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Veröffentlicht am 04.07.2021, 09:41

Nach der Wahl

Rebellion in der FPÖ Klagenfurt-Land

Klagenfurt Land - Bereits nach der Wahl des Maria Saaler Gemeinderats Seppi Krammer zum neuen FPÖ- Bezirksobmann im Bezirk Klagenfurt-Land gingen die Wogen hoch: Mehrere Anrufe von Funktionären erreichten uns, große Unruhe in der Bezirkspartei wurden geschildert.
von Lukas Moser7 Minuten Lesezeit (892 Wörter)
Nach den Wahlen zum neuen Bezirksparteiobmann (Seppi Kramer) gibt es Unruhen.

Aus einigen Ortsgruppen des Bezirks erreichten 5 Minuten Anrufe von aufgebrachten Funktionären und Mitgliedern, denen insbesondere die Vorgehensweise und personelle Aufstellung der Partei ein Dorn im Auge ist. Ein Mitglied des Bezirks, das nicht namentlich genannt werden möchte, meint: „Die Herrschaften da oben wollen es sich für die Zukunft richten, so stirbt die ohnehin schon fast tote Partei endgültig. Mir reicht es auf alle Fälle.“

Köttmannsdorfer FPÖ-Ortsparteiobmann: „Der Parteitag hätte so niemals stattfinden dürfen“

Einer traut sich aber doch auch persönlich in die Offensive zu gehen: Werner Maichin, FPÖ-Ortsparteiobmann und Gemeindevorstand von Köttmannsdorf, zog sogar seine gesamte Ortsgruppe vor dem Bezirksparteitag zurück: „Das war ein reines Chaos im Vorfeld, denn der Parteitag hätte nicht einmal stattfinden dürfen.“ Dabei war insbesondere die Frage nach den Stimmberechtigten, etwas für Parteitage doch hauptentscheidendes, der ausschlaggebende Punkt: „Zuerst hieß es, dass alle Personen, die bisher ihren Mitgliedsbeitrag noch nicht gezahlt haben, nicht abstimmen dürften. Im letzten Moment hätte man nun doch einzahlen und sich damit stimmberechtigt machen können. Wir wollten nicht bei einem Parteitag dabei sein, der vielleicht sogar illegal stattfindet.“ Andere Parteimitglieder bestätigten diese Vorgehensweise und zeigten sich ebenso schockiert.

Maichin: „Das war wohl ein im Vorfeld bereits abgekartetes Spiel“

Aber auch die personellen Entscheidungen waren Grund für Streitigkeiten, wie Maichin betont: „Auf vielen Seiten wurde nicht eingehalten, was zuvor versprochen wurde – daher haben wir uns zurückgehalten.“ Wie das gute Ergebnis für Krammer dann zustande gekommen ist, scheint für Maichin ebenfalls klar: „Das war wohl ein im Vorfeld bereits abgekartetes Spiel.“ Dieser Argumentation folgend verwundert es wenig, dass Krammer immerhin auf 80 Prozent kam.

Die stärkste Ortsgruppe wurde ausgebremst

Die Hälfte der sechs Stimmen gegen Krammer waren wohl jene der Ortsgruppe Moosburg. Insbesondere dieser stößt die Wahl bitter auf – und sie ist immerhin keine unwichtige Ortsgruppe: Die FPÖ-Moosburg erreichte bei der vergangenen Gemeinderatswahl vor wenigen Monaten 20,6 Prozent der Stimmen, konnte ihr Ergebnis der Wahl 2015 beinahe verdoppeln, erreichte damit das größte Plus und generell den höchsten Stimmenanteil aller freiheitlichen Fraktionen im Bezirk.

Moosburger Protestaktion beim Parteitag

Umso überraschter zeigte man sich dort über den Umgang mit ihnen: “Ihr Ortsparteiobmann ist nicht Teil des neuen Vorstandes, mit Krammer wurde hingegen jemand gewählt, der bei der vergangenen Wahl den Posten als Gemeindevorstand verlor, nun nur noch Gemeinderat ist.” Wenig verwunderlich, dass die Parteibasis rebelliert. Zeitweilig eskalierte die Situation sogar, als die Moosburger Delegierten wütend den Saal verließen.

