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Veröffentlicht am 01.08.2021, 21:00

Keine Angestellten – große Verzweiflung

Gastro-Personal­mangel: "Alles geht gerade den Bach runter!"

Kärnten - Von vier Angestellten auf eine Halbtageskraft und einen Koch – der anhaltende Personalmangel in der Gastronomie macht auch dem Gasthaus Gössnitzer zu schaffen. Wir haben mit dem Besitzer des Familienbetriebs über die aktuelle Situation in der Kärntner Gastro-Szene gespochen.
von Raphael Krapscha4 Minuten Lesezeit (486 Wörter)

In einem Text eines Gastro-Kollegen von Markus Schober, dem Betreiber des Gasthauses Gössnitzer im Granitztal, wird die derzeit fast schon aussichtslos scheinende Lage in der Gastronomie beschrieben. Auch wenn der Text nicht aus seiner Feder stammt, unterstreiche der Kärntner Gastronom die darin geschilderte Situation – ihm gehe es ähnlich, wie er im Interview mit 5-Minuten erklärt. Daher hat Schober den Text auf der Facebook-Seite seines Gasthauses geteilt. Zu lesen ist darin unter anderem: “Drei Ruhetage in der Hochsaison, weil man keine Mitarbeiter findet. Unternehmer, die bis zum Umfallen täglich 20h im Unternehmen stehen, weil Mitarbeiter zu fünft gleichzeitig krank werden, oder gar nicht arbeiten gehen” – die derzeitige Situation sei alles andere als einfach.

“Habe auch kurz ans Aufhören gedacht”

Das weiß auch Schober, der das Gasthaus Gössnitzer als Familienbetrieb führt. “Ich habe kurz auch schon daran gedacht, den Hut drauf zu schmeißen und aufzuhören, aber unser Gasthaus gibt es seit 420 Jahren, seit 260 ist es in Familienbesitz, das kann man nicht so einfach aufgeben”, erklärt er. In früheren Saisonen hatte Schober im Normalfall immer vier Angestellte, nun würden im Gasthaus, neben Schober und dessen Frau, aber nur noch eine Halbtageskraft und ein Koch arbeiten. “Man bekommt derzeit weder eine Putzfrau, noch eine Aushilfskellnerin noch Stundenkräfte – der Personalmangel ist extrem”, so der Gastronom.

“Würde auch mehr bezahlen, wenn es Interessenten gäbe”

Die fehlenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten nun auch bei Schober, wie bei vielen seiner Kolleginnen und Kollegen, dazu geführt, dass er zwangsweise einen weiteren Ruhetag in der Woche einlegen muss. In der Hochsaison natürlich ein großer finanzieller Verlust für den Gastronomen. “Ich wäre auch gerne bereit, meinen Köchen und Mitarbeitern mehr zu zahlen, wenn das bedeutet, dass wir weniger Ruhetage, ich und meine Frau aber gleichzeitig auch ein bis zwei freie Tage mehr in der Woche hätten”, so Schober. Derzeit sei das Paar mit den Kräften am Limit.

Derzeitige Lage “ein Graus”

Gründe für den aktuellen Personalmangel in der Gastronomie gebe es viele, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dem Bereich fehlen, sei auch nicht neu. Nun hätten sich aber noch dazu in der langen Zeit, in der die Gastronomie aufgrund der Pandemie geschlossen war, viele zuvor in Gasthäusern angestellte Personen umorientiert und seien nun in anderen Berufen tätig. Außerdem habe aber auch das Arbeitslosensystem in Österreich eine klare Mitschuld, so Schober: “Wenn eine Putzfrau als Arbeitslose nur knapp 50 Euro weniger bekommt als in einem 25 Stunden Job, dann verstehe ich natürlich, dass sie nicht jeden Tag aufsteht und zur Arbeit geht.” Eine mögliche Reduktion des Arbeitslosengeldes sollte laut dem Gastronomen zumindest angedacht werden, um mehr Personen für eine Anstellung zu motivieren. Die derzeitige Lage sei, laut Schober, “ein Graus” – wenn sich daran nicht bald etwas ändere, müsse um die Zukunft der Gastronomie gebangt werden.

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