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Veröffentlicht am 31.10.2021, 17:49

Haselmayer: "Ich wundere mich"

Streit um STW-Wirtschafts­prüfer: Notar eingeschaltet

Klagenfurt - Angefangen hat alles mit einer Reihung, die der Prüfungsausschuss der Stadtwerke (STW) Klagenfurt zu erstellen hatte. Inhalt: Wer ist der geeignetste Kandidat, um die Jahresprüfung der STW durchzuführen? Gewonnen hat die Ausschreibung die PwC Kärnten Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung GmbH, das ist die Kärnten-Niederlassung des international tätigen Wirtschaftsprüfers Price Waterhouse Coopers.
von Franz Miklautz 5 Minuten Lesezeit (614 Wörter)

Insgesamt waren sechs Unternehmen im Rennen, die Reihung bestand letztlich aus vier Bewerbern, Zweiter wurde die Alpe Adria Steuerberatung GmbH von Ulrich Krassnig. Unbestätigten Angaben zufolge soll der Auftragswert bei knapp 100.000 Euro liegen

Bürgermeisterbüro bestellt Notar

Im Prüfungsausschuss der STW sitzen mehrere Ausschussmitglieder: Die Betriebsrätin Dagmar Onitsch, der Steuerberater Wilfried Haselmayer und der Wirtschaftsprüfer Johann Neuner (als Vorsitzender). Doch nun droht die Reihung zum Politikum zu werden. Zumindest die Reihenfolge der ersten beiden Bewerber. Denn das Bürgermeisterbüro will die vom Prüfungsausschuss erstellte Reihung offenbar nicht akzeptieren. Es hat diesbezüglich das Notariat Stein mit einer Klärung beauftragt, wie Patrick Jonke, Büroleiter von Bürgermeister Christian Scheider (TK) auf Anfrage bestätigt. Jonke verweist darauf, dass der Prüfungsausschuss wesentliche Fragen wie die Kompetenz des Erstgereihten PWC oder aber die Frage der regionalen Wertschöpfung bzw. erbrachter Publikationsschriften unberücksichtigt gelassen habe. Dies solle nun noch einmal vom Prüfungsausschuss geklärt werden.

Stadt soll Prüfer selbst bestimmen

Verwundert darüber, dass die Reihung an den Prüfungsausschuss zurückgeschickt wurde, zeigt sich Ausschussmitglied Haselmayer: “Ich bin an die Verschwiegenheitspflicht gebunden und werde Ihnen keine Interna sagen”, sagt Haselmayer. Allerdings hält er mit seiner Meinung zu den bereits an die Öffentlichkeit gelangten Informationen nicht hinterm Berg: “Ich wundere mich schon, warum der Eigentümer der Stadtwerke (Stadt Klagenfurt, Anm.) nicht selbst die Entscheidung über den Prüfer trifft und den Ball wieder an den Ausschuss zurückspielt.” Das Rennen um den ersten Platz sei zwar knapp ausgefallen, “aber es ist dennoch ein klares Ergebnis”, so Haselmayer weiter. Die PWC ließ die Alpe Adria Steuerberatung dem Vernehmen nach zwei Punkte hinter sich. “Ich kann sagen: Die Reihung ist professionell und völlig unvoreingenommen erstellt worden”, erklärt Haselmayer. Wenn der Eigentümer diese anzweifle, “hat er das Recht, den Prüfer selbst zu bestimmen”. Er müsse den Ball nicht an den Prüfungsausschuss zurückspielen.

Raum für Spekulationen

Ob hier nicht der Spekulation Raum gegeben würde, das Bürgermeisterbüro wolle den Zweitgereihten, die Alpe Adria Steuerberatung, zum Zug kommen lassen, beantwortet Jonke so: “Das ist nicht der Fall. Wir wollen ein klares Bekenntnis dazu, dass am Schluss der Beste gewinnt.” Es käme außerdem Bürgermeister Christian Scheider als Eigentümervertreter “privatrechtlich” in Bredouille, wenn ein ungeeigneter Kandidat gewänne. Aber ob man damit nicht auch die Expertise der langjährigen Betriebsrätin Onitsch und des Steuerberaters Haselmayer und nicht zuletzt auch jene Neuners, der auch noch auf einem TK-Ticket im Aufsichtsrat sitzt, anzweifelt? Jonke: “Es gab im Aufsichtsrat Diskussionen um die Kompetenz der PWC.” Auf Nachfrage von welcher Seite, nennt Jonke die Aufsichtsrätin Christiane Holzinger. Sie wie auch Onitsch und Neuner waren trotz mehrfachen Versuchs am Wochenende nicht zu erreichen. Auf die Frage Haselmayers angesprochen, warum die Stadt nicht einfach selbst den Prüfer bestimme, das Rechte hätte Scheider, sagt Jonke: “Ohne Mehrheit machen wir das nicht. Das soll im Stadtsenat bestimmt werden.”

Wieder im Prüfungsausschuss

Die knifflige Frage wird nun sein, ob ein Notariat die Kompetenz eines international tätigen Wirtschaftsprüfers eruieren kann bzw. dementsprechende Fragen auszuarbeiten imstande ist, mit denen sich in Folge der Prüfungsausschuss der STW zu befassen haben wird. Ein Blick auf die Homepage der PWC zeigt jedenfalls Erfahrung im Umgang mit Energiekonzernen. Der Jahresabschluss der Kärntner GmbH ist von elf österreichweit tätigen Geschäftsführern unterzeichnet, was die Kompetenz des Unternehmens zumindest nicht schmälern dürfte. Krassnig seinerseits kennt die STW bereits: Seine Kanzlei war ihr Wirtschaftsprüfer bevor er zum Amtsantritt von Maria-Luise Matthiaschitz von der Crowe Südosttreuhand abgelöst wurde.

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