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/ ©Claudia Plattner / Träumerherz Fotografie
Deine Vulva als Deko für daheim: Viktoria Krug machts möglich
Über 1500 Vulva Statuen hat Viktoria bereits hergestellt.

Deine Vulva als Deko für daheim: Viktoria Krug machts möglich

Wenn Viktoria Krug über Vulven spricht, klingt es, als ob sie vom Wetter erzählt. Es ist normal und das sollte es auch sein. Weil es aber gesellschaftlich noch immer nicht so ist, hat sie vor vier Jahren „Vulvarium“ gegründet.

von Jasmin El-Ashi-Pöstinger
3 Minuten Lesezeit(669 Wörter)

Über 1.500 Vulva Statuen hat die Kärntnerin Viktoria Krug bereits gemacht. Mittlerweile lebt sie in Graz und ist international unterwegs, um Abdrücke von Vulven aus den verschiedenstes Ländern zu machen. „Wir lernen alles über die Funktion der Nase oder die der Ohren. Aber, dass die Klitoris zum Beispiel nicht nur ein kleiner Punkt ist, darüber redet fast niemand.“ Immerhin habe die halbe Bevölkerung eine Vulva, deswegen sollte man auch darüber sprechen, meint Viktoria. Und das so früh wie möglich.

Jede Pore ist zu sehen

Eine „Vulva Casting Sitzung“ dauert etwa eineinhalb Stunden. „Die meiste Zeit wird für das Kennenlernen und Eis brechen verwendet“, erklärt Viktoria. Das Abformen selbst dauert nur etwa zehn Minuten. Viktoria verwendet für ihre Abdrücke Alginat, die Masse, die auch Zahnärzte verwenden, um einen Gebissabdruck herzustellen. Mit Gipsstreifen erstellt sie dann ein Negativ der Vulva, welches später gegossen und fertig bearbeitet wird. Einzige Bedingung: Die Vulva muss enthaart sein. Es würde sonst nicht funktionieren. „Man erkennt dann jeder Pore ganz genau“, beschreibt Viktoria begeistert die fertigen Statuen.

Vielfältige Vulven

„Die Frauen kommen aus den unterschiedlichsten Gründen zu mir. Für mich gibt es zwei große Ziele in meiner Arbeit – einerseits geht es immer um die Person selbst, die zu mir kommt. Andrerseits geht es um die gesellschaftliche Aufklärung und das Feiern der Diversität.“ Viktoria formt auch Transmänner und nicht-binäre Personen ab. Sie selbst verrät, dass sie schon 27 Jahre alt war, als sie begriff, dass sie eigentlich keine Ahnung hat, wie andere Vulven aussehen „Mir war nicht klar, dass es so viele unterschiedliche Vulven gibt. Ich habe ja immer nur meine eigene gesehen.“ So wie ihr geht es vielen Frauen. Und so wie sie möchten viele Frauen das Thema Vulva enttabuisieren.

Deine Vulva als Deko für daheim: Viktoria Krug machts möglich
©Claudia Plattner / Träumerherz Fotografie
Die fertig gegossene Vulva wird von Viktoria nachbearbeitet.

Spannende Gespräche mit Besuchern dank der Vulva Statue

„Die Statuen stehen oft im Schlafzimmer oder irgendwo zwischen den Blumenstöcken auf der Fensterbank. Manche bauen sich sogar einen eigenen kleinen Altar dafür.“ Auch die Frage, ob man sie stehen lässt, wenn Besuch kommt, führt zu einem spannenden Prozess. Viktoria erzählt, sie selbst hatte einmal ein interessantes Gespräch mit zwei Heizungsinstallateuren, aufgrund ihrer eigenen Vulva Statue am „Kastl“: „Sie haben mich auf die Statue angesprochen. Wir hatten dann ein sehr offenes Gespräch über Vulven und auch die Herausforderungen der Männer mit ihren Penissen.“ Viktoria vergleicht das Gefühl der Frauen „perfekt sein zu müssen“ mit dem Vorurteil über die Männerwelt ständig zu wollen und zu müssen. Der Druck dahinter sei ähnlich, meint sie. Auch die Heizungsinstallateure haben ihr das bestätigt.

Keine Scham für Schamlippen

Die Unsicherheit der Männer, wenn es um die Größe ihres Penisses geht, stellt Viktoria der weiblichen Unsicherheit über die Beschaffenheit der Labien gegenüber. Viktoria spricht über Labien und meidet das Wort „Schamlippen“. Die Scham ist das, wogegen sie mit ihrer Arbeit ankämpft: „Wie soll man über selbstbestimmte Sexualität, Grenzen, Bedürfnisse, Verhütung und Glaubenssätze aufklären, wenn Vulven gar nicht existieren dürfen?“ Deswegen stellt sie die Fotos ihrer Vulva Statuen (natürlich nur mit der Einwilligung der jeweiligen Frau) auch gerne für Bildungsinstitutionen oder Gynäkologie-Praxen zu Verfügung.

Kritik ist ihr Ansporn

„Natürlich werden meine Statuen oft sexualisiert“, weiß Viktoria. Ihr ist bewusst, dass sie den Menschen einen lauten, großen Spiegel hinhält. Speziell von Frauen, die sich mit dem Thema noch nie auseinandergesetzt haben, komme eben manchmal Unverständnis. Sollten ihre Kunstwerke negative Gefühle auslösen, rät sie dazu, sich zu überlegen, wie es sein kann, dass man seit vielen Jahren selbst mit einer Vulva lebt und es trotzdem als unangebracht und schlimm empfindet, wenn jemand im nicht-sexualisierten Kontext aufklären möchte. Persönlich nimmt sie sowas jedenfalls nicht. „Für mich ist das eher ein Ansporn, weiterzumachen.“

Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 15.02.2024 um 11:06 Uhr aktualisiert
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