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Manfred Wrussnig: Seit 50 Jahren leidenschaftlicher Journalist

Manfred Wrussnig lebt in Villach und ist österreichweit als Journalist tätig. Heuer feierte er 50 Jahre im Dienste des Journalismus. Herzliche Gratulation.

von Yvonne Schmid-Berger
5 Minuten Lesezeit(1184 Wörter)

Eigentlich war der Villacher Manfred Wrussnig ursprünglich Verkäufer, wechselte mit 20 Jahren zur Kosmetikfirma Schwarzkopf und verkaufte dem Gründer der Handelskette Billa, Karl Wlaschek, schon mal zehntausende Dosen Haarspray. 1973 meldete er sich zur UNO nach Zypern. Der Startschuss für seine journalistische Karriere. Für 5 Minuten blickt der Familienvater anlässlich seines 50-Jahr-Jubiläums zurück.

Er sperrte mich für einige Tage in einen Hühnerstall und schob mich dann  in die Heimat unehrenhaft ab. 

Manfred Wrussnig

5 Minuten: Wie kam es zur journalistischen Laufbahn?

Manfred Wrussnig: Das war 1973 in Zypern bei den Vereinten Nationen, wo ich am Flughafen in Nikosia Dienst versah und dort am 10. April den Überfall von Palästinenser auf eine israelische Passagiermaschine beobachtet hatte. Ich habe den KURIER angerufen und gesagt: „Hallo, ich habe alles gesehen“.  Ich erhielt in einer dort einzigen Telefonzelle einen Rückruf aus Wien und erzählte, was ich sah. Das Telefonat dauerte ungefähr 40 Minuten und vor der Türe bildete sich eine lange Warteschlage. Nächsten Tag dann eine Titelseite im KURIER: „Unser Mitarbeiter berichtet“, stand dort. Die Folgen meines Ausfluges in den Journalismus waren überschaubar und endete in einer  Bruchlandung. In der Personenschlange vor der Telefonzelle stand ein Offizier der mich meldete, weil er so lange warten musste. Die Schlagzeile im KURIER in Österreich tat ihr übriges. „Ein Uno-Soldat hat den Vorgesetzten zu berichten und nicht einer Zeitung“, erklärte mir dazu der damalige Chef unserer Einheit auf Zypern, Oberst Kloß. Er sperrte mich für einige Tage in einen Hühnerstall und schob mich dann in die Heimat unehrenhaft ab. 

Aber du bist dem Journalismus trotzdem treu geblieben?

Wrussnig: Ja, denn das sollte mein Leben verändern. 1976 erinnerte sich der damalige Kärnten-Chef des KURIER, Heinz Grötschnig an mich, gab mir eine Chance, plagte sich mit mir, lernte mir schreiben und ihm verdanke ich heute, dass ich den Einstieg in den Journalismus schaffte. Danach folgte das Studium der Pädagogik und Medienkommunikation in Klagenfurt. 1997 holte mich Hans Mahr zu RTL nach Köln, Ich wurde TV Produzent für RTL in Österreich. Nebenbei arbeitete ich für die Sendung „Vera“ und schrieb zehn Jahr lang für die Zeitung „Österreich“. Zur Zeit arbeite ich neben RTL auch noch für ATV und Puls4. Es bleibt sogar Zeit für das, was mir besonderen Spaß macht: Für 5 Minuten zu schreiben. Nebenbei beschäftige ich mich seit Jahren mit den Freimaurern und habe darüber 2017 ein Buch geschrieben und arbeite bereits an einer Forstsetzung.  

Das Bild auf 5min.at zeigt den Kärntner Journalisten Manfred Wrussnig bei der Arbeit.
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Das Bild auf 5min.at zeigt den Kärntner Journalisten Manfred Wrussnig beim Interview mit dem Villacher Bürgermeister.
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Das Bild auf 5min.at zeigt den Kärntner Journalisten Manfred Wrussnig bei der Arbeit.
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Welcher Artikel hat dir am meisten Freude bereitet?

Eigentlich jener, mit dem ich vor 50 Jahren meinen Einstieg schaffte, jenen aus Zypern 1973 den ich zwar nur erzählte, keine Zeile davon schrieb, aber eine Titelseite schaffte und namentlich als Mitarbeiter ausgewiesen wurde. Das machte mich unglaublich stolz. Natürlich auch meine Eltern. Von da an wusste ich: Das wird mein Job. 

Seit 50 Jahren Journalist: An welche Geschichte erinnerst du dich heute noch gerne zurück? 

