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Flughafen Graz bangt vor Inlandsflug-Verbot

Die Evaluierung des Inlandsflug-Verbots für die Strecke Salzburg-Wien ist abgeschlossen und fiel negativ aus. Auch für Graz ist eine Einstellung der Flugstrecke Graz-Wien geplant. Es herrscht Sorge um die wirtschaftlichen Folgen.

von Sabrina Tischler
3 Minuten Lesezeit(586 Wörter)

Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler hat für das AUA-Rettungspaket zu Beginn der Coronakrise 2020 zur Bedingung gemacht, dass alle Inlandsflüge auf Strecken, die mit der Bahn „deutlich“ unter drei Stunden zurückgelegt werden können, eingestellt werden.

Umstieg von Flug auf Zug? Ergebnis negativ

Die nun vorliegende Evaluierungsstudie von Höffinger Solutions untersucht, ob die damals erwarteten und in der Luftfahrtstrategie 2040+ des Klimaschutzministeriums formulierten Lenkungseffekte eingetroffen sind und ein „signifikanter“ Anteil der rund 120.000 Passagiere, die 2019 mit dem Flugzeug von Salzburg zum Weiterflug über Wien reisten, auf den Zug nach Wien umgestiegen sind. Die Antwort fällt eher negativ aus. Der weitaus größte Teil fährt mit dem Auto zum Flughafen München oder fliegt zu anderen Umsteigeflughäfen.

Flughafen Salzburg: Nachhaltige Schädigung des regionalen Standorts

„Mehr als 90 Prozent der ehemals bis zu 120.000 Passagiere pro Jahr auf der Flugstrecke Salzburg-Wien nutzten die Flugverbindung, um so weiter in die Welt zu fliegen. Rund 10 Prozent dieser Passagiere sind auf die Schiene umgestiegen. Der überwiegende Anteil der restlichen ca. 90 Prozent Passagiere ist entweder auf das Auto in Richtung Flughafen München umgestiegen oder erreicht über andere Drehkreuze im Ausland, Frankfurt, Istanbul, Düsseldorf, Dubai, Amsterdam das gewünschte Ziel“, erläutert Pressesprecher Alexander Klaus vom Flughafen Salzburg. Das Drehkreuz Wien habe vor allem für die ländlichen Salzburger Bezirke und die vielen Geschäftsreisenden aus dem Grenzbereich Deutschland an Bedeutung verloren. Die Einstellung der Flugverbindung Salzburg-Wien stelle eine nachhaltige Schädigung des Wirtschafts- und Industriestandortes Salzburg dar, so Klaus.

Flughafen Graz: Ähnliches Szenario erwartet

Auch in der Steiermark könnte die Einstellung der Flugstrecke Graz-Wien wirtschaftliche Nachteile mit sich bringen. Die geplante Einstellung ist mit der Fertigstellung des Semmeringbasistunnels gekoppelt, wenn die Bahnfahrt zwischen Graz und Wien weniger als drei Stunden dauert. „98 Prozent der Passagiere nach Wien sind Umsteigepassagiere“, befürchtet Wolfgang Grimus, Geschäftsführer des Flughafens Graz ähnliche Auswirkungen für seinen Flughafen, sobald Flüge nach Wien verboten sind. „Entweder werden die Passagiere von Graz aus auf andere Drehkreuze wie Frankfurt, München oder Amsterdam ausweichen oder direkt von Alternativflughäfen wie Laibach abfliegen. In jedem Fall wird ein Großteil der Wertschöpfung ins Ausland verlagert, sollte die Flugstrecke zwischen Wien und Graz eingestellt werden müssen,“ bekräftigt Grimus.

Umstieg auf Flughäfen im Ausland: „Weniger wird nicht geflogen“

„Erschwerend kommt dazu, dass gerade die für Geschäftsreisende wichtigen Tagesrandverbindungen von Wien aus nicht mehr für Umsteigepassagiere von den Bundesländerflughäfen erreichbar sind oder sich die Heimreise in die Bundesländer an einem Tag nicht mehr ausgeht“, stellt Peter Malanik, Geschäftsführer der AviationIndustry Austria fest. „Ergo werden vor allem Geschäftsreisende ausländische Drehkreuze nutzen, was oft einen Umweg bedeutet. Weniger wird also nicht geflogen“, so Malanik, „Genauso wie es ökologisch sinnlos ist Flüge zu verbieten, ist es auch ökonomisch widersinnig, die Durchführung von Flügen staatlich zu verordnen.“

Verbot von inländischen Flügen „nicht zielführend“

Zusätzlich hat die Maßnahme negative Auswirkungen auf den Standort, wie Studienautor Stefan Höffinger abschließend zusammenfasst: „Eine Einschränkung inländischer Flugstrecken führt vor allem zu einem Verlust an Konnektivität, welcher sich wiederum negativ auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandort Österreich auswirkt. Das heißt, es treten nicht nur die erwarteten Effekte für den Klimaschutz nicht ein, sondern durch das Ausweichen auf ausländische Drehkreuze geht zusätzlich innerösterreichische Wertschöpfung verloren.“ Ein Verbot von inländischen Flügen sei daher nicht zielführend.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 04.11.2023 um 10:39 Uhr aktualisiert

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