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Wirtschaft - Klagenfurt
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#Brennpunkt Benediktinermarkt

Benediktiner­markt: Die geheimen Ab­lösen für Markt­stände

Klagenfurt – Heiß begehrte Marktstände: Wie tief Nachfolger für einen Marktstand in die Tasche greifen müssen und warum fixe Marktkojen zur Goldgrube werden können.

 4 Minuten Lesezeit (597 Wörter)

Von Franz Miklautz. Es gibt Dinge, über die redet man nicht. Oder nur ungern. Das gilt auch für den Benediktinermarkt in Klagenfurt. Dort, wo Händler Obstsäfte pressen, Fieranten Radieschen- und Karottenbünde über den Thresen schieben, sich aber auch betuchte Klientel bei Trüffel und gutem Wein trifft, ist eine Sache ein Tabuthema: Die Ablösen für die heiß begehrten Marktstände.

60.000 Euro für einen Stand

Hört ein Standler auf, gibt er normalerweise der Stadt seinen Stand zurück. Wie 5 Minuten vorliegende Absichtserklärungen aber zeigen, herrscht im Wissen der Stadt gewissermaßen eine Art Handel mit den Ständen. Denn Nachfolger müssen tief in die Tasche greifen, um an eine der begehrten fixen Marktkojen zu kommen. So wollten im Oktober 2018 zwei Standler je 60.000 Euro Ablöse für ihre Kojen haben. Ohne Mehrwertsteuer. Umgerechnet zwei gute Mittelklasse-Wagen pro Stand – obwohl die Stände in Wahrheit der Stadt gehören.

Auch Kundenstock mitversilbert

Es seien Stände aber „schon für deutlich mehr weiterverkauft worden“, so ein Insider, der nicht genannt werden will. Zumindest die beiden Fälle aus dem Oktober 2018 lassen sich aber belegen. Laut diesen Absichtserklärungen sollte auch der Kundenstock mitversilbert werden: „Die Ablöse setzt sich aus dem Kundenstock, diversen Investitionen ect. (sic!) zusammen“, ist den Papieren zu entnehmen. Ausgeschrieben wurden die Stände in Folge in der Stadtzeitung – jedoch ohne Erwähnung der 60.000 Euro Ablöseerwartung (siehe Faksimile). Über das Geld einigt man sich offensichtlich im Hintergrund.

Darüber, ob die Ablösen tatsächlich in dieser Höhe bezahlt wurden, ist kaum etwas zu erfahren. Aus zwei Gründen ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen: Erstens sind die Absichtserklärungen so verfasst, dass sie nicht als Verzicht auf den Standplatz gelten: „Ich beabsichtige den Marktstand aufzugeben, wobei diese Absichtserklärung nicht als Kündigung zu werten ist“, geht aus den Dokumenten hervor. Sprich: Erhält der Standler die gewünschte Ablösesumme nicht, könnte er wohl weiter machen. Beide Kojen wechselten aber den Betreiber. Mit der kürzlich in Kraft getretenen, noch unter dem ehemaligen Stadtrat Markus Geiger (ÖVP) ausgearbeiteten neuen Marktordnung dürfte dem Geschacher künftig aber ein Riegel vorgeschoben werden.

Geringe Mieten machen Kojen begehrt

Der zweite Grund sind die Mieten, die die Stadt einhebt. Sie sind, um es so auszudrücken: ziemlich verträglich. Das hat mit der Historie von Märkten als Wirtschaftstreffpunkt zu tun: Dort kamen Händler und Fieranten zusammen, die sich keine hohen Standmieten leisten konnten, da sie traditionell keine hohen Einkommen hatten. Das trifft heute nicht mehr auf alle zu. Ein Blick in die Preisliste der Stadt – aus dem Jahr 2019 – zeigt, dass die Stände noch immer recht attraktive Mietpreise haben. Ein kleines Verkaufslokal in der Südhalle etwa ist um 130 Euro im Monat zu haben. Ein anderes, gut 35 Quadratmeter groß, kostet rund 320 Euro im Monat. Im Freien werden Standplätze um unter sieben Euro pro Quadratmeter und Monat vergeben. Für Sitzgärten bei Lokalen verlangt die Stadt 1,30 Euro pro Quadratmeter und Monat – ein Geschenk. Jemand, der sein Geschäft versteht, für den kann ein fixer Marktstand zur Goldgrube werden.

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Der Autor

Der Klagenfurter Franz Miklautz ist als Investigativjournalist tätig. Unter anderem betreibt er die Plattform mediapartizan.at, auf der er regelmäßig Missstände aufdeckt. Er war nominiert für den Literaturpreis Wartholz VII und ist Gewinner des “Erostepost”-Literaturpreises 2014.