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Veröffentlicht am 24.04.2023, 18:52

IG Autorinnen Autoren fordert Änderung

"Historisch belastet": Heftige Kritik an Kärntner Heimat­lied & Co.

Kärnten - Die IG Autorinnen Autoren nehmen in einem offenen Brief die Landeshymnen einiger Bundesländer auseinander. Weil jene historisch belastet seien, sollen die Hymnen geändert werden. In Kärnten soll die letzte Strophe gestrichen werden. Landeshauptmann Peter Kaiser sieht darin allerdings keine Notwendigkeit.
von Sabrina Tischler4 Minuten Lesezeit (496 Wörter)

Heiße Diskussionen um die Hymnen sind neu entfacht. Die Interessengemeinschaft IG Autorinnen Autoren forderte in einem offenen Brief an die Landeshauptleute von Ober- und Niederösterreich sowie Kärnten und Salzburg die Änderung der jeweiligen Landeshymnen, weil diese historisch belastet seien.

“Das ist mein deutsch Heimatland”

Während scharfe Kritik an den Hymnen der anderen drei Bundesländer ausgeübt wird, müsste in Kärnten lediglich die vierte Strophe gestrichen werden. Diese wurde nachträglich von Agnes Millonig, “einer frühen illegalen Nationalsozialistin” 1928 verfasst. Die Schlusszeile ist der IG Autorinnen Autor ein besonderer Dorn im Auge: Früher hieß es nämlich noch “das ist mein deutsch Heimatland”. Nach Kriegsende wurde die Zeile durch “das ist mein herrlich Heimatland” ersetzt. Für jene Interessengemeinschaft bleibt die Strophe weiterhin belastet. Slowenische Kärntner könnten sich daran stoßen, heißt es.

Das Kärntner Heimatlied

Dort, wo Tirol an Salzburg grenzt, des Glockners Eisgefilde glänzt, wo aus dem Kranz, der es umschließt, der Leiter reine Quelle fließt, laut tosend, längs der Berge Rand, beginnt mein teures Heimatland.

Wo durch der Matten herrlich Grün, des Draustroms rasche Fluten ziehen, vom Eisenhut, wo schneebedeckt sich Nordgaus Alpenkette streckt, bis zur Karawanken Felsenwand dehnt sich mein freundlich Heimatland.

Wo von der Alpenluft umweht, Pomonens schönster Tempel steht, wo sich durch Ufer reich umblüht der Lavant Welle rauschend zieht, im grünen Kleid ein Silberband, schließt sich mein lieblich Heimatland (Johann Taurer von Gallenstein, 1822)

Wo Mannesmut und Frauentreu die Heimat sich erstritt aufs neu, wo man mit Blut die Grenze schrieb und frei in Not und Tod verblieb, hell jubelnd klingt's zur Bergeswand: das ist mein herrlich Heimatland! (Strophe von Agnes Maria Millonig, 1928)

Keine Streichung notwendig

Aus Sicht von Landeshauptmann Peter Kaiser gilt es, Text und Inhalt immer im richtigen historischen Zusammenhang zu betrachten und als Mahnung für die Zukunft zu verstehen. Eine Streichung der vierten Strophe aus dem Heimatlied sei nicht notwendig. “Es ist auch festzuhalten, dass die vierte Strophe der Landeshymne, inklusive der beanstandeten letzten Liedzeile ‘das ist mein herrlich Heimatland’ bei den offiziellen 10. Oktober-Feiern des Landes gesungen wird, ohne, dass die slowenische Volksgruppe Kritik daran üben würde”, heißt es in einer Aussendung. Das zeige, wie weit die Versöhnungs- und Verständigungsarbeit gediehen sei.

“Das ist inakzeptabel”

„Dass wir 2023, während wir das Jahr der Kärntner Volkskultur feiern, nun tatsächlich wieder über eine Verstümmelung des Kärntner Heimatliedes diskutieren, ist absolut inakzeptabel. Die Argumentation ist in keiner Weise nachvollziehbar. Es gibt historische Tatsachen, die wir nicht einfach ausradieren werden, nur weil es einigen Personen nicht passt! Der Kärntner Abwehrkampf ist Teil unserer Kärntner Erinnerung und in diesem Sinne auch untrennbar mit der vierten Strophe der Landeshymne verbunden. Unsere Landeshymne ist ein schützenswertes Gut unserer Landeskultur und trägt in besonderem Maße zur Aufrechterhaltung unserer stolzen Landesgeschichte bei – und so muss es auch bleiben“, so der Kärntner FPÖ-Chef Erwin Angerer in Reaktion auf den Vorstoß der IG Autorinnen Autoren.

“Absolutes No-Go”

Auch Team Kärnten-Chef Bürgermeister Gerhard Köfer wehrt sich entschieden dagegen, in den bestehenden Text des Kärntner Heimatliedes – aus politischer Motivation heraus – einzugreifen: „Eine Veränderung der derzeitigen Textierung der Landeshymne ist für das Team Kärnten ein absolutes No-Go. Die Hymne bedeutet Geschichte und Identität und darf kein Objekt für kleinkarierte parteipolitische Spielchen darstellen.“ Für Köfer sei es nicht vorstellbar, die ehrenvolle Erinnerung an die Kärntner Abwehrkämpfer einfach aus der Hymne zu entfernen: „Hierbei geht es insbesondere auch um ein würdevolles und notwendiges Gedenken an die Opfer des Abwehrkampfes. Das Kärntner Heimatlied hat eine starke Verbindung zu unserer Landesgeschichte und ist kein Objekt für irgendwelche kurzfristen Änderungen.“

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