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Wirtschaft - Klagenfurt
Interview
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Er möchte wachrütteln:

Wut-Wirt wider Willen: „Will nur mein Lokal am Leben erhalten“

Klagenfurt – Eigentlich wollte Christian Sichitz mit seinem Getränke-Take-Away in einem Zelt vor seinen Cafè nur für Umsatz sorgen, doch nach einer unerfreulichen Polizei-Kontrolle ist er als „Wut-Wirt“ plötzlich unfreiwillig zum Medienstar geworden. Wir haben mit dem Klagenfurter Gastronomen über die Hintergründe und seine Sichtweise der Situation gesprochen.

 5 Minuten Lesezeit (606 Wörter) | Änderung am 22.02.2021 - 12.41 Uhr

Von Christine Jeremias. Eins möchte der Inhaber des Cafès „Il Baretto“ gleich zu Beginn klarstellen: „Ich bin wirklich der letzte, der ein Wut-Wirt sein will, dieser Stempel wurde mir durch die Medien aufgedrückt. Aber so langsam finde ich mich damit ab, so wird wenigstes auf die katastrophale Lage der Gastronomie aufmerksam gemacht“, sagt Christian Sichitz im 5 Minuten-Interview.

Zelt des Anstoßes

Alles begann eigentlich recht positiv: Anfang Dezember stellte der Klagenfurter Gastronom vor seinem Lokal einen Oldtimer-Truck auf, bei dem Getränke gekauft werden konnten. Die Idee kam so gut an, dass der Platz im Truck bald zu knapp wurde. „Weil ich nicht mehr genügend Getränke kühlen konnte, habe ich ein Zelt aufgestellt, in dem eine größere Kühlvitrine Platz hat. Alles natürlich im Rahmen der Covid-Maßnahmen“, betont der Wirt. Doch genau dieses Zelt dürfte der Konkurrenz ein Dorn im Auge gewesen sein, denn plötzlich kam zu vermehrten Kontrollen durch den Magistrat und die Polizei. „Ich wurde angezeigt, weil ich angeblich offenes Bier ausschenken und die Abstandsregeln nicht einhalten würde. Lauter absurde Vorwürfe“, so Sichitz. Das Zelt musste zwischenzeitlich auch abgebaut werden, doch so leicht will der Gastronom nicht aufgeben. „Ich lasse derzeit genau prüfen, ob das Take-Away im Zelt rechtlich möglich ist. Sobald ich das Okay habe, wird es wieder aufgestellt“, gibt er sich kämpferisch. 

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Das Zelt musste wieder abgebaut werden.

Das Zelt musste wieder abgebaut werden. - © PRIVAT

„50 Meter-Regel ein Wahnsinn für Gastronomie“

Der Streit um das Zelt ist aber nicht das einzige Ärgernis, das Christian Sichitz derzeit beschäftigt. „Mir droht eine Geldstrafe wegen diverser Verstöße gegen die Covid-Verordnung, so wurde etwa beanstandet, dass ich keine Maske trage, obwohl ich davon befreit bin. Außerdem soll es zu Verstößen gegen die 50 Meter-Regel gekommen sein, dabei ist es für den Betreiber doch gar nicht kontrollierbar, ob jemand in diesem Radius um sein Lokal etwas konsumiert. Solche Regelungen sind ein Wahnsinn für die Gastronomie, ich habe mich auch schon einer Sammelklage dagegen angeschlossen“, erzählt Sichitz, der auch schon Probleme hatte, weil in der Nähe seines Lokals ein Kebap verzehrt wurde. Und das, obwohl im „Baretto“ gar kein Kebap verkauft wird. „Die Gastronomie hat einfach keine starke Lobby und derzeit auch keine Perspektive – mit skandalösen Maßnahmen wird uns Wirten das Leben schwergemacht“, so der Klagenfurter.

Aussagen über Innenminister

Seinen unfreiwilligen Status als „Wut-Wirt“ hat ihm aber letztendlich eine Aussage über Innenminister Karl Nehammer eingebracht. Allerdings gibt es auch da einiges richtigzustellen. „Bei der Polizeikontrolle wurde ich wirklich alles andere als freundlich behandelt. Am Ende habe ich gesagt, dass der Sch*-Nehammer eh bald weg ist“, gibt Sichitz zu. Er habe jedoch „weder geschrien noch jemanden aufgehetzt und auch sonstige Aussagen, die mir zugeschrieben werden, stimmen nicht.“ Die Betitelung des Innenministers hat dem Wirt jedenfalls eine 70-Euro-Strafe eingebracht oder vier Tage Haft – und jede Menge Reaktionen aus der Bevölkerung.

Zuspruch von Gästen

„Ich habe wahnsinnig viel Zuspruch erhalten, die allermeisten Leute sind empört, wie derzeit mit uns Wirten umgegangen wird. Ich habe sogar Geld überwiesen bekommen, damit ich die Strafe einzahle und weiterhin für meine Gäste da sein kann“, so der „Baretto“-Betreiber. Bezahlt hat er aber noch nicht, zunächst findet noch ein Termin mit seinen Anwälten statt, bei dem über einen Einspruch beraten wird. Denn mittlerweile geht es nicht mehr nur um die Strafe, sondern darum, die Menschen und die Regierung wachzurütteln, wie schlimm es um die Gastronomie steht. Und dafür nimmt Sichitz auch gern ein paar Unannehmlichkeiten in Kauf.

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