im Oktober waren es überhaupt +134 Prozent). „Ging es früher um die Begleichung einer offenen Rechnung, so geht es heute gleich um drei oder vier und eine Vielzahl an weiteren Herausforderungen. Auf den hilfesuchenden Menschen lastet ein enormer Druck. Sie bemühen sich Monat für Monat weiter, es ist jedoch für viele unmöglich, auch nur einen Cent für Notfälle zur Seite zu legen. Etliche sind aufgrund der multiplen Krisen psychisch sehr belastet, manche sogar seelisch krank“, so Ofner.

Bild auf 5min.at zeigt einen Mann und zwei Frauen.
©Caritas/ Johannes Leitner
(v.l.n.r) Caritasdirektor Ernst Sandriesser, Bettina und Teamleiterin der Sozialberatung Christine Ofner.

„Ungewisser Winter steht vor der Tür“

Caritasdirektor Ernst Sandriesser rechnet angesichts stark zunehmender Hilfsanträge damit, dass sich die Lage am Ende des Jahres noch verschärfen wird, und ist darob in Sorge: „Die Teuerung bleibt hoch. Ein ungewisser Winter steht vor der Tür. Nicht nur für Menschen, die jetzt schon von Armut betroffen sind, ist die Situation ernst, sondern die Notlagen betreffen mittlerweile auch Menschen, die bisher mit ihrem Einkommen ausgekommen sind. Denn: Private Reserven sind aufgebraucht und die Lebenserhaltungskosten dramatisch.“ Die Politik in Bund und Ländern sei jetzt gefordert, ein armutsfestes Sozialnetz ohne Lücken sicherzustellen. Der Caritasdirektor dankt der Bundesregierung und dem Land Kärnten für Geleistetes: „Es ist gelungen, die Auswirkungen der Teuerungen zu lindern und auch längerfristig wirksame Pakete, wie den Kärnten Bonus, zur Unterstützung auf den Weg zu bringen.“

Das fordert Caritasdirektor Sandriesser:

  • die Anhebung der Ausgleichszulage auf Höhe der Armutsgefährdungsschwelle, denn die Ausgleichszulage, und damit Sozialhilfe und Mindestpension, liegt nach wie vor 200 Euro unter der Armutsgefährdungsschwelle
  • eine Reform der Sozialhilfe – hin zu einem armutsfesten letzten Sicherheitsnetz
  • eine Arbeitsmarktreform samt Erhöhung der Nettoersatzrate des      Arbeitslosengeldes und Valorisierung der Notstandshilfe
    und
  • eine einkommensabhängige Kindergrundsicherung, denn alle Kinder müssen vergleichbare Startbedingungen ins Lebens haben

So kannst du gemeinsam mit der Caritas Menschen in Not helfen

Mit 100 Euro hilfst du einer Familie, akute finanzielle Not aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten zu überbrücken. Mit 40 Euro erhält eine Familie in einer Notsituation einen Kostenzuschuss, um die steigenden Heizkosten abzufedern.

Hier kannst du an das Spendenkonto der Caritas Kärnten spenden:

Am Elisabethsonntag, dem Welttag der Armen (19. 11. 2023), kommt auch die Kollekte in allen Pfarren der Diözese Gurk Menschen in Not in Kärnten zugute.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 15.11.2023 um 20:58 Uhr aktualisiert

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