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Veröffentlicht am 03.07.2022, 18:40

DAS ist Kärnten

"Kurz vorm Verhungern" - Villacher Body­builder spricht über sein hartes Training

Villach - Disziplin und hartes Training gehören für René Kenda zum Alltag. Seit seinem 18. Lebensjahr betreibt er Bodybuilding, mittlerweile sogar auf Wettkampfebene. Doch trotz seiner sportlichen Erfolge blieb der Villacher komplett bodenständig und bescheiden, hat stets für jeden ein offenes Ohr. In "Das ist Kärnten" stellen wir euch den Sportler und Personal-Trainer aus der Draustadt vor.
von Ralph Gatternig5 Minuten Lesezeit (719 Wörter)WIR SIND KÄRNTEN

Im Wohnzimmer von René Kenda (38) aus Villach reiht sich Pokal an Pokal. Doch wie gut er wirklich ist, erfährt man erst nach mehrmaligem Nachhaken, denn von sich aus redet Kenda ungern über seinen Erfolg. Wie viel Aufwand er dafür allerdings betreibt und was ihm der sportliche Weg des Bodybuilders abverlangt, kann man indirekt an seinen Schilderungen messen. Dennoch betont er, dass er sich derzeit – in krassem Gegensatz zu seiner körperlichen Erscheinung – sehr schwach fühlt und sich buchstäblich durch den Tag quälen muss. Das ist nicht kokett oder aus falscher Bescheidenheit heraus gemeint, sondern einem äußerst strikten Diät- und Trainingsregime geschuldet. Immerhin steht in weniger als einer Woche ein Wettkampf in Pörtschach an. Weitere Stationen in Kürze sind Finnland, Spanien und Rumänien.

Bodybuilder René Kenda

“Kurz vor dem Verhungern”

Dieser Sport, bei dem die Kriterien rein äußerlicher Natur sind und durch Kampfrichter bewertet werden, erfordert 100 Prozent innere Einstellung und Commitment [zu deutsch: Engagement]. “Während in anderen Sportarten selbst auf Weltklasse-Level z. B. ein Bier nach dem Training hin und wieder schon ok ist, ist Bodybuilding in dieser Liga nur als Rund-um-die-Uhr-sieben-Tage-die-Woche-Lebenseinstellung machbar, es gibt keinen Spielraum”, so Kenda, “alles ist generalstabsmäßig geplant, jede einzelne Portion auf Gramm genau abgewogen.” Der Körperfettanteil werde auf so geringe Werte gebracht, dass sich der Körper und Stoffwechsel längst in einer Art Überlebensmodus befindet. Wenn man auf der Bühne am besten aussieht, ist man eigentlich am schwächsten. Normalerweise wäre man mit so wenig Körperfett kurz vor dem Verhungern und würde nur noch Energie sparen wollen. „Am liebsten schaue ich dann Kochsendungen, um mich vom ständigen Hunger abzulenken“, lacht René.

Sport half ihm auf die Füße

In seiner Jugend ist er oft mit anderen in Konflikt geraten, habe nie die Konfrontation gescheut, verrät er gegenüber 5 Minuten. Kenda hat, wie er sagt, „viel Scheiße gebaut“. Als er an einer Art Tiefpunkt angelangt war, kam er in Kontakt mit dem Hantelsport. Dadurch änderte sich sein Leben grundlegend. Er begann es selbst in die Hand zu nehmen, erlernte Disziplin und setzte auf Beständigkeit, statt kurzfristige Belohnungen und Kicks.

Frauen stehen auf “sanftere Formen”

Im Hinterkopf hatte er nie irgendeine Form von Ruhm, Anerkennung oder auch Erfolg bei Frauen. “Ab einem gewissen Grad gefällt das den meisten Frauen nicht mehr”, spricht er aus Erfahrung. Auch das große Geld kann man mit diesem Sport wohl nicht machen. “Ich habe einfach etwas gebraucht, mit dem ich Ordnung und Struktur in mein Leben bringen kann.” Früher hat Kenda dazu an sechs Tagen die Woche zweimal am Tag trainiert. Jetzt trainiere er nicht mehr so oft: “Viermal die Woche”, verrät er. Auch sei jede Einheit deutlich kürzer, mitunter nur 40 Minuten. Dadurch war er in der Lage, sich deutlich zu verbessern.

Viermal die Woche geht's zum Training.

Todesfall gefährdete Wettkampfvorbereitung

Doch als vor einigen Wochen sein geliebter Hund verstarb, habe ihn das sehr mitgenommen. Auch sein Sport litt darunter. „Ein Todesfall, auch der eines geliebten Tieres, lässt massiv Stresshormon steigen“ erklärt er, das ist mit einer funktionierenden Wettkampfvorbereitung unvereinbar, denn es ist exakt kontraproduktiv, Stresshormon frisst Muskeln auf und man speichert Wasser unter der Haut, so hätte ein Antreten bei einem Bewerb keinen Sinn gemacht.” Kurzerhand entschloss er sich, einen neuen Hund aufzunehmen. Die Chihuahua-Hündin „Maya“ hat es ihm ermöglicht, sein Gleichgewicht wiederzufinden.

“Geheimes” Fitnessstudio im Keller

Seinen Spitznamen „Gentleman des Bodybuilding“ habe ihm ein Trainer in dem Fitness-Studio gegeben, in dem René arbeitet. Der Grund: Er würde die zahlreichen Fragen seiner Mit-Trainierenden mit der Geduld eines Heiligen beantworten. Zu Lockdown-Zeiten stellte er das Home-Gym im Keller seines Hauses sogar anderen Sportlerinnen und Sportlern zur Verfügung. Zudem hat Kenda stets ein offenes Ohr für jeden, auch wenn oft nach etwas gefragt wird, das es nicht gibt: “eine Abkürzung, irgendeinen Zaubertrick, eine Art Königsweg zum Sport”, lacht er.

Die Wahrheit sei nun mal, dass es keine Abkürzungen oder Geheimwege gibt, “sondern dass nur Disziplin, harte Arbeit und vor allem Zeit unumgängliche dafür nötige Faktoren sind”, meint der Sportler abschließend. Er selbst sehe sich als gutes Beispiel dafür, dass man mit so etwas nicht geboren wird, sondern sich erst nach und nach aneignen muss.

René Kenda mit Chihuahua-Hündin „Maya“

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