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Veröffentlicht am 07.02.2023, 20:50

Streit um das Signal

Nach Millionen­schaden in Fürnitz: Jetzt sprechen erstmals Anwalt und Lokführer

Fürnitz - Rund um das Zugunglück in Fürnitz könnte sich jetzt ein Millionenprozess um den Schadenersatz entwickeln. Stefan R., der Lokführer jener Zuggarnitur, welche einen entgegenkommenden Güterzug in die Flanke fuhr, wird inzwischen von dem bekannten Villacher Anwalt Dr. Hans Gradischnig vertreten. Exklusiv für 5 Minuten haben sowohl der Lokführer als auch der Anwalt nun zu dem Ablauf Stellung genommen und erklären ihre Sichtweise des Unfalles.
von Manfred Wrussnig 3 Minuten Lesezeit (430 Wörter)Exklusiv

Dabei ließen beide mit einigen Neuigkeiten aufhorchen und versuchen, die ÖBB Version zu widerlegen. Gradischnig: „Uns, die wir betroffen sind, hat ja bis jetzt keiner gefragt“. 5 Minuten nun allerdings schon. Stefan R. erklärt dazu niederschriftlich: „Am Beginn des Bahnhofes hatte ich „Frei Fahrt“, das Signal stand auf Grün. Also fuhr ich mit 100 Stundenkilometer weiter. Dann machte die Strecke einen leichten Bogen und plötzlich stand ein Signal vor mir auf „Rot“. Ich leitete sofort händisch eine Schnellbremsung ein, aber der Bremsweg von etwa 300 Metern war zu kurz, ich hätte da mindestens 500 Meter gebraucht, ein Anprall in die Flanke des Gegenzuges  war dadurch nicht mehrvermeidbar.“

Gutachten steht noch aus

Gradischnig: „Mir liegt dazu noch kein Gutachten eines Sachverständigen vor, aber der Geschichte mit dem Rotlicht, welche die ÖBB da verbreitet, habe ich einiges entgegenzusetzen. Es ist mir nicht erklärbar, dass ein Vorsignal auf Grün „Freie Fahrt“ signalisiert und dann das Hauptsignal plötzlich auf „Rot“ steht.” Im Umkehrschluss hätte also der Gegenzug dann „Rot“ haben müssen, was nun Experten klären müssen. 

Weiterfahrt trotz defektem Sicherungssystem erlaubt?

Es begann schon in Tarvis: So hat Stefan R. schon bei der Einreise nach Österreich der ÖBB gemeldet, dass das automatische Zugsicherungssystem bei seiner Lok nicht funktioniert“. Was dann passierte soll nicht ungewöhnlich gewesen und rechtlich gedeckt sein: „Ich wurde von der Fahrdienstleitung angewiesen bis zum Villacher Westbahnhof weiterzufahren um dort das System reparieren zu lassen – eigentlich wollte ich die Lok noch in Tarvis deswegen tauschen. Sicher ist sicher“. Gradischnig: „Zu dem Zeitpunkt durfte er sogar, trotz kaputtem System, noch legal mit Tempo 100 fahren, was inzwischen von den ÖBB auf 50 Stundenkilometern reduziert wurde“.

“Ein Sachverständiger hat jetzt 12 Wochen Zeit, endgültige Klarheit schaffen”

Zumindest bis zum Villacher Westbahnhof durfte Stefan R. also erlaubterweise noch fahren. Gradischnig: „Leider kam er dann nur bis Fürnitz. Jetzt alles auf den Lokführer abzuputzen, wo es noch kein Gutachten gibt, finde ich unglaublich“. Gradischnig: Ein Sachverständiger hat jetzt 12 Wochen Zeit, endgültige Klarheit schaffen“. Was sicher Juristen interessant finden werden und worüber noch gestritten werden wird: „Die ganze Sicherheitseinrichtung in Fürnitz ist 50 Jahre alt und sicher nicht am neuesten Stand und da fuhr ein Zug durch die Nacht, der mit Wissen der ÖBB, eine kaputte  Sicherheitseinrichtung an Bord hatte und sogar der Wille da war, die Lok in Tarvis deswegen  auszutauschen. Es wird jede Menge zu klären geben, ich hoffe es wird für meinen Klienten gut ausgehen“, so der Anwalt.

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