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Leben - Villach
Bürgermeister Günther Albel und Verein Erinnern-Obmann Mag. Hans Haider mit Vereins-Mitgliedern und Laudator Universitätsprofessor Mag. Dr. Werner Wintersteiner (5. von rechts).
Bürgermeister Günther Albel und Verein Erinnern-Obmann Mag. Hans Haider mit Vereins-Mitgliedern und Laudator Universitätsprofessor Mag. Dr. Werner Wintersteiner (5. von rechts). © Stadt Villach/Höher

Starkes Signal gegen das Vergessen

Kulturpreis 2016 für “Verein Erinnern”

Villach – Der 31. Kulturpreis der Stadt Villach wurde gestern an den „Verein Erinnern“ mit seinem Obmann Mag. Hans Haider vergeben. „Die Würdigung ist ein starkes Zeichen gegen den Extremismus und ein klares Bekenntnis, das Feld nicht den Hetzern und Ewiggestrigen zu überlassen“, betonte Bürgermeister Günther Albel.

 6 Minuten Lesezeit (805 Wörter) | Änderung am 30.09.2016 - 10.00 Uhr

„Es ist uns als Stadt ein großes Anliegen, sich der Vergangenheit zu stellen, dunkle Flecken in der Geschichte aufzuarbeiten, hinzuschauen, auch wenn es nicht angenehm und einfach ist. Nur wenn wir uns mit der Geschichte befassen, können wir auch die Zukunft gut bewältigen“, sagt Kulturreferent Bürgermeister Günther Albel. „Der ,Verein Erinnern‘ hat hier über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg sehr wichtige, unbezahlbare Arbeit geleistet und viel für die entsprechende Bewusstseinsbildung getan. Mit dem Kulturpreis unserer Stadt soll dieses Engagement entsprechend gewürdigt werden.“ Der mit 5000 Euro dotierte Preis soll allerdings auch ein Bekenntnis gegen Verhetzer und Ewiggestrige sein und er ist eine Botschaft an die jungen Menschen, sich nicht den Rattenfängern anzuschließen, die, so Bürgermeister Albel, „mit einfachen Botschaften schnelle Lösungen vortäuschen, die sie niemals erreichen können.“

„Der Kulturpreis geht in gute Hände“

Mit der Errichtung des „Denkmals der Namen“ hat der „Verein Erinnern“ eine Entwicklung in Gang gebracht, die bis heute ein wichtiger Teil der Geschichts-aufarbeitung ist. Auf dem im Frühjahr 1999 enthüllten gläsernen Denkmal in der Widmanngasse (gegenüber dem Museum) sind derzeit 366 Namen, Geburts-, Todesdaten und Todesorte jener Kinder, Frauen und Männer aus dem Bezirk Villach vermerkt, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. „Es ist das einzige Erinnerungszeichen in Villach, das an die Gräueltaten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnert. Es wurde 14 Mal beschädigt. Doch die Symbolik des Glases steht für die Zerbrechlichkeit des Lebens“, so Bürgermeister Günther Albel. „Ich danke Hans Haider und seinem Team für ihre Arbeit. Der Kulturpreis geht in gute Hände.“

Erforschung der Lebensdaten aller Opfer

Das „Denkmal der Namen“ ist nur ein Symbol für das Wirken des Vereins. Er organisiert außerdem entsprechende Veranstaltungen und gibt verschiedene Publikationen zum Thema heraus. Ein besonderes Anliegen ist dem „Verein Erinnern“ die Erforschung der Lebensdaten jener Menschen aus Villach und Umgebung, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden. Zahlreiche Dokumente und Interviews mit Zeitzeugen, unter anderem über das Novemberpogrom 1938, über die Deportation der Jüdinnen und Juden sowie die Villacher Sinti wurden bereits gesammelt.

