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Veröffentlicht am 07.06.2022, 20:59

Flughafen Klagenfurt

Causa Call Option: Nils Witt und der freundliche Wink mit dem Zaunpfahl

Klagenfurt - Mit einer gutachterlich ermittelten Schadenssumme von 65 Millionen Euro wollte Flughafen-Geschäftsführer Nils Witt die KBV-Aufsichtsräte in letzter Sekunde davon abhalten, die Call Option zu ziehen. Nur: Der Betrag scheint im Gutachten gar nicht auf. Nebenbei: Aufsichtsratsvorsitzender Malanik werkt auch als "Non Executive Director" in der Chefetage des englischen Carriers Hans Airways.
von Franz Miklautz4 Minuten Lesezeit (482 Wörter)Meinung

Am Abend des 25. April 2022, es ist ein Montag, träufelt ein E-Mail in den Posteingängen der Aufsichtsräte der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV) ein. Der Absender: Nils Witt. Seit Jänner 2020 Geschäftsführer des Klagenfurter Flughafens. Ein paar lässliche Fehler in dem Brief lassen erahnen, dass das Schriftstück in Hast erstellt worden sein könnte. Es trägt den Titel “Informationsschreiben”. Und ist von Witt und seinem Aufsichtsratsvorsitzenden signiert: Peter Malanik. Der nebstbei auch im Direktorium der englischen Start up-Fluglinie Hans Airways sitzt, die ein hybrides Geschäftsmodell kombiniert aus dem “Value for Money”-Ansatz von Billigfliegern mit Servicequalität plant.

Witt schlägt im Schreiben einen versöhnlichen Ton an. Motto: Miteinander statt gegeneinander. Weshalb der Brief auch eine Einladung ist. Ein Angebot, zum Flughafen zu pilgern. Dort warte ein Gutachten auf die KBV-Aufsichtsräte. Eines nämlich, das “den Sachverhalt rund um die Ziehung der Call Option objektiv beurteilt”, wie Witt befindet. Erstellt wurde das Gutachten vom Klagenfurter Rechtsprofessor Olaf Riss. Es liege am Airport zur Einsicht auf, erfahren die Aufsichtsräte. Dass es erst am selben Tag, dem 25. April, fertig geworden ist, könnte einer der Gründe für Witts mögliche Schreibhast gewesen sein.

Witt und Malanik liefern dem interessierten Leser ihres “Informationsschreibens” Handfestes frei Haus – “als Vorabinformation”, wie es heißt. Das Riss-Gutachten komme nämlich zum Schluss, dass die Ziehung der Call Option de facto auszuschließen sei. Mit der Ziehung gingen nämlich für die Minderheitsgesellschafter – Land und Stadt – “sehr hohe rechtliche und wirtschaftliche Risiken” einher. Die – wohlgemerkt – auch für “deren Organe” schlagend werden könnten, wie Witt nicht vergisst anzuführen. Also auch für die KBV-Aufsichtsräte. Zeitlich ist das Schreiben, das an dieser Stelle von der diplomatischen Depesche in einen rosa verpackten Warnschuss abrutscht, in unmittelbare Nähe zur nicht einmal 24 Stunden später stattfindenden Aufsichtsratssitzung der KBV gerückt. In der die elf Mitglieder darüber entscheiden sollen, ob Franz Peter Orasch seine Anteile am Flughafen behält – oder die Call Option gezogen wird. Zur leichteren Willensbildung liefert Witt als Ergebnis des Riss-Gutachtens auch gleich das bezifferte Risiko mit: “Ca. EUR 65 Mio.” Die unter Umständen zu blechen wären, nähme man Orasch den Flughafen ab.

Und Witts freundlicher Wink mit dem Zaunpfahl wirkt: Eine gute Woche später, am 2. Mai, wird von der KBV zwar gültig die Call Option gezogen. Dies aber unter Abwesenheit von sechs Aufsichtsräten, davon fünf SPÖ-nahe. Sie zogen es vor, aus dem Gremium auszuziehen. Dem Vernehmen nach hatte man Spundus vor dem hohen Risiko der Call Option. Wobei sich nachbetrachtet eine Frage aufdrängt: Worauf genau diese Angst beruhte? Denn eines findet sich auf allen 23 Seiten des Gutachtens nicht: Die 65 Millionen Euro.

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Der Kommentar spiegelt die Meinung des Autors wieder und muss nicht notwendigerweise jener der Redaktion entsprechen.

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