Neben der schon erwähnten journalistischen Kostprobe in Zypern, erinnere ich mich gerne an die Aufdeckung über Missstände in einem Altenheim . In letzter Konsequenz bekam die Betreiberin 18 Monate unbedingte Haft und ich konnte den älteren Menschen damit sehr helfen, einigen vermutlich das Leben retten. Den Fall hat dann der ORF im „Inlandsreport“ sogar einen Beitrag gewidmet. Als ein Güterzug nur wenige Zentimeter vor zwei am Gleis spielenden Kindern durch Notbremsung stoppen konnte, verhalf ich dem Lokführer  durch meinen Bericht zu einer Auszeichnung. Dramatisch war auch, als ein Fluglehrer im Flugzeug über Villach einen tödlichen Herzinfarkt erlitt und sein Schüler, der Sohn eines Villacher Unternehmers, mit nur einer Flugstunde Erfahrung sicher in Klagenfurt landen konnte. Mein Bericht damals wurde von allen Medien übernommen. Es gab fast jedes Jahr irgendwas an das ich mich gerne erinnere, wenn es auch oft für die Betroffenen gar nicht lustig war.     

Was ist das Faszinierende am Beruf?

Es war das Leben das mich faszinierte, es war jeden Tag etwas anderes los. Einen Alltagstrott gab es nicht. Kein Tag war planbar, nicht mal der Urlaub, weil ich einfach, wenn es was zu berichten gab, auch im Urlaub mit der Redaktion Kontakt aufnahm. 

Ein Beruf fürs Leben, also?

Den Beruf zu wechseln, daran dachte ich nie, aber ich wollte mich in Richtung Fernsehen weiter entwickeln, wir änderten meinen Vertrag auf „Halbtag“ und ich stieg bei  der ORF Sendung „Vera“ ein. Schließlich wechselte ich dann, 1997 zum deutschen Privatsender RTL für den ich hauptsächlich als Produzent bis heute tätig bin. Für 5 Minuten daneben zu arbeiten macht natürlich auch Spaß.   

Das Bild auf 5min.at zeigt den Kärntner Journalisten Manfred Wrussnig beim telefonieren.
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Das Bild auf 5min.at zeigt den Kärntner Journalisten Manfred Wrussnig.
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Das Bild auf 5min.at zeigt den Kärntner Journalisten Manfred Wrussnig.
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Was würdest du jüngeren KollegInnen raten? 

Den Job nur anzugehen,  wenn er oder sie dazu bereit ist. Bei der Arbeitszeit nicht auf die Uhr zu schauen, bei Pressekonferenzen so aufzupassen, dass man dabei mit mehreren Themen in die Redaktion zurück kommt. Den Kollegen den Tipp geben, bei Pressekonferenzen nicht den Herrn Landeshauptmann abzubusseln, wenn kritisch berichtet werden sollte.   

Was waren die größten Herausforderungen deiner Laufbahn?

Protagonisten, die mir ein Interview gaben, standen plötzlich nicht mehr dazu, als es dann in der Zeitung veröffentlicht wurde. Oder machten Probleme. Im Laufe der Jahre wurde dazu das Medienrecht verschärft und mehr und mehr versucht, durch Klagen Geld herauszuholen. 

Steckt der Journalismus in der Krise?

Als ich begann, gab es noch (fast) kein Medienrecht. Da konnte noch einiges aufgedeckt werden, was heute immer schwieriger wird, zu berichten. Das Medienrecht ist mittlerweile so streng, dass man oft Themen einfach sein lässt. Dass der Journalismus in der Krise steckt, sehe ich nicht. Es gibt meiner Meinung aber leider immer weniger junge Leute in den Redaktionen, die bereit sind auszurücken, vor Ort zu recherchieren und lieber am Schreibtisch bleiben. Es fehlen auch die typischen Aufreißer, die mit exklusiven Geschichten aufhorchen lassen, solche waren vor 30 Jahren noch in jeder Redaktion zu finden und gefürchtet, wenn sie dann einen „Solokarpfen“ im Blatt hatten. Heute scheint es, als sei es vielen egal, wenn eine Zeitung alleine einen tollen Bericht hat, im besten Fall schreiben sie den dann ohne Quellenangabe einfach ab.  

Wie schätzt du wird sich der Journalismus in Zukunft entwickeln?

Die Zukunft des Journalismus ist gesichert. Vieles spielt sich in den sozialen Medien ab, die es ja zu Beginn meiner Laufbahn nicht gab.  Irgendwie bin ich froh schon so alt zu sein, denn es dürfte immer schwieriger werden, unabhängig und frei zu arbeiten. Kollegen wissen schon vorab, was in der jeweiligen Redaktion durchzubringen ist, oder was man besser gar nicht angeht weil es „von oben“ nicht gewünscht ist.  Jetzt taucht auch noch die „Künstliche Intelligenz“  neuerdings auf. Es wird sicher sehr spannend in Zukunft, immer mehr spielt sich auch online ab. Ich denke, mit fleißigen, talentierten Kollegen in den Redaktionen wird uns auch in Zukunft nicht bange sein, wenn es gilt, den Mächtigen auf die Finger zu klopfen. 

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