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Veröffentlicht am 19.03.2023, 20:45

Schon einmal etwas von „Vulva Casting“ gehört?

Das Schau­fenster der weiblichen Diversität: „Jede Vulva ist anders und einzig­artig!“

Graz - Nicht unweit vom Lendplatz entfernt befindet sich ein Schaufenster der besonderen Art – weibliche Diversität steht dabei im Vordergrund. Im Konkreten handelt es sich dabei um Vulven- Skulpturen in verschiedenen Formen und Farben, die ein Bewusstsein für die Vielfältigkeit und Individualität des weiblichen Körpers schaffen sollen.
von Elisa Auer5 Minuten Lesezeit (676 Wörter)

Viva la vulva! Das weibliche Geschlechtsorgan ist immer noch mit Stigmen und Scham behaftet. Während sich (Freud zufolge) alles um das beste Stück des Mannes dreht, so wird über die Vulva oft geschwiegen. Das traurige Resultat von mangelnder Aufklärung: Viele Frauen kennen ihre eigene Vulva kaum und können dadurch auch ihre Sexualität nicht ganz entfalten. Wie hat eine Vulva auszusehen? Was ist normal? In der Pornoindustrie wird ein bestimmtes „Schönheitsideal“ vertreten, was vor allem bei der jüngeren Generation für viel Unsicherheit sorgt. Das Projekt einer Grazer Künstlerin soll nun mit Vorurteilen, Mythen und Tabus rund um die Vulva brechen!

Keine falsche Scham!

Die Vulven-Skulpturen, die das Schaufenster des „Netzwerktreffen“ in der Mariahilfertstraße zieren, zielen auf Diversität und Authentizität. Viktoria Krug, die Initiatorin und Gründerin dieses Kunstprojekts, möchte damit zeigen, dass jede Vulva für sich einzigartig und schön ist. Das Konzept fand seinen Anfang durch die persönliche Beschäftigung und Konfrontation mit dem Thema „Weiblichkeit“. „Ich bin erst mit meinen 27 Jahren und trotz Biologiestudium daraufgekommen, dass nicht alle Vulven gleich aussehen“, so erzählt uns die Grazer Künstlerin von ihrem Aha-Moment, der schließlich ausschlaggebender Initiator des Projekts war, welches die Diversität des weiblichen Körpers demonstrieren soll. Um der Weiblichkeit einen öffentlichen Raum zu schenken, der nicht von Sexualisierung und Wertungen dominiert wird, gründete sie „Vulvarium“.

Was ist „Vulvarium“?

Wie der Name bereits erahnen lässt, handelt es sich dabei um ein Projekt, das ganz im Zeichen des weiblichen Geschlechtsorgans steht. „Let´s celebrate vulva diversity“, lautet dabei der Leitgedanke. Viktoria Krug animiert durch sogenannte „Vulva Castings“ dazu, sich mehr mit seiner eigenen Vulva zu beschäftigen und mit der noch immer gesellschaftlich verankerten Scham (der Begriff steckt ja sogar im Wort „Schamlippen“) zu brechen. Sie bildet verschiedene Vulven in Form von Skulpturen ab. In Zusammenarbeit mit ihrem Partner entstand die erste Statue. Wer aber sitzt dabei Modell? „Es melden sich ganz verschiedene Frauen. Mittlerweile sind es über tausend Menschen, die ich abgeformt habe“, berichtet die Künstlerin, die anschließend ihre Kundinnen dazu motiviert, ihre Geschichten und persönlichen Erfahrungen öffentlich zu teilen. Die Anonymität hat dabei oberste Priorität! Vor jedem Auftrag wird ein Datenschutzformular ausgefüllt, die Bilder und Geschichten stehen nie in Zusammenhang mit den Personen. Ein Termin dauert etwa ein bis zwei Stunden, es gibt ein Aufklärungsgespräch, anschließend entsteht dann die Statue. Diese danach mit der Öffentlichkeit zu teilen, ist absolut kein Muss!

Warum macht frau sowas?

Die Vulva soll kein schambehaftetes Thema mehr sein! Viktoria will auch mit Mythen und Ängsten aufräumen, dies betrifft vor allem den Bereich „Schwangerschaft“. „Oft heißt es, die Vulva ist danach ausgeleiert und kaputt. Dadurch gibt es vermehrt Wunschkaiserschnitte“, berichtet sie und will mit ihrem Projekt auch hinsichtlich anatomischer und biologischer Fakten Aufklärungsarbeit leisten. Ein weiteres Ziel ist es, der Sexualisierung entgegenzusteuern, die vor allem durch die Pornoindustrie gefördert wird. „Viele Frauen erhalten dadurch ein sehr falsches Bild. Nicht jede Vulva ist gleich. Es gibt größere und kleinere innere Schamlippen in unterschiedlichen farblichen Ausprägungen“, so betont die Künstlerin die Individualität jeder einzelnen Vulva, die gerade dadurch zu etwas Besonderem wird.

Communication is everything – let´s talk about vulva!

„Diversität hat es von Anfang an gegeben. Ich habe gemerkt, dass zu Beginn vor allem Frauen gekommen sind, welche die Mission wichtig gefunden haben. Ich habe den Weg der eigenen Unsicherheit hinter mir, bin jetzt in der Akzeptanz und möchte die Vulva feiern“, erzählt Viktoria Krug und motiviert, viel über das Thema zu reden – nur so kann mit der Scham gebrochen werden. „Vor allem ist es auch so, dass 70 bis 80 Prozent der Frauen eben nicht dieser ‚Schönheitsnorm‘ entsprechen, die uns in den Medien und Pornos demonstriert wird! Gerade dort, wo die eigene Scham am größten ist, ist Konversation und Aufklärung besonders wichtig!“, so lautet das abschließende Resümee sowie der damit verbundene eindringliche Appell der „Vulvarium“-Gründerin.

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