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Politik - Klagenfurt
Hintergrund
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Wenger Neubauten - Mehr Revitalisierung

Grüne kritisieren Stadt­entwicklung

Klagenfurt – Gemeinderat Elias Molitschnig sieht einen Zusammenhang zwischen den Folgen der Unwetter und der Art und Weise wie Stadtentwicklung und -planung heute noch betrieben wird. Er stellt die Nutzung und Revitalisierung von bereits aufgeschlossenen Flächen den Neuwidmungen gegenüber. Denn intelligente Stadtentwicklung kann den Folgen von Unwettern vorbeugen sowie Ressourcen effizienter nutzen. Auch wünscht man sich einen gefühlvolleren Umgang mit Klagenfurts "Baudenkmälern".

 4 Minuten Lesezeit (573 Wörter) | Änderung am 31.05.2018 - 17.38 Uhr

Sintflutartige Regengüsse und Unwetter, wie sie in der letzten Zeit immer häufiger werden, stellen die Städteplaner vor neue Aufgaben. Grünflächen verschwinden zusehends und werden Betonwüsten geopfert. Viele brach liegende Flächen werden sich selbst überlassen während man “grüne Wiesen” – mit intakter Natur – bebaut. „Aber sind diese Probleme wirklich so neu? Oder haben die Verantwortlichen diesen Aspekt nur zu oft anderen Bestrebungen geopfert?“, fragt sich Gemeinderat Elias Molitschnig (GRÜNE), stellvertretender Vorsitzender des Umweltausschusses der Stadt Klagenfurt. „Es werden immer wieder mit dem Totschlagargument des wirtschaftlichen Interesses, alle Bedenken im Sinne des Umweltschutzes und auch stadtplanerische Zielsetzungen kurzerhand ausgehebelt. Aus dem Leitbild der Stadt geht klar hervor, dass die Lebensqualität von Klagenfurt das, von der Bevölkerung, höchst geschätzte Gut ist. Ich vermisse oft das klare Bekenntnis zu diesem Leitbildgedanken, bei Entscheidungen in den politischen Gremien der Stadt.“

Brach liegende Flächen wären zu bevorzugen

Aus Molitschnigs Sicht müsste es in der Stadtplanung einen Paradigmenwechsel geben. „Innenentwicklung soll vor Außenentwicklung gestellt werden, d.h. bereits aufgeschlossene Flächen und Industriebrachen sind als bevorzugtes Gelände zu betrachten, bevor man sich entschließt Neuwidmungen durchzuführen.“ Auch schwenkt er direkt zum Thema Hochwasserschutz, dort wird, laut Molitschnig, immer noch zu sehr auf rein technische Umsetzungen vertraut. „Die, nicht zielführende, Begradigungen von Flussläufen kann nur von einer intelligenten, naturnahen Gestaltung dieser Lebensräume abgelöst werden, um nachhaltig eine Verbesserung der Massnahmen des Hochwasserschutzes zu bewirken.“

Grüne: Lederfabrik Neuner als Chance

Eine große Chance sieht Molitschnigs im Areal der ehemaligen Lederfabrik Neuner. Die ca. 6,5ha große Fläche wird eben von den Altlasten befreit. “Wie wird dieses Gebiet wieder zu einem Teil der Stadt?”, fragt sich Molitschnigs. “Wie wollen wir das Gebiet zu einem lebendigen Stadtteil entwickeln, fern der Art typischer Wohnburgen ohne jeglichen Raum für soziale Interaktion? Welche Teile der vorhandenen Industriearchitektur können und müssen wir erhalten, um die Identität dieses Ortes auch für unsere Nachkommen erlebbar zu machen?“

Oftmals entscheiden sich Planer, in der Überzeugung Neubau sei billiger als Altbausanierung, für den Abriss von reizvollen „Baudenkmälern“ ohne zu berücksichtigen wieviel „graue Energie“ in dem Bestand bereits enthalten ist. Im Sinne des Klimaschutzes zählt diese sehr wohl mit zum ökologischen Fussabdruck.“

Graue Energie

Als graue Energie wird die Energiemenge bezeichnet, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes benötigt wird. Dabei werden auch alle Vorprodukte bis zur Rohstoffgewinnung berücksichtigt und der Energieeinsatz aller angewandten Produktionsprozesse addiert.

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Mautner Markhof

Mautner Markhof - © 5min.at

Kritik an Schleifung von „Mautner Markhof Areal“

„Wir finden in Klagenfurt leider immer wieder Beispiele, wie achtlos mit prägenden Bauten umgegangen wird. Eines ist die Schleifung des, als „Mautner Markhof Areal“ bekannten, Gebäudeensembles im Stadtteil Fischl. Was die wenigsten wissen, nach Siegmund Fischl, dem ursprünglichen Gründer und Fabriksbesitzer, ist der Stadtteil benannt. Da hätte man sicher sensibler vorgehen können.“ „Es wird Zeit, dass sich eine ganzheitliche Sicht in den Bereichen Stadtentwicklung und -planung durchsetzt, denn jede Veränderung im Lebensraum, jeder Neubau, stellt einen Eingriff in die Natur, in das Leben der Bewohner*innen, in die Stadt und ihre Geschichte dar. Veränderungen sind dann nachhaltig, wenn durch sie ein Mehrwert für alle Beteiligten entsteht“, so Molitschnig abschließend.