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Veröffentlicht am 23.03.2023, 14:45

Valorisierung des Heimtarifs gefordert

Pflege­heime stehen vor dem Aus: "Wurden zu Tode gespart"

Kärnten - In Kärnten gibt es derzeit rund 5.500 Pflege- und Heimplätze, 4.000 davon werden gemeinnützig oder privatwirtschaftlich betrieben. Nun schlagen die Betreiber dieser 78 Häuser Alarm: Mehr als die Hälfte schreiben rote Zahlen und stehen kurz vor dem Aus.
von Tanja Janschitz3 Minuten Lesezeit (430 Wörter)
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“Wir sind nicht mehr gegenwartsfit. Unser Leid ist sehr groß, das Wasser steht uns bis zum Kopf, wir versuchen mit Schnorcheln zu atmen”, schildert WK-Berufsgruppensprecher Christian Polessnig die Lage. Seit zehn Jahren werde die Vergütung der Heimbetreiber vonseiten des Landes nur unzureichend angeglichen. “In der Steiermark etwa ist der Tagsatz pro Heimbewohner um 30 Euro höher als bei uns”, unterstreicht Polessnig. Seine Frage an die Politik: „Sind die Kärntner Pflegebewohner weniger wert als jene in den anderen Bundesländern?“

Stehen vor dem Aus

Durch diese verschleppte Anpassung seitens des Landes würden viele Betreuungs- und Pflegeangebote mittlerweile vor dem Aus stehen. Polessnig fordert dabei keine Anhebung des Sockelbetrages ein, sondern will per sofort nur die Kostensteigerung entsprechend abgegolten bekommen — wozu sich das Land Kärnten angeblich auch verpflichtet habe. Im Raum steht auch die Forderung nach einem rückwirkenden Kostenausgleich. Aktuell beträgt der monatliche Sockelbeitrag pro Monat und Bett 2.719,20 Euro. “Um aber ausgeglichen wirtschaften zu können, müsste dieser 3.300 Euro im Monat ausmachen”, skizziert Polessnig und weiter: „Es herrscht ein großer Investitionsstau, teilweise können nicht einmal mehr neue Pflegebetten angeschafft werden.“ Hinzukomme, dass es für gemeinnützig oder privatwirtschaftlich betriebene Häuser keine Abgangsdeckung gebe.

“Finanzierung der Heime an Inflation anpassen”

Seit 2010 komme es laut dem WK-Berufsgruppensprecher zu einer Minderwertleistung des Sockelbetrages von mehr als 20 Prozent. Dieses Geld fehle nunmehr den Heimen, um die Qualität der Betreuungsleistungen sicherstellen zu können. “Wir fordern von der neuen Landesregierung, die Finanzierung der Alten- und Pflegeheime zukunftsfit zu gestalten! Wir wurden in der Vergangenheit zu Tode gespart und haben keinen Handlungsspielraum mehr“, ist Polessnig verärgert.

Aus Heimen könnten bald Wohnungen werden

Die gegenwärtige Situation lasse Heimbetreiber bereits ernsthaft darüber nachdenken, in nächster Zukunft ihre Gebäude in Eigentumswohnungen umzubauen. Wolfgang Lesnjak ist seit 30 Jahren Obmann des Pflegeheims Providentia in Klagenfurt. „Wir sind eine gemeinnützige Einrichtung, verfügen über 67 Betten und arbeiten mit niedrigsten Führungskosten. Auch wir sind, wenn sich die finanzielle Lage nicht rasch ändert, von einer Schließung bedroht […].“ Damit dies nicht Realität werde, fordert auch er ein sofortiges Handeln der Landesregierung ein.

Land von Vorwürfen überrascht

Im Büro von Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) zeigt man sich von den Vorwürfen überrascht. Gegenüber dem ORF wird betont, dass man regelmäßig mit den Heimbetreibern in Kontakt stehe und erst zu Jahresbeginn ein Maßnahmenpaket präsentiert hätte, welches auch mehr Geld für die Kärntner Pflegeheime vorsehe. Weiters seien den Pflegeeinrichtungen im vergangenen Jahr rund 400 Euro mehr pro Bewohner bezahlt worden.

Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ)

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