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Veröffentlicht am 28.09.2021, 14:12

Kritik berechtigt?

Austria-Akademieleiter: „Wir sind nicht die Prügelknaben“

Klagenfurt - Vor einigen Tagen sorgte der Artikel eines bekannten österreichischen Zeitungsmediums für Aufregung in Fußball-Kärnten: Dort wurde über die Akademie-Mannschaften der Austria Klagenfurt als „Prügelknaben“ berichtet. Nicht nur an diversen Stammtischen war die Causa Gesprächsthema, sondern auch Fußballkenner konnten über den Bericht teils nur den Kopf schütteln. Wir sprachen mit dem Akademieleiter der Austria und dem Sportkoordinator der WAC-Akademie über die Situation.
von Lukas Moser6 Minuten Lesezeit (818 Wörter)

„Prügelknabe“: Berechtigte Kritik?

Zweifelsohne lässt sich feststellen: Der FC Kärnten, wie die Klagenfurter Austria damals hieß, betrieb bereits jahrelang erfolgreich eine Fußball-Akademie, aus der dutzende Top-Spieler den großen Sprung in die Profiwelt geschafft haben: Guido Burgstaller (aktuell Deutsche Bundesliga), Marcel Ritzmaier (aktuell 2. Deutsche Bundesliga) oder Stefan Hierländer (aktuell Sturm Graz) sind nur drei von unzähligen Akteuren, die aus dem Jugendbereich oder der Akademie der Austria Klagenfurt bzw. des FC Kärnten hervorkamen.

In den Wirren der Jahre 2007 und 2008 wanderte die Akademie zur Austria Kärnten, später zum Kärntner Fußballverband und schließlich zum (damaligen) Flaggschiff des Kärntner Fußballs, zum Wolfsberger AC. Anfang Mai dieses Jahres erteilte der ÖFB dann auch der Klagenfurter Austria den Akademiestatus – ihr Leiter wurde Wolfgang Schellenberg, der u.a. Stars wie Bastian Schweinsteiger, die Bender-Brüder oder Julian Baumgartlinger ausgebildet hat, sportlicher Leiter wurde Ex-Austria-Profitrainer Robert Micheu. Prominente Namen wurden als hauptamtliche Trainer engagiert, die Professionalisierung schritt voran. Doch nach jeweils vier  Spieltagen stehen die drei Teams der AKA Austria Klagenfurt bisher ohne Punkt da, sind in allen drei Ligen am Tabellenende zu finden. Ist die Kritik daher berechtigt?

Schellenberg: „Stehen am Anfang eines langen Weges“

Schellenberg winkt ab, empfindet die Berichterstattung oberflächlich: „Wir stehen am Anfang eines langen Weges, leiten derzeit Prozesse von den Bambinis bis zu den Amateuren in die Wege, die in drei bis fünf Jahren greifen werden und blicken deshalb optimistisch in die Zukunft.“ Nicht umsonst würden bereits jetzt einige der Austria-Nachwuchsteams zu den besten in Kärnten zählen und einen regen Zulauf aus dem gesamten Bundesland genießen. Die Damen führen ihre Tabelle ebenso an, wie die U13 (mit mehreren Punkten vor dem WAC), die U12 und die U11. Die U10 und U9 belegen derzeit den zweiten Tabellenplatz und die Amateure befinden sich in aussichtsreicher Position, um in den Aufstiegskampf eingreifen zu können. Zudem gelang zuletzt der U14 in der ÖFB Jugendliga ein Unentschieden gegen den WAC.

Schellenberg weiter: „Dass es bei den Akademie-Teams U15, U16 und U18 aber den langwierigsten Prozess darstellt, war uns allen bewusst, da die Spieler der anderen Akademien-Mannschaften hier teilweise mehrere Ausbildungsjahre in einer Akademie Vorsprung haben.“ Man könne in wenigen Wochen eben kein Jahrzehnt aufholen.

„Individuell auch bei Akademie erste Erfolge“

Individuell zeigen sich bereits die ersten Erfolge, im U15-Jahrgang wurden zwei Spieler zu Maßnahmen ihrer jeweiligen Nationalmannschaft, jener Österreichs bzw. Bosnien, eingeladen, in den jüngeren Jahrgängen sind zahlreiche Spieler bei den Lehrgängen des KFV vertreten.

Schellenberg verweist darauf, dass den meisten handelnden Personen leider immer noch nicht bewusst ist, was die Aufgabe im Nachwuchsbereich ist und verweist auf einen Spruch von Star-Trainer Arsene Wenger, der eigentlich alles beinhaltet, was wichtig ist: „In jungen Jahren ist das Gewinnen nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, kreative und fähige Spieler mit gutem Selbstvertrauen zu entwickeln.“

„Stehen in der Pflicht, gute Nachwuchsarbeit zu leisten“

Der Nachwuchs habe für den Verein, so Schellenberg, generell einen enorm hohen Stellenwert: „Austria Klagenfurt zeichnete sich jahrzehntelang mit weit über Kärntens Landesgrenzen hinaus bekannter Nachwuchsarbeit aus und wir stehen in der Pflicht, dies auch in der Gegenwart fortzusetzen.“ Wichtig ist es ihm dabei zu betonen, dass Ergebnisse zwar insbesondere im Bereich der Akademien nicht zu vernachlässigen seien, eine gewisse Siegermentalität Teil des Programms sein müsse, doch „uns geht es darum, mittel- und langfristig Talente zu entwickeln und nicht kurzfristig auf Einzelergebnisse zu achten. Dafür wurde ein sportliches Konzept erstellt, wo jetzt die sportliche Leitung mit den Trainerteams in der Verantwortung steht, dieses umzusetzen und unsere Spieler auf ein höheres Level zu bringen.“

Roman Stary: „Es fehlt die Qualität für zwei Akademien“

Wir sprachen darüber auch mit dem bekannten Sportkoordinator der WAC-Akademie, Roman Stary, der in seiner aktiven Zeit selbst beim FC Kärnten gekickt und das Team als Kapitän zum legendären Cup-Titel im Jahre 2001 geführt hat. Für ihn ist es unverständlich, dass der ÖFB zwei Akademien für Kärnten genehmigt hat. Er meint, man habe hier „einfach nicht die Qualität und die Quantität für zwei Akademien“. Dies habe aber nichts mit der Austria zu tun, sondern mit dem grundsätzlichen Problem zweier Konkurrenten in einer Stadt mit 100.000 Einwohnern.

„War von Austria-Akademie positiv überrascht“

Laut ihm gäbe es aktuell daher einen gesunden Konkurrenzkampf um die besten Spieler, der beiden Seiten nicht gut tue, doch man müsse mit den geschaffenen Fakten nun eben leben. Doch er betont noch einmal: „Die Austria kann für den Schlamassel nichts, aber die Situation ist problematisch.“ Angesprochen auf die bisherigen Resultate der Klagenfurter lässt Stary aufhorchen: „Generell verstehe ich die Bezeichnung als ´Prügelknabe´ nicht, denn ich war von den Spielen der Austria gegen uns eigentlich sogar positiv überrascht. Um eine Akademie aufzubauen, brauche es eben mindestens drei Jahre.“

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