fbpx
Region auswählen:
Veröffentlicht am 29.03.2022, 15:20

Verflechtung

Kaserne am Flughafen: Orasch hat gemeinsame Firma mit General­sekretär des Verteidigungs­ministeriums

Klagenfurt - Recherchen von 5 Minuten ergaben, dass Flughafen-Investor Lilihill und der Generalsekretär des Verteidigungsministeriums Anteile an einer gemeinsamen Firma halten. Diese beschäftigt sich mit Patentverwaltung- und verwertung. Das könnte Sprengstoff bergen.
von Franz Miklautz4 Minuten Lesezeit (556 Wörter)Exklusiv
Generalsekretär Dieter Kandlhofer hält gemeinsam mit Orasch Anteile an Hydrotaurus C-Tech

Außer dass Franz Peter Orasch von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) in jüngster Zeit als „integer“ und „mit hoher Bonität“ gelobt wurde, war es um den Flughafen-Investor bis vor wenigen Tagen ruhig geworden. Zu aufkommenden Facts zum Airport gab die Lilihill-Gruppe, sie ist Dreiviertel-Eigentümer, keine Stellungnahme ab. Auch zu neuerlichen Fakten, die zeigen, dass Orasch den Strategieplan (den er eigentlich erfüllen sollte) abschaffen will und die Call Option (Rückkaufmöglichkeit des Flughafens) derart anpassen möchte, dass sie sich letzten Endes als zahnlos entpuppen könnte, sagte Lilihill nichts. Doch nun taucht ein ganz neuer Sachverhalt auf, der noch für Sprengstoff sorgen könnte.

Kontakt zu höchstem Ministeriums-Repräsentanten

Wie Recherchen von 5 Minuten ergaben, unterhält Orasch offenbar gute Kontakte zu einem der höchsten Repräsentanten des Verteidigungsministeriums. Aber der Reihe nach: Wie bereits öffentlich bekannt, ist das Verteidigungsministerium an der Errichtung einer Großkaserne am Areal des Klagenfurter Flughafens interessiert. Die Kaserne soll auf einer Fläche von etwa neun bis zehn Hektar der nicht betriebsnotwendigen Grundstücke des Airports entstehen. Das ergäbe den Vorteil unmittelbarer Nähe zum Truppenübungsgelände Atschalas in Klagenfurt/Annabichl.

Gemeinsame Firma: Hydrotaurus C-Tech

Besagter Kontakt Oraschs zum Repräsentanten des Verteidigungsministeriums führt über eine private GmbH. An dieser, der Hydrotaurus C-Tech, hält Oraschs Lilihill Capital Beteiligung GmbH 87,5 Prozent. Ein weiterer Teilhaber hält zehn Prozent der Firma. Und die restlichen 2,5 Prozent fallen laut österreichischem Firmenbuch auf niemand Geringeren als Dieter Kandlhofer. Seines Zeichens Generalsekretär des Ministeriums. Hinter Ministerin Klaudia Tanner ist er damit die Nummer zwei im Haus. Der Geschäftszweck des Unternehmens ist laut Firmenbuch „Patentverwaltung und -verwertung“. Selbst wenn dies nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Kasernen-Errichtung stehen sollte, könnten sich im Hinblick auf die von Orasch immer wieder angekündigte Drohnenforschung am Flughafen gemeinsame Geschäftsinteressen ergeben. Die Firma residiert an der Seilerstätte 13 in Wien, der Geschäftsadresse der Lilihill in der Bundeshauptstadt.

Einmischung des Ministeriums in Call Option

Aus einem heute erschienenen Bericht der “Krone” geht hervor, „dass der Generalsekretär (Kandlhofer, Anm.) des Verteidigungsministeriums die Errichtung (der Kaserne, Anm.) zugesagt habe“. Dem Vernehmen nach soll sich Kandlhofer damit nicht nur persönlich für die Kasernen-Errichtung engagieren, sondern auch in andere Belangen intervenieren: Aus gut informierten Kreisen ist zu hören, dass das Ministerium sich eine Anpassung der Call Option im Sinne Oraschs wünschen soll. Wie das – zumindest moralisch – damit einhergeht, dass der Generalsekretär an einer gemeinsamen Firma mit Orasch beteiligt ist, war von Kandlhofer bis Redaktionsschluss dieses Artikels nicht zu erfahren. Lilihill-Sprecher Gerhard Seifried wollte keinen Kommentar zum Sachverhalt abgeben. Kandlhofer hat die Beteiligung an der Hydrotaurus C-Tech auf meineabgeordneten.at veröffentlicht. Zur Kaserne befragt, sagte Ministeriumssprecher Michael Bauer, dass ihm “nichts von einer solchen bekannt ist”. Dies bekräftigte in einem späteren Anruf auch der Pressesprecher Tanners, Herbert Kullnig: “Da ist noch nichts fix. Das wird jetzt in Gesamt-Österreich sondiert.”

Nachtrag: Anna-Maria Roth, Sprecherin von Ministerin Tanner, erklärte in einem später folgenden Telefonat, dass Kandlhofer “funktionslos” in der Hydrotaurus C-Tech sei (was aber an der Teilhaberschaft nichts ändert, Anm.). Weiters sei Kandlhofers Involvierung in die Causa “auf Wunsch der beiden Büroleiter von SPÖ und ÖVP Kärnten” erfolgt, woraufhin der Generalsekretär “die Koordination und die Schriftführung übernahm”.

#Mehr Interessantes