Warum die Wahl so ausfiel? Maichin meint die Antwort zu wissen: Der Bezirksvorstand solle laut ihm so abhängig aufgestellt werden (Anm.: Krammers Partnerin soll Parteimitarbeiterin sein), dass es bei der Listenerstellung für die kommende Landtagswahl vom Bezirk Klagenfurt-Land keine Gegenwehr gäbe und Gernot Darmann für den Bezirk Klagenfurt-Stadt sein Mandat holen könne. Auch aus Moosburg und anderen Ortsgruppen hört man dieselbe Erklärung. Sie wollen anonym bleiben, um sich nicht die Zukunft zu verbauen. Maichin jedoch steht gerne auch öffentlich zu seiner Meinung: „Ich will mir weiterhin in den Spiegel schauen können und sagen, was ich mir denke – ob in der Öffentlichkeit oder innerparteilich.“

Bezirksparteiobmann Seppi Krammer: „Ich strecke die Hand aus“

Der frischgewählte Bezirksparteiobmann Krammer weilte gestern auf einer Alm und war nicht erreichbar: „Eine Kuh hat gekälbert, ich war erst gegen Mitternacht zuhause.“ Mit den Vorwürfen konfrontiert zeigte er sich einsichtig: „Als ich zum Bezirksparteiobmann gewählt wurde, habe ich offen zugegeben, dass ich da zu blauäugig war und mit der Moosburger Ortsgruppe keinen Kontakt aufgenommen habe. Ich sage aber klipp und klar: Ich strecke die Hand aus, möchte den Frieden im Bezirk.“ In Bezug auf die Kritik aus Köttmannsdorf meint Krammer, dass eine seiner Stellvertreterinnen aus Maichins Gemeinde sei, sie war bei der Gemeinderatswahl sogar auf seiner Liste: „Damit ist diese Ortsgruppe ja eingebunden.“

Angesprochen auf den Vorwurf, dass mit ihm nun ein Wahlverlierer der erste Mann im Bezirk sei, weist er auf die Maria Saaler Gegebenheiten hin: „Es gab eine Bürgerliste, an die sämtliche Parteien verloren haben – nur ich hatte ein kleines Plus, war bei den Siegern dabei. Den Gemeindevorstand habe ich um eine einzige Stimme an die Grünen verloren.“ Trotzdem habe er zugegeben, dass er mit 53 Jahren keine Erneuerung sei, viele hätten ihn aber darin bestärkt, der Richtige als Mann in dieser Situation zu sein. Hinter ihm seien als seine Stellvertreter aber durchwegs junge Kräfte zu finden.

Kein Friede in Sicht

Zum Vorwurf einer vermeintlich formal inkorrekten Vorgehensweise beim Parteitag erklärt er: „Diejenigen, die nicht eingezahlt hatten, konnten beim Abholen der Delegiertenmappe ihren Mitgliedsbeitrag begleichen und das wurde den Mitgliedern auch mitgeteilt. Darüber hinaus stimmte die Bezirksversammlung einstimmig für diesen Weg.“ Im Endeffekt müssten dies aber, so Krammer, die Juristen klären.

Wie geht es nun weiter? Mit Maichin habe er bereits, wenn auch mit wenig Erfolg, persönlich gesprochen und auch den Moosburgern habe er seine Bereitschaft mitgeteilt, in die Gemeinde zu kommen und das Gespräch zu suchen: „Die Ortsgruppe soll sich bei mir melden, sobald das Ganze etwas abgekühlt ist.“ Von Moosburger Seite war jedoch schon gestern zu hören, dass der Ball nicht bei ihnen liege. Nach baldigem Frieden in der FPÖ Klagenfurt-Land klingt dies jedenfalls nicht…

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