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Leben - Villach
Interview
Ich stehe übrigens jeden Tag um 15 Uhr für 15 Minuten auf Villachs Stadtbrücke und signiere Corona Carinthia. Kommen Sie mich besuchen - aber mir nicht zu nahe …
Ich stehe übrigens jeden Tag um 15 Uhr für 15 Minuten auf Villachs Stadtbrücke und signiere Corona Carinthia. Kommen Sie mich besuchen - aber mir nicht zu nahe … © Julia Jank

Im Gespräch mit Gerald Eschenauer:

Villacher Buchautor: “Ich deale neuerdings. Maske auf, Mantel auf …”

Villach – Gerald Eschenauer ist kompromisslos. Und das ist richtig, in einer Zeit der Unbestimmtheit. Einer Zeit, die vermutlich die letzte rein menschliche ist und jener der Künstlichen Intelligenz weichen wird. Mit Corona Carinthia, einer Realsatire, verortet in der Südprovinz Caranthanien, schickt der Kärntner seinen Protagonisten in eine intakte Welt ohne Menschen und stellt Fragen.

 4 Minuten Lesezeit (561 Wörter) | Änderung am 16.02.2021 - 13.33 Uhr

Gerald Eschenauer veröffentlichte gerade sein neuestes Werk im Mitgift Verlag. Ein Buch mit dem Namen Corona Carinthia. Das Besondere: Das. C. Wort kommt faktisch nie vor. 

5 Minuten Villach: Wie hoch ist die Auflage vom neuen Buch Corona Carinthia?

Gerald Eschenauer: Die Auflage von Corona Carinthia beträgt 50.000 Stück. Damit kann bei etwas mehr als 560.000 Einwohnern a) vom Mölltal bis ins Lavanttal jede 13. Kärntnerin jeder 13. Kärntner das Buch lesen, b) gleichzeitig ist die Auflage höher als jene, aller zeitgenössischen Dichter in diesem Land, mit Ausnahme des Literaturnobelpreisträgers. Das amüsiert mich einigermaßen. Deutschland hat überdies großes Interesse an einer Verfilmung von Corona Carinthia bekundet. Wir werden mit dem Verlag entsprechend darauf reagieren.

Was war der Auslöser für dieses Buch?

Eschenauer: Die Frage ist, was  ist generell Auslöser, Bücher zu schreiben? Ein Ereignis. Ein Schmerz. Erinnerung. Die kindliche naive Phantasie, die durchbricht. Fabulierlust. In meinem Fall war es das Ereignis, das mich provoziert hat. Im gesamten Buch kommt das C.-Wort faktisch nie vor. Das ist häufig bei unliebsamen Ereignissen, sie werden nicht angesprochen. In der Realität verkehrt sich das, wie wir wissen. Es gibt seit einem Jahr kein anderes Thema. Corona Carinthia geht viel tiefer. Der einsame ICH-Erzähler pulsiert und findet sich absurderweise in seiner Leserschaft wieder. Das erzeugt Verbundenheit. Das Buch ist in den Herzen der Menschen angekommen. Täglich erreichen mich Mails …

Wie sieht Ihre persönliche Sichtweise auf die Corona-Pandemie aus?

Eschenauer: Ich habe ein einfaches, sehr gut funktionierendes Prinzip. Wenn es außen eng wird, werde ich im Innen weit. Sowohl, was meine literarische Arbeit anbelangt, als auch der Umgang mit meinem unmittelbaren familiären Umfeld. Ich bin ein von Natur aus Liebender. 

… und der Blick in die Zukunft? Die Auswirkungen…

Eschenauer: Was die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft anbelangt, bin ich weniger Optimist. Die totale Vernichtung der kulturellen, wie zwischenmenschlichen Vielfalt ist ein sehr naheliegendes Szenario. In Großbritannien schließen nach dem letzten Lockdown 700.000 Kleinunternehmer, das ist jeder Siebente! Bei uns ist es nicht anders. Noch redet niemand davon, weil alle auf der Impfung herumreiten. Die digitale Vereinnahmung seitens der Big-Player und ihre Auswirkungen auf die Menschen sind unübersehbar. Bald schmerzlich zu spüren. Keine mir bekannte Partei hinterfragt den Wettbewerb zwischen KI [Künstlicher Intelligenz] und Mensch. Darauf gibt es keine Antworten. Alle Falten die Hände zum Herz und behaupten: „Alles wird gut“. „#wirhaltenzusammen“. Die Intelligenz, die unserer Spezies nachgesagt wird, hält sich zumindest bei handelnden Personen und Parteien in Grenzen.

Warum sollte man Ihr neues Buch unbedingt lesen?

Eschenauer: Weil Sie wissen wollen, wie Ihre Nachbarin, Ihr Nachbar ist, oder? Weil ich der Überzeugung bin, dass jede Kärntnerin und jeder Kärntner sich darin wieder findet. Und weil uns nichts anderes übrig bleibt, als uns weiterzuentwickeln. Sonst gehen wir unter. Große Schmerzen bringen möglicherweise Veränderungen. Die Kärntner Bevölkerung ist nicht das, was sie vorgibt zu sein. Wir sind weder weltoffen noch innovativ. Das Buch beschreibt, was sie ist. Auf eine sehr lustvolle Art und Weise. Ich stehe übrigens jeden Tag um 15 Uhr für 15 Minuten auf Villachs Stadtbrücke und signiere Corona Carinthia. Ich deale neuerdings. Maske auf, Mantel auf … Kommen Sie mich besuchen – aber mir nicht zu nahe…

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