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Politik - Kärnten
SYMBOLFOTO © Dieter Kulmer Photography

Bei Pressekonferenz:

Kärnten fordert Re­form der Pflege­geld­ein­stufung

Kärnten – Im Zuge einer Pressekonferenz informierten Landeshauptmann Peter Kaiser und LHStv.in Beate Prettner am Montag, dem 28. September 2020, über Kärntens Forderungen für die Pflegereform. 

 6 Minuten Lesezeit (726 Wörter) | Änderung am 28.09.2020 - 13.21 Uhr

Im Rahmen einer Pressekonferenz informierten Landeshauptmann Peter Kaiser und LHStv.in Beate Prettner am Montag, um 11.30 Uhr, über Kärntens Forderungen für die Pflegereform.

Jahr der Pflege

Sowohl LH Kaiser, als auch LHStv.in Prettner wiesen darauf hin, dass die österreichische Bundesregierung im Jahr 2020 das sogenannte “Jahr der Pflege” ausgerufen hat. “Dann kam Corona dazwischen”, erklärt Kaiser. Doch gerade Corona habe gezeigt, wie systemrelevant die Pflege sei. Daher appellieren sie nun gemeinsam an den Bund, sich der Pflege-Zukunftsfrage intensiver zu stellen, als bisher. „Wir müssen die Pflege zukunftsfit machen. Und zwar jetzt! Nichts darf mehr dazwischenkommen“, so Kaiser und Prettner. Vor allem die Tatsache, dass bis 2030, also in rund neun Jahren, österreichweit mehr als 75.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt würden, müsste „umgehend zum Handeln führen“.

Appell an den Bund

Kaiser betont, dass es auch in Zukunft wichtig sei alles zu tun, um die Pflege personell sicherzustellen. Das Land Kärnten habe aus diesem Grund bereits im Jahr 2018 eine Pflegeoffensive beschlossen und eingeleitet. Nun wäre es auch an der Zeit, dass die Bundesregierung das “Jahr der Pflege” in Anspruch zu nehmen. Kaiser appelliert daher an den Bund, die notwendigen Arbeiten endlich aufzunehmen. Als Beispiel nannte er die Etablierung der Pflege mit Matura, sowie eine Reform der Pflegegeldeinstufung.

“Ausbildung ist Dreh- und Angelpunkt in der Pflege”

Prettner erläuterte die Forderungen im Zuge der Pressekonferenz genauer. Laut ihr sei die Ausbildung der Dreh- und Angelpunkt in der Pflege. “Kärnten hat alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Wir brauchen jetzt Maßnahmen seitens des Bundes”, so die Gesundheitsreferentin. Konkret fordert sie, dass das Fachkräftestipendium auch für Pflegeassistenz geöffnet wird. Weiters solle die Bildungskarenz auf zwei Jahre erweitert werden, “um hochqualifizierte Pflegeberufsausbildungen absolvieren zu können.”

Forderung nach Reform der Pflegegeldeinstufung

Auch Prettner hebt die Forderung nach einer Reform der Pflegegeldeinstufung hervor: “Diese entspricht nicht mehr den gegebenen Umständen. Oft gibt es Krankheitsbilder, die mit dem Alter kombiniert sind”, so die Gesundheitsreferentin. Sie nannte als Beispiel psychische Erkrankungen, welche mit dem älter werden einhergehen. Prettner: “Hier gibt es eine Fehleinschätzung durch die Pflegegeldeinstufung. Betroffenen könnten bis zu 6.000 Euro mehr im Jahr erhalten.”

“Pflege muss auch in Zukunft gesichert sein”

Weiters seien, laut der Gesundheitsreferentin, Vorgaben bei der 24-Stunden-Betreuung angebracht: “Es muss sichergestellt sein, dass Personen, die solche Betreuungen durchführen, der deutschen Sprache mächtig sind.” Des Weiteren wäre es relevant, dass sie eine entsprechend ausgebildet seien. Generell wünschen sich sowohl Prettner, als auch Kaiser, dass der Bund die Pflege Task Force vorantreibe und sicherstellt, dass die Pflege auch in Zukunft gesichert sei.

Forderungen im Überblick:

Kärnten habe bereits vor Monaten konkrete Forderungen und Vorschläge an den Bund übermittelt:

  • eine Ausbildungsoffensive mit der Etablierung der Pflege mit Matura an öffentlichen Schulen
  • die Aufnahme der Ausbildung zur Pflegekraft in die Liste der AMS-Fachkräftestipendien
  • eine Änderung der Pflegegeldeinstufung inklusive jährliche Erhöhung des Pflegegeldes
  • einheitliche Qualitätsstandards für die 24-Stunden-Betreuung
  • die Etablierung von Pflege-Servicestellen in den Gemeinden nach dem Kärntner Vorbild „Pflegenahversorgung“
  • sowie die Abgeltung des Pflegeregresses durch den Bund

Köfer ortet mannigfaltig Probleme im Pflegesystem

Auch Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer betont in seiner aktuellen Aussendung, dass die Probleme im Pflegebereich mannigfaltig seien: „Sie reichen von der grundsätzlichen Finanzierbarkeit des Systems unter Einbeziehung der Überlegung nach der Einführung einer verpflichtenden Pflegeversicherung über die Qualität der Pflege bis hin zur zentralen Frage, wie die Pflegeausbildung zukünftig gestaltet werden soll, um mehr junge Menschen für eine berufliche Tätigkeit in diesem Bereich zu gewinnen.“ Köfer unterstreicht, dass es entscheidend sei, dass die Politik zielgerichtet Kraftanstrengungen unternehme, um das Pflegesystem erfolgreich in die Zukunft zu führen.

“Noch nicht alle Hausaufgaben erledigt”

„Wenn Pflegereferentin Prettner in der aktuellen Pressekonferenz meint, Kärnten habe sämtliche Möglichkeiten im Pflegebereich bereits ausgeschöpft, so setze ich mich als ÖVP-Pflegesprecherin gerne mit ihr zusammen. Kärnten hat bei weitem noch nicht alle Hausaufgaben in der Pflege erledigt. Vielmehr laufen wir Gefahr, in den nächsten Jahren auf einen massiven Mangel an Pflegepersonal hinzusteuern. Daher brauchen wir jetzt eine Arbeitsstiftung für Pflege- und Sozialberufe, die für Quereinsteiger Praktika vermittelt, und Ausbildung und Qualifizierung organisiert. Hier besteht akuter Handlungsbedarf. Eine Initiative haben wir in der letzten Landtagssitzung eingebracht”, so ÖVP-Pflegesprecherin Silvia Häusl-Benz