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Mag. Hans Haider nahm für seinen Verein Erinnern den diesjährigen Kulturpreis der Stadt Villach von Bürgermeister Günther Albel entgegen. Rechts im Bild Laudator Universitätsprofessor Mag. Dr. Werner Wintersteiner

Mag. Hans Haider nahm für seinen Verein Erinnern den diesjährigen Kulturpreis der Stadt Villach von Bürgermeister Günther Albel entgegen. Rechts im Bild Laudator Universitätsprofessor Mag. Dr. Werner Wintersteiner - © Stadt Villach/Höher

„Ohne Handeln sind gute Absichten garnichts!“

Die Laudatio hielt Universitätsprofessor Mag. Dr. Werner Wintersteiner. Er betonte, dass für Hans Haider Erinnern Lebensaufgabe sei. Der Verein Erinnern habe die Vergangenheit wieder zugänglich gemacht. Hans Haider biete allen ein Beispiel: Ohne Handeln sind gute Absichten garnichts. Es sei möglich, Etwas zu bewegen, Etwas zum Guten zu verändern.

Vereins-Obmann Mag. Hans Haider widmete seine Dankesworte nach der Preisverleihung dem Gedenken an verstorbene Wegbegleiterinnen und –begleiter, indem er deren Namen verlas.  An die Stadt Villach gerichtet sagte er schlicht: „Ich danke!“

Kulturpreis der Stadt Villach

Der Kulturpreis der Stadt Villach soll gemäß den Richtlinien des Gemeinderates vom 5. Dezember 1986 einmal pro Jahr an eine Persönlichkeit übergeben werden, die sich durch Erbringung einer besonderen schöpferischen Leistung auf kulturellem Gebiet verdient gemacht hat.

Bisher wurde der Kulturpreis verliehen an:

1985    Prof. Hans Bischoffshausen
1986    Prof. Franz Stimpfl
1987    den A-cappella-Chor Villach
1988    Fritz Sitte
1989    Dr.in Gerda Fröhlich für den Carinthischen Sommer
1990    Dr. Alfred Meschnigg
1991    Werner Kofler
1992    Dr. Konrad Koller
1993    Michael M. Kofler
1994    Dr. Heinz Pototschnig
1995    Prof. Bruno Gironcoli
1996    Uli Scherer
1997    Dir. Hans Schamberger für das Villacher Sinfonieorchester
1998    Dr. Konrad Paul Liessmann
1999    Cornelius Kolig
2000    Heidelinde Weis
2001    Walter Dick
2002    Dipl.-Ing. Arch. Gernot Kulterer
2003    Valentin Oman
2004    Hans Staudacher
2006    Mag. Gerd Schuller
2007    Dr.in  Irmgard Bohunovsky-Bärnthaler
2008    Martin Traxl
2009    Kärntner Konsensgruppe
2010    Prof. Dr. Nikolaus Fheodoroff
2011    Univ. Prof.in Mag.a art. Barbara Putz-Plecko
2012    Heinz Peter Maya (posthum)
2013    Dr.in Maria Luise Caputo-Mayr
2014    Oberst Professor Sigismund Seidl
2015    Walter Auer
2016     Mag. Hans Haider für den „Verein Erinnern“

Der Laudator

Univ.-Prof. Mag. Dr. Werner Wintersteiner (Jahrgang 1951), Friedenspädagoge und Deutschdidaktiker, ist Gründer und Leiter des „Zentrums für Friedensforschung und Friedenspädagogik“ an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt sowie Mitarbeiter des Österreichischen Kompetenzzentrums für Deutschdidaktik.

Arbeitsschwerpunkte:
(transkulturelle) Literaturdidaktik und literarische Bildung
interkulturelles Lernen und literarische Mehrsprachigkeit, Literatur, Politik und Frieden Kulturwissenschaftliche Friedensforschung und Friedenspädagogik

Co-Herausgeber des „Jahrbuchs Friedenskultur“, der Zeitschrift „informationen zur deutschdidaktik“ (ide) und der Buchreihe „ide-extra“. Autor von mehreren Büchern, rund 250 einschlägigen Aufsätzen und Herausgeber zahlreicher Sammelbände.

Monographien:
Pädagogik des Anderen. Bausteine für eine Friedenspädagogik in der Postmoderne. Münster: agenda 1999. „Hätten wir das Wort, wir bräuchten die Waffen nicht.“ Erziehung für eine „Kultur des Friedens”. Innsbruck-Wien-München: StudienVerlag 2001 (= ide-extra, Band 10). Poetik der Verschiedenheit. Literatur, Bildung Globalisierung. Klagenfurt: Drava 2006. Transkulturelle literarische Bildung. Die „Poetik der Verschiedenheit“ in der literaturdidaktischen Praxis. Innsbruck: StudienVerlag 2006.