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Leben - Kärnten
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Traurige Statistiken lassen das Land handeln:

Kampagne: Keine Chance der Gewalt an Kindern

Kärnten – „Gewalt ist weltweit die häufigste Menschenrechtsverletzung. Auch in Österreich. Auch in Kärnten. In unserer ‚zivilisierten‘ Gesellschaft also. Mitten unter uns wird Gewalt ausgeübt – oft unterschwellig, verbal, dann zuschlagend, misshandelnd. Bis zu 25 Prozent der 6- bis 14-jährigen Kinder leiden unter einem gewaltbelasteten Erziehungsstil. In Kärnten wären das rund 22.800 Betroffene. Knapp zehn Prozent der 15-Jährigen sagen, im Vorjahr mindestens einmal körperlich misshandelt worden zu sein.“

 3 Minuten Lesezeit (428 Wörter)

Diese Zahlen legte Sozialreferentin Beate Prettner im Rahmen einer Pressekonferenz vor. Zahlen, die betroffen machen – auch, weil Gewalt in der Erziehung passiert, obgleich Gewaltverbot in der Erziehung seit 30 Jahren gesetzlich verankert ist. „Österreich war 1989, also vor 30 Jahren, das weltweit vierte Land, das dieses Gewaltverbot per Gesetz festgeschrieben hat. Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums vor fünf Jahren hat eine Umfrage ergeben, dass nur 58 Prozent der Erziehungsberechtigten dieses Gesetz kennen“, informierte Prettner. „Genau dieses Unwissen und vor allem die Tatsache, dass Gewalt an Kindern tagtäglich ausgeübt wird, haben uns veranlasst, eine groß angelegte Öffentlichkeitskampagne zu starten. Eine Kampagne, die nicht mit dem erhobenen Zeigefinger agieren wird, sondern auch Lösungen aufzeigt“, betonte die Sozialreferentin. Gewalt könne niemals eine Lösung sein. „Der Kampf gegen Gewalt ist ein Auftrag an uns alle. Er ist eine Verpflichtung. Wir dürfen nie müde werden, dieser Verpflichtung nachzukommen“, so Prettner.

Drei Phasen

Die Öffentlichkeitskampagne werde in drei Phasen ablaufen. Wie der Koordinator und Kinderschutzbeauftragte des Landes Kärnten, Raphael Schmid, erläuterte, werde Phase eins den Status Quo, sprich statistische Zahlen zur Häufigkeit von Gewalt in der Erziehung, beleuchten. „Phase zwei wird von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche zu Wort kommen lassen. In Phase drei verwenden wir Aussagen von Gewalt ausübenden Elternteilen und geben Alltagsratschläge für Wege aus Gewaltsituationen“, so Schmid. Transportiert werde die Kampagne via Plakaten, Kinospots, TV- und Radiospots sowie Inseraten. „Wir legen die Kampagne über ein knappes Jahr an – und zwar so ausgedehnt im öffentlichen Raum, dass man daran quasi nicht vorbeikommen wird. Erfreulicherweise haben sich auch viele Sportvereine in den Dienst der guten Sache gestellt, wie der WAC, der KAC oder der VSV“, informierte Schmid. Mit dabei seien auch Kirchen und Glaubensgemeinschaften, ÖBB, Kinocenter oder Einkaufszentren.

Die „vielen Gesichter von Gewalt“

Die „vielen Gesichter von Gewalt“ erläuterte die Kärntner Kinder- und Jugendanwältin Astrid Liebhauser: „Wir erleben psychische Gewalt, wir erleben den Druck auf Kinder durch getrenntlebende Eltern, wir erleben allein gelassene Kinder, wir erleben Vernachlässigung, wir erleben körperliche Gewalt. In den allermeisten Fällen aber liegt die Ursache nicht in Bösartigkeit, sondern in Überforderung.“ Daher werde die Kampagne auch laufend durch Sprechstunden begleitet. „Sprechen wir darüber und tabuisieren wir nicht“, so der Appell der Kinder- und Jugendanwältin, die sich optimistisch zeigt: „Mit dieser Öffentlichkeitsoffensive können wir den Menschen zeigen, dass Gewalt in der Erziehung keine Lösung ist. Die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Verhinderung von Gewalt hätten wir, es liegt nun an uns allen, dass diese auch in der Realität greifen.“