fbpx
Region auswählen:
Aktuell - Villach
Hintergrund
Die beliebte Kellnerin Doris arbeitet seit einem Jahr im Villacher
Die beliebte Kellnerin Doris arbeitet seit einem Jahr im Villacher "Caldarium" - eine brutale Straftat veränderte ihr Leben und Sicherheitsbedürfnis © KK

Jetzt erzählt das Opfer:

„Mir wurde die Pistole an den Kopf gehalten!“

Villach – Viele erinnern sich noch an die brutale Vorgehensweise zweier bewaffneter Räuber die nachts in einem Villacher Lokal die Kellnerin nach der Sperrstunde niederstreckten, ausraubten und flüchteten. Das Opfer von damals war die Villacherin Doris, 52 Jahre alt und Kellnerin aus Leidenschaft. Noch heute sitzt der Schock tief. Ein Blick zurück, auf eine Nacht in Angst und Schrecken.

 5 Minuten Lesezeit (684 Wörter) | Änderung am 06.07.2016 - 21.05 Uhr

Wer in das Villacher Lokal „Caldarium“ kommt, merkt ihr an, dass sie ihren Job sehr gerne macht. Die Rede ist von Doris – sie macht ihren Beruf aus Berufung, ist Kellnerin, Mutter zweier Kinder und leider auch Opfer eines schrecklichen Raubüberfalles. Nach außen hin wirkt alles gut, innerlich hat sich für die vermeintlich starke Frau nach dieser Nacht aber einiges verändert.

Pistole an den Kopf gehalten

Es passierte am Donnerstag, 21. April 2016 kurz nach Mitternacht. „Ich wollte nach der Sperrstunde, das Leergut aus dem Lokal bringen, bin beim Hinterausgang in den Hof am Parkplatz gegangen. Der Haupteingang war versperrt. Als ich zurückgekommen bin, standen plötzlich zwei maskierte Jugendliche mit Tarnhosen vor mir und bedrohten mich mit einer Pistole,“ schildert das sichtlich gezeichnete Opfer. „Im ersten Momente dachte ich es ist ein Scherz. Fragte die beiden was jetzt los sei,“ meint Doris weiter, “ich glaube ich habe sie im ersten Moment sogar angegrinst.” Dann wurde ihr die Situation aber schlagartig klar: Die Antwort kam in Form eines Schlages mit dem Pistolenknauf in die Rippen. Doris brach zusammen, drei Flaschen Red Bull die sie noch in den Händen hielt zerbrachen am Boden. Durch die Scherben zog sie sich Schnittwunden auf den Händen zu. „Das geschah alles in Sekunden. Einer der beiden Täter drückte mich mit seiner Hand auf den Boden, hielt mir die Pistole an den Kopf,“ erklärt Doris den Tathergang.

„Ich gebe euch das Geld!“

„Gib die Kellnerbrieftasche her,“ waren die Worte des Angreifers im Kärntner Dialekt, „ich will dir ja nicht weh tun!“ erzählt Doris weiter. Für sie war das Vorgehen des Täters auf Grund der Brutalität mit der Pistole schon unverständlich: „Es wäre nicht notwendig gewesen mich auf den Boden zu drücken, es war einfach nur mehr schlimm. Ich hätte denen alles gegeben was sie wollten, auch ohne Gewalteinwirkung. Immerhin hatte er eine Pistole.” Der andere Täter durchsuchte zwischenzeitlich den Thekenbereich. Doris war zu dem Zeitpunkt bereits in einem Schockzustand: „Geht weg, ich gebe euch das Geld“, erwiderte sie den Tätern. Diese schnappten sich die Brieftasche mit knapp 400 Euro und verließen daraufhin das Lokal. „Dann alarmierte ich den Polizeinotruf und sperrte die Lokaltüre wieder auf. Es vergingen wenige Minuten und 7 bis 8 Beamte standen im Lokal. Spurensicherung, Suchhund, KRIPO – es war einiges los. An mir wurde auch ein DNA-Abstrich der Täter genommen. Bis 2 Uhr wurde ich einvernommen. Dann fuhr ich mit dem Taxi ins Krankenhaus Villach,“ erzählt Doris von den danach folgenden Stunden.

Hellwach durch die Nacht

„Die Schmerzen begannen erst, nachdem sich der Wirbel etwas gelegt hat und ich realisierte was eigentlich passiert ist. Im Krankenhaus wurden dann schwere Rippenprellungen, eine Nackenstauchung und Schnittwunden festgestellt,“ zeigt sich Doris heute noch betroffen und schockiert über die Brutalität der Täter. „Ich bin dann nachts noch nach Hause gefahren, war hellwach, denn der Schock saß tief. Einziger Lichtblick war der gemeinsame Kaffee mit meiner Schwester – ein Ritual, welches ich täglich um 7 Uhr zelebriere,“ meint Doris. Am Donnerstag absolvierte sie noch eine dreistündige Einvernahme bei der KRIPO. „Meinen gebuchten Urlaub konnte ich nicht mehr stornieren und so trat ich am Freitag gleich den Flug nach Fuerteventura an. Nach diesem Vorfall war es aber auch gut, dass ich weggeflogen bin.“

ANZEIGE
Bei Doris hat sich einiges verändert: “Nach der Arbeit fahre ich nur mehr mit dem Taxi nach Hause. Der Fahrer wartet bis ich im Haus bin! Die Angst geht ab jetzt immer mit.”

Bei Doris hat sich einiges verändert: “Nach der Arbeit fahre ich nur mehr mit dem Taxi nach Hause. Der Fahrer wartet bis ich im Haus bin! Die Angst geht ab jetzt immer mit.” - © KK

Nicht mehr alleine durch die Stadt

In Villach führt sich Doris nicht mehr sicher: „Auch tagsüber, es passieren immer wieder schlimme Dinge, nicht nur in der Nacht. Und was mir passiert ist, ist auch schon anderen passiert. Heute habe ich ein anderes Sicherheitsbedürfnis als vorher. Alleine als Frau nachts durch die Stadt zu gehen ist für mich seither undenkbar,“ schließt Doris ein trauriges Kapitel in ihrer über 30-jährigen Tätigkeit als Kellnerin ab.