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Ausbau der A9: Ist eine dritte Spur wirklich notwendig?

Am Freitag, den 2. Februar 2024 luden die steirischen Grünen zum Runden Tisch, um über einen Ausbau der A9 zu diskutieren. Im Raum stand dabei, ob eine dritte Spur auf der A9 "zwingend notwendig" sei.

von Elisa Auer
4 Minuten Lesezeit(798 Wörter)

Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichen Bereichen wurde am gestrigen Freitag der A9-Ausbau südlich von Graz besprochen. Dabei war es den steirischen Grünen ein besonderes Anliegen darüber zu diskutieren, ob an dem Ausbau „tatsächlich kein Weg vorbeiführt, wie das die Landesregierung stets betont“. Das Thema muss ganzheitlich diskutiert werden, unter Berücksichtigung weiterer Faktoren wie Klimaschutz oder Raumordnung, so die die mehrheitliche Haltung zu dem Thema, welche sich im Zuge der Sitzung herauskristallisierte. Grünen-Klubobfrau Sandra Krautwaschl betont in diesem Zusammenhang, dass es sehr wohl Alternativen geben würde und ein Ausbau nicht die einzige Option sei.

Grüne: „Es braucht ein Maßnahmenbünde“

Gastgeberin Sandra Krautwaschl ist mit dem Ergebnis des Austauschs zufrieden: „Es ist von Seite der Expertinnen und Experten deutlich untermauert worden, was uns von Beginn der Debatte über einen Ausbau der A9 wichtig war: Bei so einer wichtigen Frage müssen alle Aspekte betrachtet werden. Eine reine Verkehrsdebatte ist auf jeden Fall zu wenig. Es waren sich alle einig, inklusive dem Studienautor: Weitere Fahrstreifen machen zwar den Verkehr auf der Autobahn vorübergehend flüssiger, die Belastung auf den umliegenden Straßen wird dadurch aber nicht verringert. Stattdessen braucht es ein Maßnahmenbündel: neben dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs umfasst das etwa auch Geschwindigkeitsbeschränkungen und eine flächendeckende LKW-Maut auf Landesstraßen, übrigens eine langjährige Grüne Forderung.“ Die eine einfache Lösung gibt es klarerweise nicht, es liegen aber für Krautwaschl eine Vielzahl an Argumenten auf dem Tisch, die jedenfalls nicht außer Acht gelassen werden dürfen: „Es gibt viele Ansätze, die bisher noch nicht in die Diskussion eingeflossen sind, die aber sehr wohl rasch zu einer Erleichterung der Verkehrssituation führen können. Wir werden auf jeden Fall vieles davon weiter in die politische Debatte einbringen.“

„Man muss die Situation ganzheitlich betrachten“

Martin Fellendorf von der TU Graz hielt eingangs fest: „Wenn man rein den Verkehrsaspekt betrachtet, ist ein dritter Fahrstreifen auf der A9 verkehrlich notwendig. Sonst würde sich die Anzahl der Staustunden stark erhöhen: Von 138 Stunden im Jahr auf über 370 im Jahr 2040, wenn kein Ausbau der Autobahn erfolgt.“ Allerdings sprach sich auch der Co-Autor der von der Landesregierung beauftragten Verkehrsstudie ebenfalls für einen ganzheitlichen Ansatz aus: „Wir müssen Alternativen berücksichtigen, und die gehen über den Ausbau des öffentlichen Verkehrs hinaus, es bräuchte restriktive Maßnahmen wie etwa eine drastische Parkplatzreduktion und Geschwindigkeitsbeschränkungen.“ Und, so Prof. Fellendorf weiter: „Für drastische restriktive Maßnahmen im Straßenverkehr ist ein hohes Maß an politischem Rückgrat erforderlich.“

„Es braucht einen größeren Blick darauf“

Karl Steininger vom Wegener Center bemängelte erneut, dass die sogenannte dynamische Rückwirkung nicht berücksichtigt wurde, das heißt, wie viel zusätzlicher Verkehr durch die weitere Entwicklung hervorgerufen wird. Der Klimaökonom plädierte für eine ganzheitliche Betrachtung: „Als Politik und Gesellschaft sollten wir über Verkehrsfragen hinaus berücksichtigen, wie wir leben wollen. Es braucht einen größeren Blick drauf. Dann wird sofort klar: Ein dritter Fahrstreifen ist nicht alternativlos. Wir entscheiden als Steiermark selber wohin wir gehen und wie wir in Zukunft leben wollen. Hier braucht es mutigere Politik.“

Kritik an räumlicher Entwicklung von Graz

Die Raumplanerin Gerlind Weber betonte: „Die Steiermark hat ein Problem in der räumlichen Entwicklung. Wir züchten einen Wasserkopf Großraum Graz heran. Während die Bevölkerung hier um 12 Prozent zunehmen wird, verlieren viele ländliche Regionen ihre Bewohnerinnen und Bewohner.“ Weber kritisiert, das Land habe hier keine koordinative Aufgabe übernommen und müsse sich dringend seiner Koordinationsverantwortung bewusst werden.

Potential in den Gemeinden

Wesentliches Zukunftspotenzial sieht der Verkehrsplaner Markus Frewein von Verkehrplus vor allem auch in den Gemeinden selbst: „30 Prozent des Autoverkehrs findet zwischen den Gemeinden statt. Das ist ein unglaubliches Potenzial für den Radverkehr und den öffentlichen Verkehr. Wenn wir eine sichere und durchgängige Radinfrastruktur in den Gemeinden schaffen, bieten wir allen eine Chance, das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel zu nutzen. Die Erfahrungen mit der ersten Fahrradzone Fernitz – Mellach zeigen unglaublich positives Feedback.“

Viele könnten von den Öffis aufs Auto umsteigen

Werner Prutsch, der Leiter des Umweltamts der Stadt Graz, betrachtet weitere Autobahnfahrstreifen ebenfalls nicht als Allheilmittel: „Die Entlastungswirkung eines solchen Ausbaus ist nur von kurzer Wirkung. In Summe werden wir nämlich eine deutliche Verkehrssteigerung haben. Was zählt, ist für die meisten Menschen der Zeitaspekt: Es ist zu befürchten, dass viele wieder von den öffentlichen Verkehrsmitteln aufs Auto umsteigen, wenn es auf den Autobahnen schneller vorangeht. Genau das können wir uns aber nicht leisten, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen. Den Grazer Klimaschutzplänen läuft eine zu befürchtende Zunahme des Verkehrs diametral entgegen.“

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