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Politik - Klagenfurt
Debatte
Ein achtjähriges Mädchen soll ihren Freifahrtsausweis bei einer Kontrolle nicht gefunden haben und wurde dafür abgestraft.
SYMBOLFOTO Ein achtjähriges Mädchen soll ihren Freifahrtsausweis bei einer Kontrolle nicht gefunden haben und wurde dafür abgestraft. © 5min.at

Stadtwerke ernten Kritik:

Sind Fahrschein­kontrollen zu streng?

Klagenfurt – Ein Vorfall in einem Klagenfurter Bus sorgte am heutigen Mittwoch für Aufsehen. Wie aus Medienberichten hervorgeht, wurde dort vor ein paar Tagen ein achtjähriges Mädchen von einem Kontrollorgan fotografiert und abgestraft, weil sie ihren Freifahrtsausweis nicht vorzeigen konnte. In der Politik stößt das strikte Vorgehen auf große Kritik. Hat das Kontrollorgan richtig gehandelt? Sagt uns eure Meinung!

 6 Minuten Lesezeit (740 Wörter) | Änderung am 22.01.2020 - 21.15 Uhr

Der aktuelle Vorfall, bei dem ein 8-jähriges Mädchen von einem Kontrollorgan der Klagenfurt Mobil GmbH (KMG) des möglichen Schwarzfahrens bezichtigt, fotografiert und abgestraft wurde, sorgt bei FPÖ-Stadtrat Christian Scheider für Kopfschütteln. „Hier herrscht dringender Gesprächsbedarf. Der zuständige Referent Frey muss korrigierend eingreifen. So eine Vorgehensweise ist völlig überzogen“, so Scheider.

Was war passiert?

Der FPÖ-Stadtrat bezieht sich dabei auf einen Medienbericht über ein achtjähriges Mädchen, das am 10. Jänner in einem städtischen Bus nach ihrem Fahrschein gefragt wurde. Die Achtjährige habe ihren Freifahrtsausweis, der in ihrer Schultasche aufbewahrt war, jedoch auf die Schnelle nicht gefunden. Der Kontrolleur habe daraufhin den Namen des Mädchens geprüft, es fotografiert und einen Erlagschein in der Höhe von 65 Euro ausgehändigt.

Scheider: “Es braucht mehr Fingerspitzengefühl”

Kritik an dem strikten Vorgehen kommt unter anderem von den Freiheitlichen in einer Presseaussendung. “Es hätte wohl gereicht, den Namen des Mädchens über ein Schulheft festzustellen”, sagt Scheider zu dem Vorfall. In einer solchen Situation sei es “sicher nicht sinnvoll”, ein Kind wie einen Erwachsenen zu behandeln. “Es braucht mehr Fingerspitzengefühl”, fordert der FPÖ-Stadtrat. Er findet: „Besonders jetzt, wo die Stadt so viel in die Attraktivierung des städtischen Busverkehrs investiert, ist dieser Vorfall leider ein abschreckendes Beispiel.”

Frey fordert behutsamen Umgang mit Kindern

GRÜNE-Stadtrat Frank Frey zeigt sich ebenfalls entsetzt über den Umgang mit der achtjährigen Schülerin: „Es darf nicht sein, dass die Kontrollorgane der Mobilitätsgesellschaft, wie es in diesem Fall geschehen sein dürfte, derart unsensibel agieren.“

Frey weist in einer Presseaussendung darauf hin, dass die Arbeit sämtlicher Exekutivorgane sehr viel “Fingerspitzengefühl” in der Ausübung ihres Dienstes verlange. “Mit Fingerspitzengefühl meine ich, dass sie doch sehr wohl in der Lage sind, zu erkennen, ob es sich um eine Verwaltungsübertretung oder um ein Versehen handelt. Zumindest sollten sie jedoch zwischen einem Erwachsenen und einem Kind unterscheiden können”, so Frey. Er hofft, dass die Kontrollorgane der KMG ihre Tätigkeit weiterhin mit der gewohnten Sorgfalt ausüben und dass zukünftig besonders behutsam mit Kindern umgegangen wird. „Es wäre schade, wenn, durch solche Vorfälle veranlasst, die Eltern ihre Kinder wieder vermehrt mit dem Auto zur Schule bringen“, so Frank Frey abschließend.

Stadtwerke lockert Kontrollen für Kinder

Wir von 5-Minuten haben uns mit der Bitte um ein Statement zu dem Vorfall auch an die Stadtwerke Klagenfurt AG gewandt. Deren Kontrolleure führen im Jahr durchschnittlich 90.000 Kontrollen durch und ertappen dabei etwa 4.000-5.000 Personen beim Schwarzfahren. Im Fall der Achtjährigen sieht man bei den Stadtwerken jedoch anscheinend ein, zu streng gehandelt zu haben. Das offizielle Statement zum Vorfall:

“Kinder, Jugendliche und Erwachsene benötigen für die Nutzung des Busses natürlich ein gültiges Ticket. Aufgrund des aktuellen Vorfalls hat die KMG beschlossen, dass ab sofort bei der Fahrscheinkontrolle von Kindern im Volksschulalter (bis 10 Jahre) keine Fotos des Kindes mehr gemacht werden. Der Name des Kindes wird schriftlich erfasst und der Kontrolleur weist das Kind freundlich daraufhin, dass es ein gültiges Ticket für die Busfahrt benötigt. Ein Zahlschein wird bei der ersten Ermahnung nicht ausgehändigt. Dies wird ab sofort in Form eines Probebetriebes umgesetzt.”

Villacher Bub aus Bus geworfen

Zu einem vergleichbaren Vorfall war es Anfang Dezember 2019 auch in Villach gekommen. Eine Leserin schilderte uns damals, dass ihr 14-jähriger Sohn vom Busfahrer aus dem Fahrzeug geworfen wurde, weil er seinen Fahrausweis vergessen hatte. Wir berichteten. Laut einem Statement des verantwortlichen Kundenbüros, habe der Busfahrer in diesem Fall jedoch völlig korrekt gehandelt, da der 14-Jährige schon mehrmals auffällig geworden war und kein Geld dabei hatte, um vor Ort ein Ticket zu erstehen.

#Debatte: Sind die Kontrollen zu streng?

Laut dem verantwortlichen Kundenbüro habe der Busfahrer in Villach also korrekt gehandelt, als er dem 14-Jährigen die Mitfahrt verweigerte. Die Stadtwerke Klagenfurt AG lenkte nach dem Vorfall mit der Achtjährigen ein und lockerte die Kontrollen ein wenig. In Zukunft werden die Kontrollen für Kinder also etwas behutsamer durchgeführt. Eine Nachricht, die wahrscheinlich viele Kritiker in der Kärntner Politik freuen wird. Aber was meint ihr? Habt ihr selbst schon Probleme mit Kontrollorganen gehabt? Findet ihr, dass die Kontrollen so streng sein sollten, oder kann auch schon mal ein Auge zugedrückt werden? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren unter diesem Facebook-Beitrag.