
Missbrauchsskandal: Ex-Betreuer steht heute erneut vor Gericht
Ein Ex-Mitarbeiter von SOS-Kinderdorf steht heute erneut vor Gericht. Nach einer Haftstrafe wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen geht es nun um seine Berufung.
Am Landesgericht für Strafsachen Wien wird heute über die Berufung eines ehemaligen Mitarbeiters von SOS-Kinderdorf verhandelt. Der Mann war im vergangenen Sommer wegen sexuellen Missbrauchs von Unmündigen zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Nun kämpft der 50-jährige Sozialpädagoge um eine mildere Strafe – das Urteil war bisher nicht rechtskräftig. 5 Minuten hat schon mehrmals über diese brisante Thematik berichtet.
Schwerwiegende Vorwürfe gegen Ex-Betreuer
Der Angeklagte soll sich laut Anklage zwischen 2021 und 2022 insgesamt 14 Mal an einem Burschen vergangen haben. Außerdem wird ihm vorgeworfen, einen Zwölfjährigen sexuell missbraucht zu haben. Im Prozess im August hatte der Beschuldigte die Vorwürfe bestritten und behauptet, ein gutes Verhältnis zu den Jugendlichen gehabt zu haben. Das Gericht sah dies jedoch anders – und verhängte eine Haftstrafe von zweieinhalb Jahren.
SOS-Kinderdorf unter Druck
Der Fall reiht sich in eine wachsende Zahl von Missbrauchsfällen innerhalb von SOS-Kinderdorf ein. In den vergangenen Monaten sind immer mehr Vorwürfe aus verschiedenen Einrichtungen in mehreren Bundesländern bekannt geworden. Sogar der verstorbene Gründer Hermann Gmeiner sowie ein mutmaßlich pädophiler Großspender sollen laut Recherchen in Missbrauchsfälle verwickelt gewesen sein.
Unabhängige Reformkommission ermittelt
Als Reaktion auf die Vorwürfe hat sich Anfang Oktober eine unabhängige Reform-kommission zur Aufarbeitung konstituiert. Das Gremium wird von Irmgard Griss, der ehemaligen Präsidentin des Obersten Gerichtshofs, geleitet. Die Kommission soll Missbrauchsfälle aufarbeiten, Verantwortung klären und Empfehlungen für strukturelle Veränderungen innerhalb von SOS-Kinderdorf aussprechen.
Ein Thema, das Österreich erschüttert
Der Fall zeigt erneut, wie wichtig unabhängige Kontrolle und konsequente Aufarbeitung in Betreuungseinrichtungen sind. Für die Betroffenen und ihre Familien bedeutet der Prozess heute mehr als nur ein weiteres Urteil – es geht um Anerkennung, Gerechtigkeit und Vertrauen in Institutionen, die eigentlich Schutz bieten sollten.