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/ ©APA/HERBERT NEUBAUER

Amtsmissbrauch: Beamter soll 19-Jährigen attackiert haben

Die Staatsanwaltschaft Wien erhebt Anklage gegen einen Polizisten, der in Simmering einen 19-Jährigen auf den Asphalt schlug. Das Vorfall-Video, viral verbreitet, wirft den Beamten in den Fokus des behaupteten Amtsmissbrauchs.

von Julia Waldhauser
Teamfoto von 5min.at: Julia Waldhauser ist für die Online-Redaktion Graz tätig.
3 Minuten Lesezeit(551 Wörter)

Die Staatsanwaltschaft Wien hat in einem weiteren Fall von Polizeigewalt Anklage erhoben. Wie Behördensprecherin Judith Ziska auf APA-Anfrage mitteilte, wurde gegen einen Beamten beim Landesgericht für Strafsachen ein Strafantrag eingebracht, nachdem der Polizist Anfang Mai 2023 in Simmering den Kopf eines 19-Jährigen mehrfach auf den Asphaltboden geschlagen hatte. Ein Kameramann des TV-Senders Puls24 filmte die Szene mit. Das Video ging im Anschluss viral.

Vorfall nach Tötungsdelikt löst verstörende Gewalt-Szenen aus

Die Anklagebehörde wirft dem Beamten Amtsmissbrauch vor. Strafdrohung: sechs Monate bis fünf Jahre Haft. „Aus unserer Sicht ist eine Misshandlung gegeben“, sagte Ziska. Zu den verstörenden Gewalt-Szenen war es gekommen, nachdem der 19-Jährige einen abgesperrten Bereich vis-a-vis eines Tötungsdelikt-Tatorts auf der Simmeringer Hauptstraße betreten hatte, um an einem Bankomaten Geld zu beheben. Er wollte nicht einsehen, warum das nicht zulässig sein sollte, nur weil im gegenüberliegenden Geschäft die Spurensicherung in Gang war. In dem Geschäftslokal war zuvor ein 38-Jähriger erschossen worden, laut Puls24 war die vorgenommene Absperrung nicht gut sichtbar. Die Polizei, die das Lokal abgeriegelt hatte, ließ sich dessen ungeachtet auf keine Diskussionen mit dem 19-Jährigen ein. Er wurde schließlich zu Boden gebracht, fixiert und festgenommen.

Angeklagter Polizist schlägt Kopf junger Mannes gegen Asphalt

Das Video zeigt, wie der Kopf des jungen Mannes vom nunmehr Angeklagten zwei Mal gegen den Asphalt geschlagen wird und sich am Boden Blutflecken bilden. „Wieso machst du sowas?“, ist der Fixierte zu hören. Der junge Mann wurde, nachdem man ihm Handschellen angelegt hatte, von der Rettung versorgt, eine Mitfahrt ins Krankenhaus lehnte er nach Angaben der Landespolizeidirektion ab.

Anzeige wegen Widerstands gegen Staatsgewalt eingestellt

Der 19-Jährige trug Kopfverletzungen davon – und wurde wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt sowie schwerer Körperverletzung auf freiem Fuß angezeigt, weil einer der an der Amtshandlung beteiligten Beamten Blessuren am Knie und am Ellbogen erlitten und sich zur ärztlichen Behandlung in ein Spital begeben hatte. Das Ermittlungsverfahren gegen den 19-Jährigen hat die Staatsanwaltschaft mittlerweile eingestellt.

Mangel an Beweisen? Video als entscheidender Faktor

Ob es ohne das Video-Material zu einem Prozess gegen den aggressiven Polizisten gekommen wäre – Verhandlungstermin gibt es noch keinen -, ist fraglich. Eine rechtskräftige Verurteilung zu einer mehr als einjährigen Freiheitsstrafe hätte für den Beamten den automatischen Amtsverlust zur Folge. Die Strafgerichte scheuen sich aber nach wie vor, als Gewalttäter überführte Polizeibeamte dergestalt aus dem Verkehr zu ziehen.

Bewährungsstrafe trotz Gewaltanwendung löst Kontroversen aus

Erst vor zwei Monaten wurde am Wiener Landesgericht ein 31-jähriger Polizist nicht rechtskräftig des Amtsmissbrauchs für schuldig befunden, weil eine Überwachungskamera belegte, wie er in einem Schnellimbiss-Lokal in der Wiener Innenstadt einem Mann ohne nachvollziehbaren Grund zunächst einen heftigen Stoß mit dem Handballen versetzt und diesen mit Pfefferspray „eingenebelt“ hatte, ehe er ihn am Kopf packte und mit wuchtigen Stößen mit dem linken und mit dem rechten Knie ins Gesicht bedachte. Dafür setzte es zwölf Monate auf Bewährung – und damit punktgenau jene Sanktion, die nicht zwingend zum Amtsverlust führte. Der für diesen Fall zuständige Staatsanwältin reichte das nicht – sie legte gegen das erstinstanzliche Urteil noch im Gerichtssaal Rechtsmittel ein. (APA/red. 4.12.2023)

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