Rechnungshof prangert KAGes an: Ärztemangel sei hausgemacht
Der aktuelle Rechnungshofbericht zur Ärzteausbildung und Besetzung von Ausbildungsstellen in der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) enthüllt Mängel im steirischen Gesundheitswesen.
Ein aktueller Bericht des Landesrechnungshofs zur Ärzteausbildung und Besetzung von Ausbildungsstellen in der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) hat die Planlosigkeit und Mängel in der Ausbildungsstrategie deutlich aufgezeigt. Die politische Opposition, insbesondere die KPÖ, die Grünen und die NEOS, nutzen die scharfen Worten des Berichts, um auf bestehende Probleme im steirischen Gesundheitswesen hinzuweisen und konkrete Maßnahmen zu fordern.
Massive Mängel und drohender Ärztemangel
Der aktuelle Rechnungshofbericht zur Ärzteausbildung der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) prangert eklatante Mängel und Planungsdefizite an. Der 158-seitige Bericht für die Jahre 2019 bis 2022 zeigt auf, dass die KAGes mit großen Lücken in der Datenerhebung zu kämpfen haben soll und eine Überalterung der Belegschaft drohe, begleitet von einem Anstieg von Teilzeitbeschäftigungen. Besonders alarmierend sei die Prognose, dass ein Viertel der KAGes-Ärzteschaft in den nächsten zehn Jahren in Pension gehen wird, während der Nachwuchs scheinbar abwandert.
Ausbildungsmisere in der Steiermark
Der Bericht verdeutlicht auch, dass die Attraktivität der Arbeit in steirischen Spitälern im Vergleich zu Österreich insgesamt abnimmt. Während die Zahl der Spitalsärzte bundesweit um elf Prozent gestiegen ist, verzeichnet die Steiermark lediglich einen Anstieg von 3,4 Prozent. Gleichzeitig steigt die Zahl der Wahlärzte in der Steiermark um 78 Prozent, was auf Probleme mit den Ausbildungsmodalitäten der KAGes hinweist.
Fast jede zehnte Arztstelle unbesetzt
Die Kritik des Rechnungshofs erstreckt sich weiter auf fehlende Daten zu Ausbildungsstellen, eine übermäßige Beantragung und Genehmigung von Ausbildungsstellen sowie einen Anstieg der unbesetzten Dienstposten in der KAGes. Die Teilzeitbeschäftigung unter den Ärzten wird als „äußerst kritisch“ bezeichnet, da fast jede zehnte Arztstelle unbesetzt bleibt.
Stipendien-Debakel
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft das Stipendienprogramm an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien, das als zu spät eingeleitet und kostspielig eingestuft wird. Der Rechnungshof empfiehlt der KAGes ein umfassendes Monitoring der Ausbildungen und eine Anpassung des Dienstpostenplans, um die Situation zu verbessern.
„Teure Privatkliniken und Wahlarztordinationen florieren“
„Während Krankenhäuser geschlossen werden, florieren teure Privatkliniken und Wahlarztordinationen. Der Mangel an Ärztinnen und Ärzten im öffentlichen Gesundheitswesen geht Hand in Hand mit einem wachsenden privaten Sektor. Es ist höchst an der Zeit, diese bedenkliche Entwicklung einzudämmen!“, so KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler. Dieser Trend bestätigt die Befürchtungen der KPÖ hinsichtlich des Ärztemangels im öffentlichen Gesundheitswesen. Die KAGes wird zudem für ihre teure und intransparente Kooperation mit der Sigmund-Freud-Privatuniversität kritisiert.
Grüne sehen sich bestätigt
Die Grünen sehen den Rechnungshofbericht als Bestätigung ihrer Kritik an der aktuellen Personal- und Ausbildungspolitik in der KAGes. Gesundheitssprecher Georg Schwarzl betont: „Der Bericht bestätigt jedenfalls die notwendige Überprüfung der Personalplanung und der Personalsituation in der KAGes, die wir Oppositionsparteien gemeinsam im Herbst angesichts der absehbaren Herausforderungen und Entwicklungen in der Versorgungssituation der Steirerinnen und Steirer beantragt haben.“
NEOS schlagen Alarm: Vollzeitbonus gefordert
Die NEOS nutzen den Bericht, um auf die akute Personalnot und das Planungschaos in der KAGes aufmerksam zu machen. Fast jede zehnte Arztstelle ist derzeit unbesetzt, und die Teilzeitquote steigt weiter. “Die Landesregierung hat unsere Anträge zum Vollzeitbonus und erweiterten Kinderbetreuungszeiten in der KAGes als nicht notwendig abgetan. Wenn die Rahmenbedingungen für Vollzeitarbeit nicht endlich attraktiver gestaltet werden, wird die Teilzeitquote weiter steigen und damit die Personalnot in unseren Spitälern”, so NEOS-Chef Niko Swatek abschließend.
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