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Veröffentlicht am 28.02.2023, 12:56

Interview

"Klima-Shakira" Anja Windl redet Klar­text: "Gefängnis kriegt mich nicht unter"

Kärnten - In letzter Zeit polarisieren immer mehr Videos der "Klimakleber". Ein Gesicht sticht dabei ganz besonders hervor: Anja Windl. Die 25-Jährige studiert in Klagenfurt Psychologie und ist seit ein paar Monaten bei der Organisation “Letzte Generation” dabei. Gegenüber 5 Minuten packt sie aus und erzählt auch, welche Rolle Kärnten hinsichtlich auf weitere Proteste spielt.
von Redaktion5 Minuten Lesezeit (665 Wörter)Interview

Die Studentin war auch bei den “Fridays for Future” aktiv. Mittlerweile wurde sie schon über zehnmal festgenommen. Trotz der psychisch belastenden Situation hat das Gefängnis aber keine abschreckende Wirkung mehr auf sie. “Es ist eher eine Maßnahme der Schikane”, so die Klimaaktivistin, die in den sozialen Medien oft als “Klima-Shakira” bezeichnet wird.

5min.at: Was ging dir durch den Kopf, als du das erste Mal inhaftiert wurdest?

Anja: “Das erste Mal musste ich schon schlucken, weil ich nicht wusste, ob ich innerhalb der nächsten 24 Stunden rauskomme oder ob ich dort übernachten muss. Leider Gottes ist es aber auch schon ‘normal geworden’ die Tage im Gefängnis zu verbringen.”

5min.at: Was sind eure Ziele?

Anja: “Wir wollen, dass die Leute aufwachen. Uns läuft die Zeit davon. Viel Menschen glauben nach wie vor, dass sie nichts für das Klima beitragen können und das ist falsch.”

5min.at: Warum ausgerechnet “kleben” ?

Anja: “Grundsätzlich kleben wir uns deswegen auf die Straße, um uns mehr Zeit zu verschaffen. Sonst könnten wir ja gleich weggetragen werden und die Aktion hätte nicht viel Sinn. Natürlich wissen wir, dass es die Autofahrer auf die Palme bringt und das verstehe ich auch. NIEMAND steht gerne im Stau, aber wir müssen einfach auf die Klimasituation aufmerksam machen und sehen die Proteste als nur mehr einzigen Weg.”

5min.at: Warum eine Blockade auch in Klagenfurt?

Anja: “Wir wollten generell auch in Kärnten mit den Protesten starten und Klagenfurt als Landeshauptstadt war natürlich naheliegend. Wir haben vor, unser Netz in Kärnten auszubauen. Natürlich kann auch Villach in Angriff genommen werden. Wann genau das passieren wird, wissen wir heute noch nicht.”

5min.at: In Klagenfurt wurde allerdings nicht “geklebt”. Warum?

Anja: “Uns ist die Gesundheit unserer Mitglieder sehr wichtig. Aufgrund der Temperaturen an diesem Tag wäre es für einige gesundheitsschädlich gewesen, sich festzukleben.”

5min.at: Hast du keine Angst vor den Reaktionen der Passanten?

Anja: “Ja und Nein. In Österreich ist es zum Glück noch nicht so schlimm. Dass zum Beispiel Politiker in meinem Namen Beleidigungen veröffentlichen, geht aber überhaupt nicht klar. Mir ist mal ein Drohbrief zugeschickt worden und ich wurde auch schon privat auf der Straße umgeschubst, einfach, weil mich jemand von den Protesten gekannt hat. Man hat einfach eine Zielscheibe auf dem Kopf und dessen muss man sich bewusst sein. Körperlich angegriffen wurde ich zum Glück noch nicht. “

5min.at: Was genau machst du persönlich für den Klimaschutz ?

Anja: “Grundsätzlich ist zu erwähnen, dass egal, wie sehr man als Einzelperson darauf achtet, das wird am Ende des Tages nicht reichen. Ich zum Beispiel kaufe vermehrt Second-Hand oder greif auch gerne mal selbst zur Nähmaschine. Weiters lebe ich schon seit acht Jahren vegan und betrete auch seit zehn Jahren kein Flugzeug mehr. “

5min.at: Was hältst du von den Aussagen “Viel zu hübsch, um sie zu hassen”?

Anja: “Ich finde solche Aussagen sehr kritisch und manchmal auch echt unangenehm, aber man lernt damit umzugehen. Natürlich muss man sich jedoch nicht alles gefallen lassen und es werden auch hin und wieder Leute angezeigt.”

5min.at: Du hast dir ja schon regelrecht eine kleine “Fan-Gemeinde” aufgebaut. Wie findest du den Hype und wird er dir in Zukunft mehr Gehör verschaffen?

Anja: “Einerseits ist diese Aufmerksamkeit für uns als “Letze Generation” unheimlich wertvoll und ich sehe es als Privileg, dass ich diesen Zuspruch erfahre. Andererseits ist der “Hype” teilweise sehr oberflächlich und auch sexualisierend gehalten. Ich bin für diese Aufmerksamkeit aber dankbar und denke, dass ich dadurch einiges noch bewirken kann.”

5min.at: Deine abschließenden Worte:

Anja: “Die Klimakrise ist absolut dringend und wir brauchen JETZT Maßnahmen von der Regierung und es ist auch JETZT an der Zeit, dass wir sie einfordern. Es geht wirklich um die Sicherheit unserer Lebensgrundlagen. Die Klimakrise sollte für uns alle im Fokus liegen.”

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