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Veröffentlicht am 06.07.2023, 08:23

Im Kampf gegen weißen Hautkrebs

Meilenstein in der Medizin: Kärntner Krebspatient mit neuer Methode erfolgreich behandelt

Klagenfurt - Im Klinikum Klagenfurt am Wörthersee wird seit Ende Juni die Therapie mit dem Radionukliden Rhenium-188 bei weißem Hautkrebs angeboten. Es ist eine Alternative zum operativen Eingriff und wird vor allem bei Patienten mit einem Tumor im Gesichtsbereich angewandt. Mit dieser Behandlung konnte Jakob S. (74) geholfen werden.
von Julia Waldhauser3 Minuten Lesezeit (456 Wörter)
Die Nuklearmediziner Oberarzt Dr. Sorschag und Erster Oberarzt Univ.-Doz. Dr. Gallowitsch mit Jakob S. Die Paste musste 2,5 Stunden an der aufgetragenen Stelle verbleiben.

Eine gebräunte Haut scheint immer noch ein Schönheitsideal darzustellen. Um die Gefahren, die durch stundenlanges Sonnenliegen entstehen können, machen sich viele Menschen immer noch zu wenig Gedanken. „Obwohl die Achtsamkeit in der Bevölkerung zum Thema Sonnenschutz zugenommen hat, steigen die Fallzahlen an Hautkrebsfällen immer noch an“, sagt Erster Oberarzt Dr. Julian Kofler von der Abteilung für Dermatologe und Venerologie im Klinikum Klagenfurt am Wörthersee. Tatsächlich erkranken in Österreich jährlich 30.000 Menschen an weißem Hautkrebs. Kofler: „Es ist mit Abstand die häufigste bösartige Tumorerkrankung.“ Einer seiner Patienten ist Jakob S. Der 74-Jährige arbeitete jahrzehntelang als Landwirt am Feld – in der prallen Sonne. „An Sonnenschutz hat damals niemand gedacht“, erinnert er sich. Bei dem Feldkirchner entwickelte sich unter anderem im Gesicht, nahe des Auge, eine größere Tumorfläche. Nun wurde bei ihm, als erstem Patienten in Kärnten, eine neue Behandlungsmethode angewandt. Denn: Eine Operation an der Lokalisation knapp neben dem Auge wäre aufwendiger und riskanter gewesen.

Keine Operation mehr nötig

An der Abteilung für Nuklearmedizin und Endokrinologie wurde dem 74-Jährigen eine Paste auf die erkrankte Stelle aufgetragen. „Das darin enthaltene Rhenium-188 ist ein Beta-emittierendes Radioisotop mit hoher Energie und einer Halbwertszeit von 17 Stunden“, erklärt der Erste Oberarzt der Nuklearmedizin, Univ. Doz. Dr. Hans-Jürgen Gallowitsch, der eng mit den Dermatologen zusammenarbeitet. „Das Rhenium-188 hat eine zelltötende Wirkung. Gleichzeitig regt es aber auch das Immunsystem des Körpers an“, berichtet Oberarzt Dr. Manfred Sorschag, der gemeinsam mit Gallowitsch an der Nuklearmedizin den Eingriff vornahm. Wichtig dabei: Die genaue Markierung des zu behandelnden Stelle durch die Dermatologen. Aber auch die Pathologen müssen vorab feststellen, wie tief der Tumor in die Haut eingedrungen ist. Gallowitsch: „Danach berechnet sich, wie lange die Paste auf der Haut verbleiben muss.“ Bei Jakob S. waren es rund 2,5 Stunden. Gallowitsch: „Dabei wurde das Radionuklid auf eine Folie direkt über der Läsion aufgetragen. Somit wird ein direkter Hautkontakt vermieden. Damit ist diese Methode ideal für die gezielte Behandlung von oberflächigem Hautkrebs.“

Oberarzt Dr. Sorschag trägt die Paste auf.

Schmerzfreie Methode

Eine Anästhesie ist übrigens nicht erforderlich. „Ich habe überhaupt keine Schmerzen gehabt“, bestätigt auch Jakob S.“ Weiterer Vorteil: Es ist nur eine einmalige, ambulante Behandlung erforderlich. In nächster Zeit wird der Patient immer wieder zu Kontrollterminen auf die Dermatologie kommen. „Wir erwarten uns in den nächsten Wochen bis Monaten ein gutes Ansprechen auf diese Therapie. Im Idealfall wird nur mehr eine leichte Farbveränderung an der betroffenen Stelle bleiben“, sagt Kofler, der betont: „Die neue Methode stellt eine sehr interessante Therapieoption dar, wird aber nicht routinemäßig zur Anwendung kommen, sondern erst nach interdisziplinärer Indikationsstellung für ausgewählte Patientenfälle.“

Sonnenschutz – so geht’s:

Um Hautkrebs vorzubeugen, ist richtiger Sonnenschutz unerlässlich. „Man sollte auf jeden Fall zu Cremes mit Lichtschutzfaktor 30 greifen. Besonders helle Hauttypen aber auch Kinder, sollten noch höheren verwenden“, sagt Erster Oberarzt Dr. Julian Kofler. Außerdem ist eine Kopfbedeckung, ein Hut oder eine Kappe, genauso empfohlen wie lange, luftige Kleidung.

Die Dermatologen markierten das zu behandelnde Areal.

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