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Veröffentlicht am 19.09.2021, 11:25

Eine Betroffene erzählt

Tabuthema Depression: "Ich fühle mich alleine, in einem dunklen Raum eingesperrt"

Graz - Am 15. September fand am Mariahilfer Platz der "Aktionstag zur seelischen Gesundheit” statt. Noch immer ein Tabuthema, wurden dort eigene Erlebnisobjekte aufgebaut, um ein wenig aufzeigen zu können wie sich ,beispielweise ein Depressiver, fühlt. Eine Betroffene schildert 5 Minuten ihre Gefühle während einer Depression, um es für andere ein wenig nachvollziehbarer zu machen.
von Redaktion 3 Minuten Lesezeit (372 Wörter)

Bei dem Aktionstag der Stadt Graz konnte man durch einen “Depressionstunnel” laufen oder bei einem “Schizophrenieregal” einkaufen, um ein wenig nachempfinden zu können wie es psychisch Erkrankten zeitweise geht. Wir haben uns mit einer Betroffenen unterhalten, sie möchte erklären, wie sie sich in Zeiten einer Depression fühlt, um anderen aufzeigen zu können, dass sie nicht alleine sind und um ein wenig mehr Verständnis für psychische Erkrankungen einzuholen.

“Bin schon sehr lange depressiv”

“Mit 14 wurden Depressionen bei mir diagnostiziert, später kam dann noch die Diagnose bipolare Störung (früher manisch-depressiv) dazu. Es ist für Erkrankte nicht sehr einfach zu erklären wie sie sich fühlen, zudem äußert sich, beispielsweise eine Depression, bei vielen sehr unterschiedlich”, erzählt die junge Frau im Interview. “Depressionen fühlen sich für mich an als ob ich ganz alleine in einem dunklen Raum gefangen bin, ohne Ausweg, obwohl sich eigentlich eine Menge Menschen um mich herum befinden. Man steht in der prallen Sonne, spürt keine Wärme, kein Licht. Wenn man daran denkt, dass Kinder verhungern, man genug zu essen hat und dennoch keine Freude mehr verspürt, fühlt man sich noch schlechter”, hier hört man Trauer mitschwingen.

“Aufstehen ist ein Kraftakt”

Die Grazerin erklärt, dass sie mittlerweile ein wenig mitbekommt wenn sich eine Depression anbahnt. “Ich bin müde, durchgehend. Aus dem Bett aufzustehen ist ein Kraftakt, der dann oft misslingt. Ich schlafe den ganzen Tag, habe Alpträume, wache wieder auf und gleite wieder in die Traumwelt zurück.” Sie will aber Mut machen: “Je mehr man an sich arbeitet, desto eher erkennt man Anzeichen der Depression und es gelingt einem auch immer wieder schwere Verläufe abzufangen. Trigger (Auslöser) vermeide ich so gut es geht, ich gehe zur einer Psychotherapeutin und nehme mein Leben selbst in die Hand – ich lasse die Krankheit nicht über mich bestimmen.” Es gibt aber auch Tage, da weint sie und weiß nicht warum. Dennoch hat sie gelernt damit zu leben, aber: “Psychische Erkrankungen sollten niemals, von niemandem, unterschätzt werden. Holt euch Hilfe, sprecht über eure Gefühle mit euren Liebsten, aber ignoriert niemals Warnzeichen”, meint die junge Frau abschließend.

Hilfe bei Depressionen und Co:

Bei Pro Mente Steiermark | Gesellschaft für Gesundheit könnt ihr euch jederzeit melden. Auch ein Gespräch mit dem Hausarzt kann helfen, er kann dich dann an die richtigen Anlaufstellen vermitteln.

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